22.06.2018 10:30 Uhr

Die Balance fehlt: Kimmich noch kein zweiter Lahm

Joshua Kimmich verbockte sein WM-Debüt am letzten Sonntag
Joshua Kimmich verbockte sein WM-Debüt am letzten Sonntag

Joshua Kimmich ist (noch) kein Philipp Lahm. Er kann aber in die großen Fußstapfen des Münchners treten.

Als Philipp Lahm in Rio den goldenen WM-Pokal in die Höhe reckte, bereitete sich Joshua Kimmich mit RB Leipzig im Trainingslager in Schladming auf die bevorstehende Zweitligasaison vor. Vier Jahre später hat er den Weltmeister-Kapitän als Rechtsverteidiger in der Nationalmannschaft längst beerbt. Vergleiche mit Lahm weist Kimmich aber weiterhin vehement zurück.

"Er war ein absoluter Führungsspieler. Ich bin 23 Jahre alt. Da ist klar, dass ich ihn nicht Eins-zu-Eins ersetzen kann. So weit bin ich noch nicht, da fehlt mir die Erfahrung", sagt Kimmich.

Seine missglückte WM-Premiere gegen Mexiko (0:1) war der Beweis. Die Mexikaner konterten immer wieder über Kimmichs rechte Seite, der Münchner leistete sich viele Ballverluste und kam dann nicht mehr hinterher. "In erster Linie bin ich als Rechtsverteidiger aufgestellt. Da liegt meine primäre Aufgabe. Da wir viel den Ball haben, kann ich mich viel in die Offensive einschalten. Es ist aber wichtig, die richtige Balance zu finden", sagt Kimmich.

Vertrauen von Löw unverändert groß

Dies soll im wegweisenden zweiten Gruppenspiel am Samstag (20:00 Uhr) in Sotschi gegen Schweden wieder besser gelingen. Das Vertrauen von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Mitspielern genießt Kimmich weiter uneingeschränkt. "Joshua ist eines der allergrößten Talente, die ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe. Er hat diesen Biss und diesen Hunger, in jedem Training an seine Leistungsgrenze zu gehen", lobte Löw schon beim Confed-Cup-Sieg 2017. Für Weltmeister Toni Kroos ist Kimmich "prädestiniert, in den nächsten Jahren Führungsspieler in der Nationalmannschaft zu sein und ein Weltklassespieler zu werden".

In der DFB-Auswahl ist Kimmich schon jetzt ein Dauerbrenner. Er bestritt 29 der vergangenen 30 Länderspiele, 28 über die volle Distanz. Beim deutschen Rekordmeister Bayern München ist Kimmich inzwischen ebenfalls gesetzt. In der abgelaufenen Saison stand er in 47 von 53 Pflichtspielen auf dem Rasen.

Nach 47 Pflichtspielen einfach überspielt?

Nun drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass Kimmich ein wenig überspielt sein könnte. In den vergangenen Begegnungen fehlte die Frische und er agierte ungewohnt fehlerhaft. Auch deswegen ist er (noch) kein Philipp Lahm. "Er hat die Position über Jahre hinweg geprägt. Ich probiere nicht, ihn zu kopieren. Ich will Joshua Kimmich sein und nicht Philipp Lahm zwei", sagt Kimmich, für den mit seiner WM-Nominierung "ein Kindheitstraum" in Erfüllung ging. Ausruhen will er sich deswegen aber nicht: "Man will sich immer verbessern, um seine Ziele und Träume zu erreichen."

Dann könnte er vielleicht doch Lahm nacheifern - und den WM-Pokal in die Höhe recken.