20.06.2017 12:34 Uhr

Goretzka "der beste Mann auf dem Platz"

Leon Goretzka bot gegen Australien eine starke Partie
Leon Goretzka bot gegen Australien eine starke Partie

Leon Goretzka war der große Gewinner beim Confed-Cup-Auftakt gegen Australien. Für seine überragende Leistung erhielt der Schalker auch ein dickes Lob von Joachim Löw.

Leon Goretzka stand im Kabinengang und machte Julian Draxler eine klare Ansage. "Jule, du musst heute das Stadion aufwecken", sagte der 22-Jährige angesichts der tristen Stimmung vor dem Confed-Cup-Auftakt gegen Australien zu seinem Kapitän. Draxler lieferte ein ordentliches Spiel ab, doch das Fischt-Stadion in Sotschi weckte Goretzka selber auf.

Der Schalker glänzte in seinem erst sechsten Länderspiel als Stratege, Vorbereiter und Torschütze. Der 22-Jährige war der überragende Mann auf dem Platz. Goretzka verzückte mit seinem bemerkenswerten Spielverständnis, seiner starken Technik und einem unnachahmlichen Gefühl für die Situation Joachim Löw, die Mitspieler und die wenigen deutschen Fans gleichermaßen.

"Er war sehr präsent und hat sehr viel gearbeitet, Zweikämpfe gewonnen in der Defensive, hat überragende Läufe in die Tiefe gemacht, das ist schwer zu verteidigen, wie man beim dritten Tor gesehen hat", sagte Bundestrainer Löw anerkennend. Der Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 beim 3:2 (2:1)-Erfolg gegen den Asienmeister war das erste Länderspieltor des S04-Profis.

Lob von Joshua Kimmich

Aber nicht nur deswegen war er ein wenig stolz auf seine eigene Leistung. Mit seinem schwarzen Rucksack und der schwarzen Mütze stand Goretzka nach dem Spiel völlig entspannt in den Katakomben. "Das", betonte der vom deutschen Rekordmeister Bayern München umworbene Schalker, "war auf jeden Fall mein erfolgreichstes Länderspiel."

Neben seinem Tor leitete er den ersten Treffer durch Lars Stindl ein und holte kurz vor der Halbzeit den im Anschluss von Draxler verwandelten Elfmeter heraus. "Für mich war Leon der beste Spieler auf dem Platz. Er hat ein super Spiel gemacht", lobte Mitspieler Joshua Kimmich.

Offensive Interpretation seiner Position

Löw hatte vor dem Start in die Mini-WM erklärt, dass er drei, vier, fünf Spieler hervorbringen wolle, die mit Blick auf das Unternehmen Titelverteidigung 2018 Druck auf seine etablierten Stars ausüben können. Goretzka ist ein heißer Kandidat. Seine Position im defensiven Mittelfeld interpretierte er sehr offensiv, das deutsche Spiel war damit schwer auszurechnen. Er könne sich mit dieser Position sehr gut identifizieren, so der 22-Jährige, weil er auf Schalke in diesem System lange gespielt habe. In dieser Phase sei die Mannschaft sehr erfolgreich gewesen.

Erfolgreich will Goretzka auch künftig in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes sein. "Als Führungsspieler musst du erst einmal deine Leistung abrufen. Das ist der erste Schritt, damit du ein Stück weit unantastbar bist. Dann kannst du anfangen, dich um andere zu kümmern und sie mitreißen. Ich bin gerade dabei, mir so einen Baustein aufzubauen", sagte der ehemalige Bochumer, der aber nicht abheben will: "Ich will nicht so vermessen sein, dass ich jetzt eine Führungsposition fordere. Ich werde auch in den kommenden Spielen versuchen, der Mannschaft zu helfen."

Verletzungsanfälligkeit durch Ernährungsumstellung gesunken

Lange Zeit tat sich Goretzka damit schwer. Das hatte weniger mit seinen fußballerischen Fähigkeiten zu tun, sondern mit seiner Verletzungsanfälligkeit, die er nach einer Ernährungsumstellung jetzt im Griff hat.

"Man sagt ja, der Darm ist das zweite Gehirn, und er hat bei mir aufgrund der Entzündungen nicht mehr richtig regulieren können, welche Stoffe vom Körper aufgenommen werden sollten. So wurden durch diese Entzündungen jegliche Regenerationsprozesse verlängert. Die Umstellung der Ernährung ließ die Entzündungswerte sinken. Seitdem bin ich viel schneller fit nach einem Spiel", sagte Goretzka zuletzt im "FAS"-Interview.

Schnell fit will er auch für das zweite Gruppenspiel gegen Chile am Donnerstag (20:00 Uhr MESZ) werden. Damit er auch die Kasan-Arena aufwecken kann.