15.05.2015 09:27 Uhr

Felix Passlack: Fast auf dem Sprung

Will hoch hinaus: U17-Nationalspieler Felix Passlack
Will hoch hinaus: U17-Nationalspieler Felix Passlack

Felix Passlack von Borussia Dortmund sorgt bei der U17-EM für Furore und führte den deutschen Nachwuchs ins Viertelfinale gegen Spanien (Freitag 18:00 Uhr/im weltfussball-Liveticker). Spielweise und Werdegang des Youngster erinnern an Mario Götze. Auf dem Weg zu den Profis muss das Riesentalent aber noch Geduld haben.

15 Punkte, 18:26 Tore und der vorletzte Tabellenplatz: Borussia Dortmund hatte gerade die schlechteste Hinrunde seiner Bundesligageschichte absolviert und war vom Bayern-Jäger zum Abstiegskandidaten geworden. Das Januar-Trainingslager in La Manga wurde im Vorfeld nicht ganz zu Unrecht zur vielleicht letzten Chance auf eine Wende für Jürgen Klopp und sein Team hochgejazzt.

Nichtsdestotrotz beorderte der Trainer gleich mehrere Spieler aus der Nachwuchsabteilung mit nach Spanien. Felix Passlack, einer dieser vielversprechenden Hoffnungsträger für die Zukunft des Klubs, fiel in den neun Tagen von La Manga besonders auf. Nicht nur aufgrund der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeiten zum letzten BVB-Megatalent, dem 2013 unter großem Getöse nach München abgewanderten Mario Götze.

Ein geborener Führungsspieler

Unter der spanischen Sonne setzte der Youngster dank seines Könnens und seiner Unbekümmertheit auch fußballerisch eine Duftmarke. "Felix macht das hervorragend, fügt sich gut ein. Auf dem Platz ist er frech", schwärmte Routinier Sebastian Kehl vom fast 20 Jahre jüngeren Teamkollegen. Beobachter zeigten sich vor allem dadurch beeindruckt, dass sich Passlack in den Testspielen nicht scheute, seinen wesentlich erfahreneren Nebenleuten taktische Anweisungen zu geben.

Ohnehin verfügt der Dortmunder über beeindruckende Leader-Qualitäten – eine Eigenschaft, die er dem jungen Götze voraus hat. "Felix ist sehr weit für sein Alter und lebt Führungskompetenzen aus", erklärt U17-Nationaltrainer Christian Wück bei "goal.com". Die logische Folge: Passlack fungiert bei den BVB-Junioren und auch in der DFB-Auswahl als Kapitän.

Vom Außenverteidiger zum Torjäger

Bei der gerade laufenden Endrunde in Bulgarien zählt Passlack zu den auffälligsten Akteuren überhaupt. Drei Treffer gelangen ihm in den bisherigen drei Partien, zudem gab er eine Torvorlage. Beachtliche Zahlen, wenn man bedenkt, dass er erst in der laufenden Saison zum Offensivspieler umfunktioniert wurde und davor als Außenverteidiger zum Einsatz kam.

Dass er seine Stärken vor allem im Vorwärtsgang hat, bewies Passlack in dieser Spielzeit auch in der gerade pausierenden B-Junioren-Bundesliga West: 16 Mal netzte er dort in 21 Partien ein. Sein spektakuläres Fallrückziehertor aus dem Ligaspiel gegen die U17 von Fortuna Düsseldorf war sogar bei der Wahl zum Tor des Monats April nominiert.

Passlacks niedriger Körperschwerpunkt und seine starke Ballbehandlung verleihen ihm eine große Dynamik, mit der viele seiner gleichaltrigen Gegenspieler schlichtweg überfordert sind – und erinnern wiederum an Götze im selben Alter.

Königsblau im Herzen, schwarzgelbes Trikot

Ähnlich wie der WM-Finaltorschütze von 2014 scheint Passlack zudem einen gewissen Karriereplan zu verfolgen. Der bekennende Schalke-Fan entschied sich vor drei Jahren gegen ein Angebot der Königsblauen und stattdessen für den Wechsel von Rot-Weiß Oberhausen zum BVB, der damals gerade zweimal in Folge Deutscher Meister geworden war. Ein Probetraining bei den Schwarzgelben überzeugte ihn. "Ich habe mich sofort wohlgefühlt und hatte das Gefühl, dass die mich wirklich wollen", erinnert er sich.

Ob Passlack nach seiner Rückkehr aus Bulgarien für die kommende Spielzeit allerdings bereits eine echte Perspektive im Dortmunder Profiteam hat, ist fraglich. Während Götze 2009 schon mit 17 Jahren und fünf Monaten zu seinem Bundesligadebüt kam und sich in Windeseile als Stammkraft etablierte, sind die Vorzeichen für Passlack auch aufgrund der völlig veränderten sportlichen, finanziellen und personellen Situation der Borussia andere.

Geduld ist gefragt

Einer tragende Rolle beim starbesetzten Champions-League-Aspiranten und selbsternannten "zweiten Leuchtturm" des deutschen Fußballs dürften vor allem Passlacks ausbaufähiges Verhalten bei der Arbeit gegen den Ball und seine manchmal überhastete Spielweise noch im Wege stehen. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich der Trainerwechsel vom bekennenden Passlack-Fan Jürgen Klopp hin zu Thomas Tuchel auswirkt. Geplant ist, dass der Hochbegabte in der kommenden Spielzeit zunächst ganz regulär in die A-Jugend aufrückt, um sich dort weitere Sporen zu verdienen – zwischenzeitliche "Schnupperkurse" in der ersten Mannschaft nicht ausgeschlossen.

Dass die Borussia jedoch mittel- bis langfristig mit Passlack plant, ist kein Geheimnis. "Felix ist eines unserer größten Talente", betonte Sportdirektor Michael Zorc in La Manga gegenüber der "Bild". Jugendkoordinator Lars Ricken bescheinigte Passlack kürzlich bei der Bekanntgabe von dessen Vertragsverlängerung bis 2018 eine "überaus positive Entwicklung". Geht diese so weiter wie in den letzten Monaten, dürfte Passlack in Zukunft von sich reden machen. Noch ist er allerdings nur fast auf dem Sprung.

Mehr dazu:
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>>U17-EM: Passlack führt DFB-Kader an

 

Tobias Knoop