30.06.2016 10:43 Uhr

Balotelli: Vom Held zum Buhmann

Auf dem Gipfel des Erfolgs: Vor vier Jahren schoss Mario Balotelli Deutschland im Alleingang ab
Auf dem Gipfel des Erfolgs: Vor vier Jahren schoss Mario Balotelli Deutschland im Alleingang ab

Mario Balotelli bleiben momentan nur noch die Erinnerungen. Den EM-Auftritt der Azzurri verfolgt der Skandal-Profi im TV. Dabei ist es gerade einmal vier Jahre her, dass das einstige Wunderkind Deutschland abschoss.

Wenn die Squadra Azzurra am Samstag zum EM-Viertelfinale gegen Deutschland antritt, wird der ausgebootete Nationalspieler wohl vor dem Fernseher sitzen. Zeit genug, um sich mit der Fan-Gemeinde auf Instagram noch einmal an den bislang größten Moment seiner Karriere zu erinnern: Den 2:1-Sieg Italiens gegen Deutschland im EM-Halbfinale vor vier Jahren.

Mit zwei Toren wurde Balotelli damals im Nationalstadion von Warschau zum EM-Helden und zum Deutschland-Schreck. Mit Bildern und Videos erinnerte er nun an seine Tore gegen Deutschland vor vier Jahren, als Balotellis Bodybuilder-Jubelpose am Tag danach die Titelseiten aller italienischen Zeitungen zierte. "Lasst uns sie respektieren, aber noch einmal fertig machen", forderte Balotelli auf Instagram, nachdem das Viertelfinal-Duell feststand. Bereits zuvor hatte er kleinlaut zugegeben: "Ich hätte es geliebt, in Frankreich dabei zu sein."

Vom Hoffnungsträger zum Ballast

Doch die Chance auf einen Platz im 23-Mann-Kader von Nationaltrainer Antonio Conte hat der 25-Jährige in den vergangenen Jahren selbst verspielt. 2012 in Warschau war Mario Balotelli der strahlende Held, eines der ganz großen Talente des italienischen Fußballs, die Zukunft der Squadra Azzurra schien dem wuchtigen Stürmer zu gehören.

Statt mit guten Leistungen machte Balotelli danach jedoch vor allem mit Skandalen auf sich aufmerksam. Mit der Nationalelf spielte Balotelli 2014 in Brasilien eine katastrophale WM, unter dem neuen Nationaltrainer Antonio Conte machte er seitdem kein Spiel mehr. Beim FC Liverpool erzielte er in seiner ersten Saison gerade einmal ein Premier-League-Tor, auch nach einer Ausleihe zu seinem Ex-Club AC Mailand wurde es nicht besser, nur einmal traf er in der Serie A.

Breitseite von Conte

Dazu kamen die ständigen Skandale und Eskapaden des extrovertierten Enfant terrible. "Ich bin nicht so eingebildet, mich für besser als andere große Trainer zu halten: Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass sie es nicht geschafft haben, Balotelli zu ändern", erklärte Conte, der statt Ausnahmekönnern wie Balotelli bei dieser EM auf eine eingeschworene Gruppe voller einsatzfreudiger und laufbereiter Spieler setzt, die sich alle in den Dienst der Mannschaft stellen.

Ob Balotelli seine Karriere noch einmal in Schwung bringen kann, ist mehr als fraglich. Der AC Mailand scheint kein Interesse zu haben, den Stürmer weiterzubeschäftigen. Ob er eine Zukunft beim FC Liverpool hat, ist genauso offen. Und von anderen prominenten Interessenten ist derzeit nichts bekannt.