27.05.2014 10:48 Uhr

WM 1974: Niederlande hatten Terrorangst

Der KNVB fürchtete 1974 die Entführung von Cruyffs Kindern
Der KNVB fürchtete 1974 die Entführung von Cruyffs Kindern

Kindesentführer und arabische Terroristen fürchtete der niederländische Fußballverband KNVB während der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Das steht in vom nationalen niederländischen Archiv (Nationaal Archief) in Den Haag freigegebenen Dokumenten des KNVB.

So wandte sich der damalige KNVB-Vorsitzende Henk Burgwal in einem vertraulichen Brief am 10. Januar 1974 an den DFB-Präsidenten Hermann Neuberger, um drastische Sicherheitsmaßnahmen mit den deutschen Behörden abzusprechen.

In der Zeit der ersten großen Erdölkrise vertraut Burgwal seinem deutschen Kollegen an, dass sie (die Niederländer, d.Red.) nicht so gute Freunde der Araber seien. Dadurch könnten zum Beispiel die Kinder des Mannschaftskapitäns Johan Cruyff entführt werden, hieß es in dem Schreiben. Der KNVB hatte 1974 Drohbriefe erhalten, die gegen Cruyff gerichtet waren.

Durch die Sicherheitsmaßnahmen, die das deutsche Organisationskomitee traf, hatte der KNVB beschlossen, während des gesamten Turniers mit der Mannschaft in Deutschland zu verbleiben und nicht zwischendurch in die Heimat zurückzureisen. 

Das Drama von 1972 wirkte nach

Obwohl diese Maßnahmen nicht öffentlich bekannt gemacht wurden, sorgte sich der KNVB weiter um die Sicherheit der Spieler. Nach dem Geiseldrama der Olympischen Spiele 1972 in München unternahmen die deutschen Behörden alles, um die Sicherheit der teilnehmenden Teams an der WM 1974 zu garantieren.

Der KNVB vereinbarte umfangreiche Maßnahmen, um Sicherheitsrisikos auszuschließen. Der Fahrer des Mannschaftsbusses war ein geschulter Bundeswehrsoldat. Beim Aufenthalt des Teams im Waldhotel Krautkrämer in Hiltrup wurde der Bus nach Gebrauch in einer sieben Kilometer entfernten hermetisch abgeschlossenen Polizeigarage geparkt.

Auch wurden alle Anrufe aufgenommen, um im Falle des Falles anonyme Anrufer aufspüren zu können. Der KNVB verlangte auch, dass ein deutscher Polizist in Zivil rund um die Uhr bei der Elftal auf Kosten der deutschen Behörden verblieb. Auch Autogrammjäger wurden von der Polizei in Zivil und in Uniform überwacht.

Polizisten überall

Aus Sicherheitsgründen wurden die Spieler in der obersten Etage des Hotels untergebracht. Die anderen Hotelgäste erhielten besondere Ausweise, die von einem für diese Aufgabe freigestelltem Portier kontrolliert wurden. 

Das Hotel wurde von der Außenwelt abgeschottet. Auf Anraten der deutschen Polizei mussten zwei nordafrikanische Hotelmitarbeiter während der WM Zwangsurlaub nehmen. Einen Beweis, dass sie Kontakt zur Terrorszene hatten, gab es indes nicht.

Das Oranje-Team um Superstar "König Johan" Cruyff verlor das WM-Endspiel in München gegen Gastgeber Deutschland trotz einer 1:0-Führung mit 1:2.

sid