12.11.2015 08:00 Uhr

Sebastian Prödl hat wieder Spaß gewonnen

Sebastian Prödl hat nicht nur den Ball fest im Blick
Sebastian Prödl hat nicht nur den Ball fest im Blick

Sebastian Prödl hat wieder Spaß am Fußball gewonnen. Sein Wechsel in die englische Premier League zu Watford und sein zurückerkämpfter Platz im Nationalteam machten den Innenverteidiger große Lust auf mehr. "Ich habe in London gemerkt, wie sehr ich diesen Sport liebe", erklärte der 28-Jährige beim ÖFB-Trainingscamp in Orihulea.

Geht es nach den Eindrücken beim Training am Mittwochnachmittag dann ist der Steirer in der zentralen Defensive zum neuen Partner von Aleksandar Dragović aufgestiegen. Für Martin Hinteregger bleibt nicht nur durch seine schwierige Situation bei RB Salzburg vorerst wahrscheinlich nur die Rolle als Ersatzspieler.

Wenn Marcel Koller beim letzten Länderspiel des Jahres am 17. November (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen die Schweiz im Ernst Happel-Stadion seiner momentanen "Einserformation" vertraut, dann heißt diese nach den ersten Einheiten in Spanien wohl: Özcan - Klein, Prödl, Dragović, Fuchs - Baumgartlinger, Alaba - Jantscher, Sabitzer, Arnautović - Janko.

Diese Elf stand im Taktik-Test mit Schwerpunkt auf früher Balleroberung und Pressing der "B-Garnitur" Lindner/Lukse - Garics, Hinteregger, Wimmer, Suttner - Ilsanker, Gucher - Onisiwo, Hinterseer, Kainz - Okotie gegenüber.

Prödl seit 17. Oktober ohne Ligaeinsatz für Watford

Für Prödl deutet also alles auf einen Platz in der ÖFB-Startelf hin, ein für ihn beim Verein zuletzt verlorener Luxus. Nach seinem Wechsel von Werder Bremen zu Watford erarbeitete sich der Steirer zunächst einen Stammplatz und war in den ersten neun Runden in der Premier League immer im Einsatz.
>> Die Liga-Einsätze von Sebastian Prödl bei Watford

Seit der 0:3-Heimniederlage am 17. Oktober gegen Arsenal ("Ein Spiel in dem wir mehr als nur ebenbürtig waren und durch zehn magische Minuten von Arsenal verloren") hat der großgewachsene Abwehrspieler jedoch kein Pflichtspiel mehr bestritten. "Ich bin dennoch ruhig geblieben, weil ich weiß, dass ich in guter Form bin", meinte Prödl.

Die Begründung von Watford-Coach Quique Flores für den Wechsel in der Innenverteidigung hieß: "Er denkt, ich brauche eine Pause, um das ganze Jahr in der Premier League durchzustehen."

"So eine komische Situation habe ich noch nie erlebt"

Der Grazer gestand auch, dass er "so eine komische Situation zuvor noch nie erlebt hat." Watford punktete "über den Erwartungen, hatte einen sehr guten Start, die Leistungen passten, aber trotzdem verändert der Trainer die Aufstellung." Dennoch zeigt sich Prödl darüber nicht beunruhigt: "Mein Körper hat sich mehr gefreut als meine Psyche, dass er einmal eine Pause bekommt."

Durch die reduzierte Belastung soll er auch in der spielintensiven Weihnachtsphase voll da sein. Da geht es für den Aufsteiger von 20. Dezember bis 2. Jänner gegen Liverpool, Chelsea, Tottenham und Manchester City. "Viele Weihnachtsgeschenke werden da nicht unter dem Baum liegen."

"Wenn du grätscht, glaubst du, die Fans grätschen mit dir"

Neben baldigen erneuten Einsätzen beim Verein würde sich der England-Legionär aber natürlich auch über ein weiteres Länderspiel freuen: "Ich schaue nicht auf die Probleme eines Konkurrenten, sondern nur auf mich. Wir haben vier starke Innenverteidiger. Auch im Nationalteam habe ich mich nach meiner Pause, wo ich nur Ersatz war, wieder gut eingefügt."

"Ich habe mit Leistung bewiesen, dass man sich auf mich verlassen kann. Ich bin viel gelassener als vor ein paar Jahren", versichert er gegenüber weltfussball. Die Fans in England haben Prödl zudem ebenso ins Herz geschlossen wie er sie: "Wenn du grätscht, dann glaubst du, sie grätschen mit dir."

Auf der einen Seite öfters Besuch aus der Heimat in London ("Das Gästezimmer ist gut gebucht") und andererseits die Anonymität der englischen Millionen-Metropole mit dem Vorteil sich unerkannt bewegen zu können, haben für einen neuen Wohlfühlfaktor gesorgt. Sebastian Prödl genießt sein Leben als Profi und hat wieder großen Spaß am Fußball.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Orihuela