28.09.2023 15:58 Uhr

Borré blüht auf: Frankfurts Transfer-Fail des Sommers?

Rafael Borré wurde von Eintracht Frankfurt an Werder Bremen verliehen
Rafael Borré wurde von Eintracht Frankfurt an Werder Bremen verliehen

Nach fünf Bundesliga-Spieltagen ist Eintracht Frankfurt noch ungeschlagen, stellt zudem die beste Defensive aller 18 Teams. Zugleich hat aber auch keine Mannschaft seltener getroffen als die Hessen, die ihren Torjäger Randal Kolo Muani am Deadline Day für eine Rekordablöse nach Paris verkauft hatten. Da sich die internen Kandidaten für die Offensive bislang kaum aufdrängen, trauert manch ein Fan mittlerweile dem verliehenen Rafael Borré hinterher, der in Bremen aufblüht. Zu Recht?

Den letzten Tag der Sommer-Transferperiode würde man in Frankfurt am liebsten schnell vergessen. Durch zwei Last-Minute-Abgänge im Angriff wurden die Auswahlmöglichkeiten des neuen Trainers Dino Toppmöller erheblich geschrumpft, zumal für 95-Millionen-Euro-Abgang Randal Kolo Muani auf die Schnelle kein Ersatz mehr aufgetrieben werden konnte.

Dass die SGE wenige Stunden vorher die Leihe von Europapokalheld Rafael Borré an Liga-Konkurrent Werder Bremen vermeldet hatte, mutete rückblickend umso kurioser an.

Schon am Tag nach dem Abgang räumte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche ein, den Deal im Nachhinein besser nicht hätte machen sollen.

Es sei "bitter", dass die Vorbereitungen mit Blick auf Nachfolgekandidaten wegen des späten Angebots von PSG für Kolo Muani nicht umsetzbar gewesen seien, stellte Krösche klar. 

"Auch - und so ehrlich muss man sein - der Leihe von Rafael Borré hätten wir drei Stunden später nicht zugestimmt", merkte der 43-Jährige dann vielsagend an und ergänzte: "Kurzfristig müssen wir uns eingestehen, dass die Situation aufgrund der fehlenden Kompensation im Sturm nicht ideal ist."

Langfristig sei die Entscheidung, Kolo Muani noch abzugeben, jedoch "verantwortungsvoll und richtig" gewesen, hob Krösche hervor.

Borré blüht nach Wechsel von Frankfurt nach Bremen auf

Doch: Während die Frankfurter Neuzugänge Omar Marmoush und Jessic Ngankam im Hier und Jetzt noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen haben, überzeugte Rafael Borré direkt bei seinem ersten Einsatz in der Bremer Anfangsformation. Sein wichtiger Ausgleichstreffer leitete beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln die Wende ein.

Zur Wahrheit gehört freilich, dass Borré keine klassische Sturmspitze ist und auch deshalb vor seinem Wechsel kaum noch zu Einsätzen für die Eintracht kam. In den ersten Pflichtspielen verzichtete Coach Toppmöller komplett auf eine Kadernominierung des Kolumbianers.

Dennoch hat die Trennung einen faden Beigeschmack, schließlich überzeugte Borré speziell in seiner ersten Saison in der Mainmetropole. Durch seinen entscheidenden Elfmeter im Europa-League-Finale gegen die Rangers genießt er in der Anhängerschaft bis heute Kultstatus.

Weil Werder keine Kaufoption eingeräumt wurde, könnte Borré, der in Frankfurt noch ein bis 2025 gültiges Arbeitspapier besitzt, zwar theoretisch ab Sommer wieder für die Eintracht auflaufen. In der aktuellen Sturm-Misere hilft das den Verantwortlichen allerdings nicht.

Legt Eintracht Frankfurt im Winter nach?

In den sozialen Netzwerken wurde Eintracht Frankfurt nach Borrés Premierentreffer für Werder vorgeworfen, mit der Leihe den Transfer-Fail des Sommers gelandet zu haben.

Neuerdings gilt sogar der zuvor völlig in Vergessenheit geratene Lucas Alario wieder als Hoffnungsträger. Der Argentinier kämpft sich nach langer Verletzung derzeit ins Training zurück.

Nichtsdestotrotz steht ein neuer Neuner für den Winter ganz oben auf der Einkaufsliste der SGE. Nach dem Kolo-Muani-Transfer sind die Kassen prall gefüllt, was die Preise natürlich in die Höhe treiben kann.

Um auch weiterhin erfolgreich auf drei Hochzeiten tanzen zu können, muss in vorderster Front aber möglichst bald mehr Durchschlagskraft her. Ob ein Borré die Lösung aller Probleme gewesen wäre, bleibt indes fraglich.

Heiko Lütkehus