02.02.2016 17:15 Uhr

Causa Leitgeb als Lowlight der Transferzeit

Mario Leitgeb bleibt bei der Austria
Mario Leitgeb bleibt bei der Austria

Das Scheitern des Wechsels von Austria-Mittelfeldspieler Mario Leitgeb zum Ligarivalen Sturm Graz war ein Tiefpunkt der weitgehend ereignisarmen Winter-Übertrittszeit in Österreich. Während sich die Steirer gegen das Buhmann-Image wehren, sind die Veilchen gar nicht so unglücklich.

"Niemand ist am Schmäh gehalten worden, das muss man klarstellen." Sturm-General-Manager Gerhard Goldbrich wehrt sich seit Tagen gegen die Rolle des Falschspielers am Transfermarkt. Am Rande der Bundesliga-Pressekonferenz anlässlich des Frühjahrsauftakts betonte er gegenüber weltfussball: "Ich habe immer gesagt, wenn der Madl-Deal funktioniert, werden wir ein schriftliches Angebot unterbreiten können. Der Deal war am Mittwoch nicht durch, darum verstehe ich auch nicht, warum das so hochging."

Der Abgang von Kapitän Michael Madl zum englischen Zweitligisten Fulham FC wurde tatsächlich erst am Freitagabend als fix vermeldet. Da war die Lage bereits eskaliert. Leitgeb-Manager Heinz Karner tat via "Kronen Zeitung" seine Enttäuschung darüber kund, dass "Sturm nichts mehr von einer Zusage wissen" wolle. Mario Leitgeb selbst erklärte am Samstag bereits unter der Woche die obligatorischen medizinischen Test absolviert zu haben und richtete harsche Worte via Facebook an den Sturm-General-Manager: "Charakter, Respekt und Professionalität! Eigentlich grundlegende Dinge im Profi-Fußball….oder Herr Goldbrich?"

Imageschaden durch Kommunikationsprobleme?

"Ab Mittwoch sind wir als Buhmänner dagestanden, vor allem ich als Person", ärgerte sich Gerhard Goldbrich. Er selbst habe mit Leitgeb nur anfangs ein 15-minütiges Gespräch "zum Kennenlernen" geführt, danach seien sogar drei Berater aufgetreten.

Nach dem Abgang von Madl wäre das winterliche Transferfenster noch ganze drei Tage geöffnet gewesen. "Nach dem, was in der Woche abgegangen ist, und der Definition der Zahlungsmodalitäten war das eigentlich kein Thema mehr", so Goldbrich. Hat also der Schritt an die Öffentlichkeit dem Wechsel den Todesstoß versetzt? "Nein, das will ich so nicht sagen", relativierte Goldbrich, "aber vielleicht war es nicht so glücklich."

Statt Mario Leitgeb wird nun der australisch-österreichische Mittelfeldspieler James Jeggo das schwarz-weiße Dress tragen. Der 27-Jährige muss sich bei den Veilchen vorerst weiter mit einer Nebenrolle begnügen. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2017.

Wohlfahrt über Verbleib glücklich

"Sportlich gesehen bin ich froh, dass er da ist", meinte der Sportdirektor der Wiener Austria Franz Wohlfahrt zur Causa Leitgeb. "Ich weiß, dass der Spieler traurig ist oder war. Es liegt nun an uns, ihn wieder zu motivieren." Zuversichtlich stimmt Wohlfahrt jedenfalls das bisherige Auftreten von Mario Leitgeb: "So wie Mario sich verhalten hat, in der Zeit als er fast gar nicht gespielt hat, das war top-professionell. Auf ihn kann man sich zu hundert Prozent verlassen."

Keineswegs ist Leitgeb allein in dieser Situation. "Wir haben mehrere Spieler, die nicht ganz glücklich sind, weil sie nicht oft spielen", sagte Wohlfahrt. Für den Sportdirektor alles andere als ein Problem: "Ein starker Kader ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Mannschaft." Jeder Spieler könne noch ganz wichtig werden.

Mit nur einem echten Neuzugang (Lucas Venuto) verlief die Transferzeit bei der Austria ruhig. Obwohl Wohlfahrt sowohl im Herbst als auch während der Vorbereitung stets Verbesserungswürdiges erkannte, wird in Wien-Favoriten dem vorhandenen Personal Vertrauen geschenkt. Im sich selbst oft als Wegwerfgesellschaft präsentierenden Fußball-Business keine Selbstverständlichkeit. "Als Verein steht man doch dazu, wenn wir uns für Spieler entscheiden, sie zu einer Mannschaft zusammenfassen und Verbesserungspotential sehen, dass wir das mit ihnen machen", so Wohlfahrt gegenüber weltfussball, "sonst muss ich jedes halbe Jahr acht Spieler wechseln. Das will ich nicht. Das hat es einmal gegeben bei der Austria und es hat nichts gebracht."

Mehr dazu:
>> Optimismus beim Austria-Sportdirektor 

Sebastian Kelterer