17.06.2006 00:00 Uhr

WM-Debütant Angola holt gegen Mexiko ersten Punkt

Hannover (dpa) - WM-Neuling Angola hat den favorisierten Mexikanern ein Bein gestellt und die Gruppe D noch einmal spannend gemacht. Zwar gelang den «Schwarzen Antilopen» wie gegen Portugal kein Tor, dafür holten sie mit dem 0:0 den ersten WM-Punkt für die Debütanten aus Afrika.

Held des Abends war Torhüter Joao Ricardo, der die Mexikaner in der hektischen Schlussphase zur Verzweiflung trieb. Die erschreckend ideenlosen zu Werke gehende Mannschaft von Trainer Ricardo La Volpe benötigt jetzt noch einen Zähler gegen Portugal, um zum vierten Mal nacheinander in die K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft einzuziehen. Trotz der Magerkost wollte La Volpe nach der Partie nicht zu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gehen: «Die generelle Linie war gut, unsere Mannschaft hat die komplette Partie kontrolliert, aber der Ball ging nicht rein.»

Den Angolanern, die noch theoretische Chancen auf das Achtelfinale besitzen, wird beim letzten Vorrundenspiel gegen den Iran der wacker kämpfende Andre fehlen, der in der 79. Minute die Gelb-Rote Karte sah. «Wir sind sehr glücklich mit dem Punkt», sagte der angolanische Trainer Luis Oliveira Concalves, räumte aber ein: «Drei, vier Mal haben wir Glück gehabt.» Erstaunlich gelassen war Mexikos Kapitän Rafael Marquez: «Wir haben so gut gespielt, wie es nur ging, aber kein Glück im Abschluss gehabt», meinte er und appellierte an seine Kollegen: «Wir müssen die Ruhe bewahren.»

Die Mexikaner, die im Vorjahr beim Confed-Cup in Hannover noch 1:0 gegen Brasilien gewonnen hatten, konnten an diese Leistung nicht anknüpfen. Zwar herrschte unter den schätzungsweise 30 000 mexikanischen Fans in der Arena schon lange vor dem Anpfiff Fiesta-Stimmung, doch unter dem Erwartungsdruck der grün-weiß-rot geschmückten Schar brachen die Mittelamerikaner fast zusammen.

Carlos Salcido eröffnete in der ersten Minute mit einem 20-Meter-Schuss den Sturm auf das Tor der Angolaner, doch dieser fulminante Start erwies sich als Sturm im Wasserglas. Weil der in der Qualifikation mit 14 Treffern erfolgreiche Torjäger Jared Borgetti mit einer Wadenverletzung ausfiel, hatte La Volpe das Spiel nur mit zwei Angreifern begonnen. Doch der beim 3:1 gegen den Iran zwei Mal erfolgreiche Omar Bravo und Guillermo Franco konnten sich gegen die oft ungestüm, aber mit Hingabe zu Werke gehenden Afrikaner nicht in Szene setzen.

Anders als beim 0:1 gegen Portugal überstanden die «Schwarzen Antilopen» die Anfangsphase ohne Gegentreffer. Das machte sie immer mutiger, je länger das Spiel dauerte, doch im Abschluss agierten Paulo Figueiredo (23.) und Antonio Mendonca (26.) zu ungenau. Das Glück des Tüchtigen stand ihnen zur Seite, als Mexikos Kapitän Rafael Marquez durch die schlecht postierte Mauer einen Freistoß aus fast 30 Metern an den Pfosten setzte (14.). Die dickste Chance der Mexikaner vor der Pause machte Torhüter Ricardo zunichte, als er einen Schuss von Franco aus Nahdistanz abblockte (44.).

Was Trainer La Volpe seiner Mannschaft in der Halbzeit erzählen wollte, konnte man an seinem Gesicht ablesen. Regungslos, mit finsterer Miene und verschränkten Armen erwartete er seine überraschend ohne Torerfolg in die Halbzeit trottenden Spieler. Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel brachte er in Jesus Arellano einen dritten Stürmer, und der etatmäßige Verteidiger Marquez machte über rechts Druck. Doch in dem zerfahrenen Spiel wollte den Mexikanern nicht viel gelingen. Statt ins Tor zu treffen, schossen sie den angolanischen Torwart berühmt - zunächst Franco in aussichtsreicher Position (56.), wenig später scheiterte Bravo kläglich am herauslaufenden Keeper (66.). Der eingewechselte Fonseca (82.), Marquez (88.) und erneut Bravo mit einem Pfostentreffer (89.) machten es nicht besser.