23.06.2018 22:19 Uhr

"Rakete" Reus zündet: Der Mann für die "wichtigen Spiele"

Marco Reus erzielte das wichtige Tor zum Ausgleich gegen Schweden
Marco Reus erzielte das wichtige Tor zum Ausgleich gegen Schweden

Zahlreiche Experten hatten seinen Einsatz gefordert - und Marco Reus hat geliefert: Der Dortmunder sorgte im Schicksalsspiel gegen Schweden für die Wende.

Die "Rakete" Marco Reus hat gezündet: Der "ewige" Pechvogel hat im WM-Schicksalsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schweden mit seinem Ausgleichstreffer (48.) für die Wende gesorgt - und damit großen Anteil daran, dass die "Schmach von Sotschi" angewendet wurde.

Reus' zehntes Länderspieltor im wegen seiner vielen Verletzungen erst 32. Einsatz richtete die DFB-Elf wieder auf. Und auch sonst ließ der Dortmunder, den Bundestrainer Joachim Löw wie erwartet erstmals in einem WM-Spiel in die Startelf beordert hatte, gegen die giftigen Skandinavier immer wieder seine Klasse aufblitzen. Den erlösenden Siegtreffer (90.+5) zum 2:1 (0:1) feierten die Matchwinner Reus und Toni Kroos ausgelassen.

"Es liegt nicht in meiner Hand"

Schon bei der Auftaktpleite gegen Mexiko (0:1) hatte der eingewechselte Reus für viel Wirbel gesorgt. Und danach schloss er auch abseits des Platzes daran nahtlos an - wenngleich ungewollt. Er habe schon im Trainingslager in Eppan/Südtirol gewusst, dass er beim Start nicht von Beginn an spielen würde, sagte Reus da. Löw habe ihm erklärt, dass er erst "in den wichtigen Spielen" auf ihn setze. Wie bitte? War Mexiko kein wichtiges Spiel?

Reus bemerkte seinen Fauxpas und beendete den Satz vorzeitig. Ein paar Tage später korrigierte er sich auf einer Pressekonferenz in Sotschi, doch dies klang nur wenig überzeugend. Mit leiser Stimme sprach der 29-Jährige da, auf dem Podium des Konferenzsaals im Fünf-Sterne-Hotel Radisson Blu wirkt Reus neben Teamkollege Thomas Müller ein bisschen schüchtern.

Dabei konnte er sich der Unterstützung von Fußball-Deutschland da längst sicher sein. Landauf, landab wurde sein Startelf-Einsatz gegen Schweden gefordert. Und Reus? "Es liegt nicht in meiner Hand. Ich gebe im Training Gas und biete mich an", sagte er. Das reichte, um Löw endgültig zu überzeugen. Der Bundestrainer, meinte Reus, "weiß um meine Fähigkeiten". Löw nennt den oft verletzten Offensivspieler eine "Rakete".

Reus mit Chance auf das 2:0

Und so stand Reus, der den Rio-Triumph 2014 ebenso wie die EM 2016 verletzungsbedingt verpasst hatte, im Olympiastadion erstmals seit dem EM-Viertelfinale gegen Griechenland 2012 (4:2) in einem Turnierspiel in der deutschen Startformation. Bei der Nationalhymne nahm er zwischen Kroos und Joshua Kimmich Aufstellung, in der Anfangsphase zeigte er sich engagiert. Reus war viel unterwegs, beteiligte sich an den Positionswechseln, kam aber zu selten in gefährliche Positionen.

Das änderte sich mit Wiederbeginn schlagartig. Als Mario Gomez den von Timo Werner herein gegebenen Ball weiterleitete, war er da und schoss zum Ausgleich ein. In der 61. Minute hatte Reus sogar das 2:1 auf dem Fuß, vergab aber per Hackentrick.

Mit seiner Torgefährlichkeit, der großen Flexibilität und den teils überraschenden Aktionen ist der Dortmunder ein Gewinn. "Ich hoffe, dass ich zum Einsatz komme und der Mannschaft helfen kann. Die Position ist mir egal", sagte er vor dem Turnier und betonte, dass er "den Ehrgeiz" habe zu spielen: "Sonst wäre ich hier fehl am Platz." Gegen Südkorea wird Löw wieder auf Reus bauen.