20.07.2016 15:59 Uhr

Klopp: S04 hat "großes Entwicklungspotenzial"

Klopp findet auf alle Fragen die richtigen Antworten - immer
Klopp findet auf alle Fragen die richtigen Antworten - immer

Jürgen Klopp ist sehr glücklich in Liverpool, das unterstrich er erst kürzlich mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2022. Auf einer deutschen Trainerbank werden wir den Dortmund-Meister-Macher wohl nicht mehr allzu schnell sehen. Allerdings heißt das nicht, dass der fußballverrückte Coach die Bundesliga nicht weiterhin interessiert verfolgt. Nun äußerte sich der 49-Jährige zum Bundesliga-Geschehen und auch über die Nachwirkungen der EM in England konnte "The normal one" berichten.

In einem Interview der "Welt" wurde Kloppo auf die schwache Qualität der meisten EM-Spiele angesprochen. Der Liverpool-Coach brachte es auf den Punkt: "Das ist doch völlig normal. Mehr Mannschaften führen dazu, dass beispielsweise Island und Wales eine tolle Rolle spielen können. Fußball hat viele verschiedene Facetten – eine davon ist, dass relativ viele Mannschaften mittlerweile gut verteidigen und schnell umschalten können." Er sieht die einzige Gefahr für den Fußball in den Funktionären, die diese "fantastische Sportart" selbst nicht gespielt haben.

Natürlich kam auch das peinliche EM-Aus der Engländer zur Sprache. In Liverpool habe Klopp von der Stimmung her keine negativen Einflüsse wahrgenommen. Er lieferte auch prompt eine Erklärung dafür. "Außerdem haben meine Jungs gegen Island nicht gespielt, außer Daniel Sturridge. Also: Wir sind nicht rausgeflogen – Tottenham ist rausgeflogen", scherzte der Coach der Reds.

Kein Selbstläufer für die Bayern

Die Bundesliga ist seit Jahren fest in der Hand der Bayern. Die Münchner dominieren Deutschlands höchste Spielklasse nach Belieben. Jürgen Klopp glaubt aber nicht, dass der Titelkampf bereits vor der Saison entschieden ist. "Es ist noch niemand fünfmal in Folge Meister geworden. Wichtige Spieler wie Thomas Müller und Robert Lewandowski brauchen jetzt erst mal Urlaub, das war während der EM zu sehen", sagte der Fußballehrer. Jedoch stellte er auch klar, dass mit Carlo Ancelotti ein "neuer Trainer da ist, der viel Qualität und vor allem Erfahrung mitbringt". Bayern habe natürlich die höchste Wahrscheinlichkeit, Meister zu werden. "Doch davon abgesehen: Es wird immer wieder Chancen für andere Mannschaften geben, auch mal Meister zu werden", erklärte Klopp.

Gute Chancen räumte der ehemalige Bundesliga-Coach den Leverkusenern und Gladbach ein. Aber auch Schalke, den königsblauen Erzfeind der Dortmunder, hat er auf dem Zettel. Vor allem wegen seines Entdeckers und früheren Mentors, Christian Heidel, der nun die Geschehnisse bei S04 regelt. "Er hat sich da die größtmögliche Herausforderung herausgesucht. Doch ich befürchte, dass das richtig gut funktionieren kann, denn Christian ist zu außergewöhnlichen Dingen fähig", lobte er den neuen Schalke-Manager und fügte hinzu: "Er hat mit Markus Weinzierl einen sehr guten Trainer verpflichtet. Schalke hat eine extrem talentierte Mannschaft mit großem Entwicklungspotenzial. Wenn es nun auch noch Ruhe an den richtigen Stellen gibt, dann ist das sehr vielversprechend."

BVB-Wechsel waren verständlich

Selbstverständlich sieht er auch seinen Ex-Klub weit vorne, auch wenn beim BVB große Veränderungen vorgenommen wurden. Die Abgänge der drei Top-Stars kann Klopp nachvollziehen. "Ich finde es absolut in Ordnung, was Mats Hummels gemacht hat, auch wenn es sich komplett komisch anfühlt. Er war über acht Jahre in Dortmund, was will man von einem Spieler mehr verlangen? Er hat alles für den BVB gegeben. Dann zu sagen: O.k., ich möchte nochmal etwas anderes machen, halte ich für nachvollziehbar", sagte er zum Hummels-Wechsel.

Zudem habe İlkay Gündoğan schon lange den Gedanken mit sich getragen, sich zu verändern - mit seinem Wechsel "war zu rechnen", so Klopp. Und auch beim Thema Mkhitaryan war die Sache für ihn klar: "Wenn ein Spieler eine solche Saison spielt, wird ihm eine derartige Aufmerksamkeit zuteil. Es gibt plötzlich Möglichkeiten, von denen er vorher nicht zu träumen gewagt hat."

Seine Vergangenheit beim BVB wurde auch angeschnitten. Der Trainer blickte realistisch zurück: "Meine Aussage von damals war nicht allein auf die Mannschaft bezogen. Ich hatte sechs tolle Jahre in Dortmund, ein weniger tolles Jahr zum Schluss – wenn auch noch mit einem guten Abschluss. Aber es war normal, dass irgendwann einmal große Veränderungen herbeigeführt werden mussten. Ich wusste, dass diese Dortmunder Mannschaft ein Geschenk ist und dass der, der sie kriegt, Dankeschön sagen kann." Er wünschte seinem EX-Verein viel Glück für den anstehenden Umbruch. "Aber ich hoffe, dass die Menschen in Dortmund jetzt auch wieder eine andere Rolle einnehmen: Dass sie diesen Neuaufbau begleiten, indem sie wie eine gelbe Wand hinter dem Team stehen. Es wird sich lohnen", motivierte er die Schwarz-Gelben.