15.06.2004 21:00 Uhr

Tschechien mit Glück, Geduld und Goldschopf Heinz zum 2:1

Das Leben kann schon ungerecht sein. Und jenes auf einem 100x60 Meter großen, grünen Feld mit einigen weißen Linien und zwei eigenartigen Metallgebilden an beiden Kopfseiten schon mal erst recht. Zwar wäre es parteiisch und wohl fachfremd, von einer überlegenen lettischen Elf zu sprechen, aber ein wenig unglücklich ist die Niederlage gegen Tschechien alle Mal.

Der Favorit mit starkem Beginn

Zwar haben die hoch favorisierten Tschechen dem Spiel in der Anfangsviertelstunde Ihren Stempel aufdrücken können und dominierten insbesondere durch die in dieser Phase brillant agierenden Nedved und Poborsky auf den Außenbahnen, doch anschließend war es über weite Strecken vorbei mit der tschechischen Fußballherrlichkeit.

Die Letten konnten nach dem furiosen Tschechen-Auftakt ihre Reihen besser ordnen und rührten fortan Beton an. Koller war trotz Längenvorteilen in beinahe jedem Kopfballduell abgemeldet, Rosicky fand nicht statt und die Nedved-Flanken brachten - außer ein müdes Lächeln beim starken Letten-Keeper Aleksandrs Kolinko - Nichts ein.

Der letzte Konter saß

Aber es dauerte bis zur letzten Minute der ersten Hälfte, bis einer der zahlreichen Konter der Starkovs-Elf sein Ziel fand. Nach guter Flanke des agilen Andrejs Prohorenkovs, patzte Innenverteidiger Zdenek Grygera durch schlechtes Stellungsspiel und Lettlands Volksheld Maris Verpakovskis hatte keine Mühe aus zwei Metern den Ball am geschlagenen Tschechen-Keeper vorbei in die Maschen zu schieben.

Wenig Spielwitz bei den hoch gelobten Tschechen

Wer nach dem Seitenwechsel einen Sturmlauf der Ball-Virtuosen von Karel Brückner erwartet hatte, wurde enttäuscht. Es waren weiter die Letten, die durch eine disziplinierte Abwehrarbeit zu zahlreichen Kontern und den besseren Chancen kamen. Erst eine überragende Einzelleistung des 75-fachen Nationalspielers Karel Poborsky, der an der Torauslinie drei Gegenspieler austanzte und butterweich für Baros auflegte, leitete die Wende ein. Der Passempfänger stoppte das Leder mit der Brust und zog trocken aus 12 Metern ab - der 1:1-Ausgleich.

Kolinko wird zum tragischen Helden

Nach dem Ausgleich leitete die Tschechei die Schlussoffensive ein. Nedved und Rosicky ließen jetzt ihr Können aufblitzen und zwangen den Letten-Keeper Kolinko einige Male dazu, sich auszuzeichnen. Umso bitterer war es dann, dass ausgerechnet der Schlussmann den entscheidenden Fehler beging: Er verfehlte in der 85. Minute einen Paß auf Baros, der in aller Ruhe auf den eingewechselten Heinz auflegte. Der Ex-Hamburger hatte keine Mühe, aus 20 Metern das leere Tor zu treffen und damit den Underdog um den verdienten Lohn zu bringen.