24.06.2014 13:34 Uhr

Brasilien liegt Superstar Neymar zu Füßen

Neymar hat die Fans bisher nicht enttäuscht
Neymar hat die Fans bisher nicht enttäuscht

Zumindest ein Superstar der WM ist im bisherigen Turnierverlauf nichts schuldig geblieben. Brasiliens Aushängeschild Neymar führte seine Mannschaft am Montag in Brasilia mit einem Doppelpack zum 4:1 gegen Kamerun und damit ins Achtelfinale. Der 22-Jährige übernahm mit vier Treffern die Spitze der WM-Schützenliste und zeigte bisher starke Leistungen.

Von seinen Kollegen gab es höchstes Lob. "Er ist geboren, um Fußball zu spielen. Er denkt nicht darüber nach, wo er ist. Er will nur glücklich sein auf dem Platz und es genießen", erklärte Außenverteidiger Dani Alves.

Neymar wirbelt bei dieser WM so lässig und leichtfüßig über den Rasen, als kicke er gerade für einen Werbespot. Halb Brasilien sieht ihn schon seit Monaten als den großen Protagonisten des Turniers. Ganz Brasilien hofft, dass Neymar da Silva Santos Junior den WM-Gastgeber zum sechsten Titel schießt.

Der gewaltige Druck beim Heimturnier macht Neymar offensichtlich nichts aus. "Da ist kein Druck, wenn du einen Traum wahr machen kannst. Heute spiele ich die Spiele, von denen ich geträumt habe", sagte der Profi des FC Barcelona. Seine Mitspieler vermittelten beim Pflichtsieg gegen Kamerun einen weniger entspannten Eindruck. "Wir waren ein bisschen nervös. Wir haben es zu eilig, etwas zu zeigen", meinte Teamchef Luiz Felipe Scolari.

Weltklassespieler machen den Unterschied

Neymar hingegen wirkte rundum zufrieden. "Ich glaube, das Wichtigste ist, dass die ganze Mannschaft heute ihr bestes Spiel gemacht hat. Nicht nur das Ergebnis war gut, sondern auch die Art und Weise." Wenige Stunden später postete der Jungstar auf Facebook ein Foto seines Torjubels mit den Worten: "Obrigado Senhor!! Thank You Lord!!" - "Danke, Gott!"

Ob Brasilien völlig von Neymar abhängig ist? "So wie Argentinien von Messi abhängt, aber das ist okay", sagte Scolari. Weltklassespieler würden eben den Unterschied ausmachen, erklärte er und lobte seinen Top-Spieler: "Er antizipiert immer besser."

Auch mit der gesamten Mannschaftsleistung war Scolari nicht unzufrieden. "Wir haben uns gesteigert, aber wir müssen uns weiter steigern", erklärte "Big Phil" im Hinblick auf den Achtelfinal-Schlager am Samstag gegen die Chilenen. "Ich hätte einen anderen Gegner lieber gehabt. Sie spielen mit List, Ablenkungsmanövern, Qualität und Organisation", sagte Scolari über Arturo Vidal und Co.

Allerdings ist Chile laut Statistik ein gern gesehener Gegner der Selecao. Zum vierten Mal trifft Brasilien in einer WM-K.o.-Runde auf die "Roten", alle bisherigen drei Duelle gewann der Rekordchampion. Zum ersten Mal vor 52 Jahren - bei der Heim-WM der Chilenen.

1962 ermittelten Brasilien und Chile im Halbfinale einen der beiden Endspielteilnehmer. Brasilien gewann in Santiago de Chile mit 4:2, zog ins Finale ein und feierte die erfolgreiche Titelverteidigung und den zweiten WM-Triumph nach 1958. Chile gewann das kleine Finale und wurde Dritter. 1998 trafen sich beide wieder in einem K.o.-Spiel, diesmal bereits im Achtelfinale. Das Ergebnis war beim 4:1 für Brasilien eindeutig. Vor vier Jahren setzten sich die Brasilianer wieder im Achtelfinale klar mit 3:0 durch.

An die K.o.-Runde musste Kamerun schon vor dem Brasilien-Match keinen Gedanken mehr verschwenden. Die Afrikaner treten mit einer Bilanz von drei Niederlagen und 1:9 Toren die Heimreise an, Teamchef Volker Finke will dennoch weitermachen. "Ich habe einen Vertrag, ich werde meinen Job machen", kündigte der bis 2015 unter Vertrag stehende Deutsche an. "Wir müssen uns jetzt auf den Afrika-Cup 2015 in Marokko konzentrieren."

Ob Finke wirklich im Amt bleibt, ist aber fraglich, denn die Kritik wächst nach dem desaströsen Abschneiden der Kameruner. Bei der WM liefen viele seiner Spieler konzeptlos und undiszipliniert über den Platz. "Man fragt sich, was man falsch gemacht hat", sagte Finke. Er will nun auf Zeit spielen und wohl warten, bis der Unmut in Kamerun abschwillt. "Wir müssen in drei, vier Wochen nach der WM analysieren", sagte der Coach. "Wir müssen nach den Gründen suchen, wieso eine gute Vorbereitung so schlecht ausgeht."

Selbstzweifel zeigte Finke nicht. "Ich bin überzeugt von meiner Wahl", sagte er zu seinen Aufstellungen und schob noch hinterher: "Ich bin kein Neuling." Aber der Teamchef bekam die Probleme nicht in den Griff. Fast schon traditionell gab es einen Prämienstreit, Streikandrohungen und eine verspätete Anreise. Im Gedächtnis geblieben sind von Kameruns Auftritt in Brasilien zudem die Handgreiflichkeiten der eigenen Spieler untereinander bei der Niederlage gegen Kroatien.

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apa