18.08.2023 08:50 Uhr

Liga-Ausblick: VfB immer für Drama zu haben

Kämpft der VfB Stuttgart erneut gegen den Abstieg?
Kämpft der VfB Stuttgart erneut gegen den Abstieg?

Vor dem Auftakt der Bundesliga-Saison 2023/2024 richtet sich der Blick der Fußball-Fans nicht nur auf den Kampf um Meisterschaft und Champions League. Auch ein, zwei oder drei Kategorien darunter winkt Spannung im Oberhaus.

Was reißen die Traditionsvereine VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen und 1. FC Köln? Stürzt Eintracht Frankfurt ab? Und wie schlagen sich die beiden Aufsteiger Darmstadt 98 und 1. FC Heidenheim? Antworten gibt's im sport.de-Meinungspanel zum Liga-Start.

Einer der großen Traditionsvereine (VfB Stuttgart, Gladbach, Werder Bremen, 1. FC Köln) steigt ab!

Emmanuel Schneider: Gut, Stuttgart ist immer für ein Drama zu haben, genau wie der 1. FC Köln. Allerdings sollten sich beide diesmal im hinteren Mittelfeld einfinden. Gladbach steckt mitten im Umbruch, Werder hat das bekanntermaßen schwierige zweite Jahr vor sich. Dennoch, mit dem Abstieg sollten sie im Normalfall zumindest am 34. Spieltag nichts mehr zu tun haben. Aber was ist schon normal?

Jannik Kube: Steffen Baumgart beweist beim 1. FC Köln, dass er aus der Mannschaft das Maximum herausholen kann. Deutlich enger wird es deshalb für Gladbach, den VfB Stuttgart und Werder Bremen. Insbesondere die Hanseaten müssen sich nach ihrer schwachen Rückrunde (Platz 17) dringend steigern.


Mehr dazu: Meinungspanel zu FC Bayern, BVB und RB Leipzig


Chris Rohdenburg: Das Wunder von der Weser bleibt aus! So in etwa muss man es ja fast schon formulieren, wenn man sich Werder Bremens Horror-Statistik anschaut: Nur vier Pflichtspiel-Siege im Jahr 2023, 13 Mal in Folge stand nicht die Null. Schlechter geht's kaum. Das wird 2023/24 bestraft. 

Heiko Lütkehus: Gladbach ist eine Wundertüte, die Qualität reicht aber trotzdem fürs Liga-Mittelfeld. In Köln war der Aderlass enorm, Baumgarts Powerfußball hält den Effzeh aber in der Liga. Für Stuttgart und Werder könnte es dagegen eng werden: Der VfB verliert auf der Zielgeraden des Transfer-Fensters zu viele Säulen, in Bremen herrscht seit Jahresbeginn kompletter Entwicklungsstillstand. Und da Hoffnungsträger Naby Keita offenbar kaum belastbar ist, wird es für Werder ganz, ganz eng.

Eintracht Frankfurt versinkt im Niemandsland der Tabelle! 

Emmanuel Schneider: Nein, denn Eintracht Frankfurt steht wieder vor einer glorreichen Saison - aber eher im DFB-Pokal oder der Conference League. Hier ist mit der SGE auch unter dem neuen Trainer Dino Toppmöller trotz etwaiger Einfindungsproblemchen und der Integration neuer Stars (Skhiri, Larsson, Koch)  sowie Startelf-Abgängen (Ndicka, Kamada, Sow) zu rechnen. In der Liga steht wohl tatsächlich graues Mittelfeld an – aber mit Tuchfühlung zu den europäischen Plätzen.

Jannik Kube: Dino Toppmöller steht bei Eintracht Frankfurt vor einer großen Aufgabe. Abgänge wie Ndicka, Kamada, Sow müssen erst einmal ersetzt werden. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass mit Kolo Muani noch der Torgarant wechselt. Und dennoch: Mit diesem Kader muss die Qualifikation für die Europa League der Anspruch sein.

Chris Rohdenburg: Frankfurt zeigt ein anderes Gesicht! Zuletzt hieß es oft: Europa hui, Liga pfui - warum also 2023/24 nicht mal andersrum? Ich denke: Die SGE macht den Etablierten im Oberhaus die Honigtöpfe streitig!

Heiko Lütkehus: Geier Sturzflug? Adler-Sturzflug! Die SGE hat viel Talent, aber vergleichsweise wenig Erfahrung dazugeholt - auch auf dem Cheftrainerposten. Zudem bleibt fraglich, wie heiß die im Vorjahr für die Champions League nach Frankfurt gekommenen Stars wie Mario Götze und Randal Kolo Muani auf eine Mehrfachbelastung mit möglichen Europacupspielen in Lettland oder Kasachstan sind. Der Kader ist locker stark genug für die obere Tabellenhälfte, dennoch riecht es irgendwie nach einer zähen Saison.

Beide Aufsteiger schaffen den Klassenerhalt!

Emmanuel Schneider: Darmstadt 98 und der 1. FC Heidenheim werden wohl als die häufigsten Tipps für Absteiger herhalten müssen. Das ist eigentlich logisch: Kleine Teams, wenig Etat, keine großen Namen. Und trotzdem: Die Lilien und die Heidenheimer kommen über den Kampf, haben enge Stadien, die zum Tollhaus werden können. Gerade Heidenheim und Trainerfuchs Frank Schmidt werden intensiven Tempofußball zeigen, ohne Ende laufen und sprinten. Einige (Top)-Teams werden auf der Ostalb ins Wanken geraten und dort Punkte liegenlassen. Dass beide drin bleiben, erscheint unwahrscheinlich. Die Nase vorne hat für mich Heidenheim.

Jannik Kube: Nein! Mindestens einen Aufsteiger wird es erwischen. Denn Krisenklubs wie Hertha BSC gibt es in der Bundesliga aktuell nicht. Für den Klassenerhalt dürften mehr Punkte als in der Vorsaison nötig sein. Meine Prognose: Während Heidenheim trotz großem Kampf direkt runter geht, rettet sich Darmstadt in die Relegation.

Chris Rohdenburg: Die 1. Liga ist eine Nummer zu groß für Heidenheim und Darmstadt! Ich sehe nicht, wie das Duo gegen die etablierten Bundesliga-Klubs bestehen soll. So sehr ich mir frischen Wind wünschen würde, gerade den aus Heidenheim mit Kult-Trainer Frank Schmidt.

Heiko Lütkehus: Heidenheim ist das gallische Dorf der Bundesliga, das die Römer, also die etablierten Erstligisten, ärgern wird. Das Projekt ist organisch gewachsen und wird auch den zu erwartenden Rückschlägen standhalten. Der FCH wird sich retten, notfalls über die Relegation. Darmstadt dagegen hat schon in der Rückserie der Aufstiegssaison massiv an Fahrt verloren und zuletzt auch in Vorbereitung und Pokal enttäuscht. Der Schwung ist weg, die Kaderqualität gering - die Lilien gehen als Schlusslicht runter!