02.07.2017 22:02 Uhr

Stindl ballert Deutschland zum Turniersieg!

Deutschland ist Confed-Cup-Sieger 2017
Deutschland ist Confed-Cup-Sieger 2017

Joachim Löws junge Himmelsstürmer haben ihren märchenhaften Ritt durch den Confed Cup mit dem historischen ersten Titelgewinn gekrönt.

Im hitzigen Finale der Mini-WM hielt das erstaunlich reife deutsche Perspektivteam dem Ansturm der Chilenen in einer Abwehrschlacht stand und triumphierte durch das goldene Tor von Lars Stindl mit 1:0 (1:0). Damit feierte der Deutsche Fußball-Bund in St. Petersburg nach dem EM-Titel der U21 am Freitag seinen zweiten Turniersieg innerhalb von 48 Stunden.

"Wie geil ist das denn?", jubelte der daheimgebliebene Weltmeister Mats Hummels bei Twitter. "Das ist wirklich wunderbar!", twitterte sogleich Mesut Özil. DFL-Präsident Reinhard Rauball gratulierte zu einem "weiteren großartigen Erfolg".

Bei der WM gegen den Fluch

Die WM-Generalprobe in Russland war besonders für den Bundestrainer ein Erfolg auf der ganzen Linie. Auf der Suche nach den Weltmeistern von morgen empfahlen sich Löw im Turnierverlauf besonders die dreifachen Torschützen Stindl, Leon Goretzka und Timo Werner, der vor dem Siegtreffer clever seinem Gegenspieler den Ball stibitzte (20.).

Der auch im Endspiel sichere Torhüter Marc-André ter Stegen ist nun die klare Nummer zwei hinter Manuel Neuer. Es gilt, 2018 einen "Fluch" zu bannen: Noch nie gewann ein Confed-Cup-Sieger die folgende WM. "Es ist ja schön, Regeln zu brechen", sagte Manager Oliver Bierhoff.

Chile legt los wie die Feuerwehr

Der letzte Schritt zum 8,6 Kilogramm schweren und 40 cm hohen Goldpokal war ein knallhartes Stück Arbeit. Chile überrannte die deutsche Elf 25 Minuten lang förmlich, unter dem Weltklasse-Pressing des Südamerikameisters erzitterte die diesmal von Shkodran Mustafi angeführte Abwehr. Doch wie im Gruppenspiel (1:1) zehn Tage zuvor befreite sich der Nachwuchs der Weltmeister und schnappte sich den Cup im 15. Länderspiel der Saison ohne Niederlage nicht unverdient. Das hatte der Mannschaft ohne alle Superstars wohl niemand zugetraut.

Löw lobte die Chilenen vorab als "stärksten Gegner", der zugleich die "taktisch flexibelste Mannschaft der Welt" aufbiete. Und eine der kampfstärksten: Nicht von ungefähr twitterte der erneut äußerst aggressive Bayern-Star Arturo Vidal vor dem Finale ein blutiges Schlachtengemälde.

Starker ter Stegen im Fokus

Der Weltranglistenvierte setzte auf seine bekannte Überfalltaktik. In der fünften Minute musste ter Stegen mit dem Fuß gegen Vidal retten, Antonio Rüdiger war gegen den Leverkusener Charles Aránguiz zu spät angekommen. Chile machte enormen Druck auf den Ballführenden und spielte nach Ballgewinnen steil in die Spitze.

Die deutsche Abwehr wankte heftig: Der Aufbau bestand meist aus langen Schlägen ins Nichts. Nach zwölf Minuten hatten die bärenstarken Chilenen fünf Torschüsse abgegeben, nach einer halben Stunde hatte ter Stegen die meisten Ballkontakte aller Spieler.

Werner legt für Stindl auf

Doch: Die erste deutsche Chance saß. Der frühere Hamburger Marcelo Díaz träumte am Strafraum und ließ sich den Ball von Werner abluchsen, der auf Stindl querlegte - 1:0. Eine Minute zuvor hatte ter Stegen noch Kopf und Kragen riskieren müssen, um das 0:1 zu verhindern (19.).

Ab der 30. Minute befreite sich die DFB-Elf allmählich aus der eisernen Klammer. Die besten deutschen Chancen hatten Goretzka (36./45.) und mehrfach Julian Draxler (40./55.), für den das Turnier eine Art Anführer-Seminar war. Der gute Kapitän hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß.

Tätlichkeit von Jara

Chile ließ vor 57.268 Zuschauern nach und wurde zunehmend unfair: Gonzalo Jara hätte für einen Ellbogencheck an Werners Kinn Rot sehen müssen (65.) - aber der serbische Schiedsrichter Milorad Mažić zeigte nach Video-Beweis nur Gelb. Nach der 70. Minute geriet die deutsche Mannschaft noch mehrmals in höchste Not, unter anderem schoss Angelo Sagal (84.) aus kurzer Distanz aus dem Gewühl über das leere Tor.

Vor der sonnigen Kulisse der Krestowskij-Insel am Rande eines Vergnügungsparks hatte Russland in einer 30-minütigen Abschlussfeier auf die vergangenen Ausgaben des Kampfs der Kontinente zurückgeblickt. Der frühere brasilianische Weltstar Ronaldo brachte den Pokal in die erst im April eröffnete Vorzeige-Arena, in der am Ende des Turniers der Weltmeister jubelte.