23.05.2016 11:05 Uhr

Rakitić: "Ziel ist der EM-Titel"

Ivan Rakitić (l.) will mit Kroatien den EM-Titel
Ivan Rakitić (l.) will mit Kroatien den EM-Titel

Bislang ist die Karriere des Ivan Rakitić das Sinnbild des Januskopfes. Mit dem FC Barcelona erreichte er auf Klubebene alles. Mit der kroatischen Nationalmannschaft hingegen ist seine Bilanz zum Weggucken. Das soll sich ändern.

20.06.2008, 122. Minute im Viertelfinale der Europameisterschaft zwischen Kroatien und der Türkei. Semih Sentürk schießt den 1:1-Ausgleich und rettet die Türken ins Elfmeterschießen. Ivan Rakitić tritt als dritter Elfmeterschütze an - und verschießt. Die Türkei kommt weiter und trifft im Halbfinale auf die Deutschen. "Das war der schwierigste Moment meiner Karriere. Am liebsten hätte ich mich da in einer dunklen Ecke verkrochen", gesteht Rakitić knapp acht Jahre später im "kicker"-Interview.

Mittlerweile hat der Mittelfeldakteur das Trauma scheinbar überwunden. Mit dem FC Sevilla gewann er 2014 die Europa League. Nach dem Wechsel zum FC Barcelona holte er dort in einer Rekordsaison gleich fünf Titel: Klub-Weltmeisterschaft, Super Cup, Spanischer Pokal, Spanischer Meister und die Champions League. Dennoch, ein Makel bleibt: mit den "Karierten" gewann er bislang nichts.

"Ziel: Titel gewinnen"

Die Viertelfinalteilnahme 2008 war bis heute die beste Platzierung der Kroaten bei einer WM- oder EM-Endrunde in diesem Jahrtausend. Fünfmal in der Gruppenphase war in der Gruppenphase Schluss. Zweimal konnte man sich gar nicht erst qualifizieren. Doch bei der Europameisterschaft in Frankreich soll nun die Wende folgen. Die kroatischen Ambitionen verkörpert Rakitić dabei wie kein anderer. "Mein Ziel ist, bis zum Ende dabei zu sein und den Titel zu gewinnen", gibt der 28-Jährige die Marschrichtung vor. 

Man habe eine junge und hungrige Mannschaft und wolle den Fans etwas bieten, erläutert er. "Viele Spieler spielen in tollen Klubs in Europa." In der Tat spielen 19 der 27 Akteure aus dem vorläufigen EM-Kader nicht mehr in der kroatischen Profiliga sondern bei europäischen Vereinen wie Real Madrid, Juventus Turin oder eben Barcelona. 

Mit einem Erfolg bei der EM 2016 würde die Generation um Luka Modrić, Mario Mandžukić, Mateo Kovačić und Rakitić wohl auch aus dem Schatten der Helden von 1998 treten. Damals belegte man bei der WM in Frankreich sensationell den dritten Platz. Das allerdings müsse man mit Taten zeigen, nicht mit Worten, so Barças Stratege. "Bis das nicht der Fall ist, sind wir nicht mal nahe dran an der damaligen Generation", stellt Rakitić klar.

Vertrauen zurückgeben

Seine Rolle sieht er dabei flexibel: "Wichtig ist, dass wir alle miteinander funktionieren. Wir müssen eine Maschine werden." Das Prunkstück der Nationalelf ist das Mittelfeld um Luka Modrić von Real Madrid und Rakitić. Wer den offensiven und wer den defensiven Part übernehme sei letzten Endes egal, so der Blondschopf. "Die Rolle, die Luka bei Real spielt, ist ein wenig zurückgezogener als meine bei Barça. Das ist auch Lukas Spielar", erklärt er. Man könne sich aber auch abwechseln, mal der eine, mal der andere. Ein Rädchen müsse ins andere greifen.

Für ihn persönlich gehe es auch darum den Menschen in Kroatien das Vertrauen zurückzugeben. Dort hatte man ihn zuletzt zum Fußballer und Sportler des Jahres gewählt. "Das ist ein sehr großes Kompliment. Meine Landsleute sollen merken, wie wichtig mir diese beiden Titel sind. Auch dafür werde ich alles geben in Frankreich", schickt Rakitić ein Versprechen Richtung Heimat.

Zum Auftakt geht es für die Kroaten ausgerechnet gegen die Türkei. So etwas möchte er nicht noch mal erleben, sagt die "Rakete". "Ich möchte diese Erinnerung an die Türkei beenden und durch etwas Positives ersetzen." Die nötige Qualität hat die Nationalmannschaft. Allen voran aber Ivan Rakitić. Der hätte dann auch was vor diesen Sommer: "Da wird sich was finden. Am besten eine Feier mit Kroatien."

Simon Lürwer