14.11.2015 08:00 Uhr

Der steile Aufstieg des Karim Onisiwo

Karim Onisiwo ist neu im Kreis der Nationalmannschaft
Karim Onisiwo ist neu im Kreis der Nationalmannschaft

Landesliga, Regionalliga, Erste Liga, Bundesliga und jetzt Nationalmannschaft: Karim Onisiwo hat in den vergangenen Jahren einen steilen Aufstieg hingelegt und ist nun sogar EM-Kandidat. Dabei musste der 23-Jährige einen nicht alltäglichen Umweg hinlegen.

Als der Flügelflitzer vom SV Mattersburg am Freitag beim ÖFB-Medientermin im Real Club de Golf Campoamor in Orihuela erschien, zeigte er sich "froh und glücklich über die tolle Aufnahme im Kreis der Nationalmannschaft. Es ist schön, dass meine Leistungen auch vom Teamchef wahrgenommen werden und ich mich hier präsentieren darf."

Vielleicht darf sich Onisiwo auch im letzten Länderspiel des Jahres am Dienstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen die Schweiz im Ernst Happel-Stadion als Team-Debütant präsentieren. Dabei wählte er eine Karriereplanung, die sich gravierend von der vieler Profikollegen unterscheidet.

"Ziemlich früh in den Erwachsenenfußball"

"Ich bin damals aus der Austria Akademie abgesprungen. Es war mit meiner Familie abgesprochen und ich habe den harten Weg gewählt. Ich bin mit 16, 17 ziemlich früh in den Erwachsenenfußball gekommen und habe gelernt mich durchzusetzen. Da gab es schon ein paar Riegel, die dagegen halten. Da wird man körperlich sehr stark", beschrieb er gegenüber weltfussball seine ungewöhnliche aber vielleicht gerade dadurch erfolgreiche Ausbildung.

"Ich habe immer daran geglaubt, dass ich den Sprung schaffen kann. Es ist dann schnell gegangen, weil ich die richtigen Schritte gesetzt habe. Aber hinter jedem Aufstieg steckt viel harte Arbeit und Professionalität dem Sport gegenüber", sagte der Wiener, der seit seiner Kindheit einen im Team herausstechenden Namen als Bekannten hat.

Väter von Onisiwo und Alaba als gute Bekannte

"Der Papa von David Alaba und mein Vater stammen beide aus Nigeria. Dadurch kennen auch wir zwei uns schon länger. Durch seinen Wechsel nach München ist der Kontakt dann etwas weniger geworden, aber es war sehr schön ihn jetzt hier bei der Nationalmannschaft zu treffen."

Onisiwo, der im zehnten Wiener Gemeindebezirk neben dem FavAC-Platz aufwuchs, hinterließ im Teamtraining in Spanien aber nicht nur bei Alaba einen sehr guten Eindruck. Der Neuling war in den Einheiten sehr präsent, immer wieder gab es Lob auch von den anderen Kollegen. "Natürlich freut mich das. Ich war vom ersten Tag an gut integriert und konnte mir jederzeit Tipps vom Teamchef und den Mitspielern holen. Es gibt hier schließlich extrem viele Legionäre und Spieler, die schon viel erreicht haben."

Bei Schnelligkeit und Physis herausragend

Seine Vorzüge beschreibt er selbst mit "Schnelligkeit und Stärke in Eins gegen Eins Situationen. Ich suche diese Duelle." Dabei hilft ihm auch seine enorme Physis. Der "Spätstarter", der über den SV Straßwalchen (Salzburger Landesliga), Austria Salzburg (Regionalliga West) und den SV Mattersburg (Erste Liga sowie Bundesliga) den Durchbruch schaffte, weiß aber auch wo er sich noch steigern kann: "Der Teamchef hat mich im taktischen Bereich herangeführt, im Nationalteam läuft es doch ein wenig anders ab."

Spätestens durch seine starken Auftritte im Oberhaus wurden auch andere Vereine auf Onisiwo aufmerksam. Zudem gab es zuletzt Diskussionen über seine Vertragsgestaltung, Mattersburg-Boss Martin Pucher bestätigte "einen Auffassungsunterschied" bei der vom Aufsteiger gezogenen Verlängerung bis 2017.

"Mattersburg war nach Austria Salzburg ein richtig guter Schritt für mich. Ich habe noch Vertrag und gute Jahre vor mir. Man hört zwar von Interessenten, aber ich schaue, dass ich meine Leistung bringe", gab sich das "Objekt der Begierde" zurückhaltend. Heimo Pfeifenberger ("Der Bursche ist eine Naturgewalt!") und Rekord-Teamspieler Andreas Herzog schwärmten zuletzt im "Sportmagazin"-Doppelinterview in den höchsten Tönen von Onisiwo.

"Der fährt ein Programm! Mein Vater will ihn schon ewig zu Rapid holen, aber die schaffen's anscheinend nicht, ihn zu kriegen", meinte Herzog noch vor der Teamberufung des Mattersburg-Juwels.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Orihuela