28.06.2018 16:49 Uhr

Siegreiche Schweden sticheln gegen Deutschland

Marcus Berg steht mit Schweden im Achtelfinale
Marcus Berg steht mit Schweden im Achtelfinale

Als Gruppenerster zieht Schweden ins Achtelfinale ein und träumt von etwas ganz Großem. Nach dem 3:0 gegen Mexiko kann sich Blagult Schadenfreude gegenüber den ausgeschiedenen Deutschen nicht verkneifen.

Marcus Berg stopfte sich ganz lässig noch eine Portion Kautabak in den Mund und schmunzelte. "Traurig für sie", sagte der frühere Bundesliga-Angreifer in Richtung der ausgeschiedenen Deutschen: "Aber so ist es - das Karma kann manchmal hart sein." Und Rechtsverteidiger Mikael Lustig meinte nur: "Es ist schön."

Auch nach ihrer starken Vorstellung beim 3:0 gegen Mexiko und dem Einzug ins Achtelfinale als Gruppensieger gegen die Schweiz waren die Schweden noch bei den unschönen Szenen nach der Pleite gegen die DFB-Elf. Der Stachel sitzt noch immer tief.

Er werde "nicht zögern" zu sagen, dass "es schön ist", dass der Weltmeister von 2014 bereits nach Hause fliegen muss, sagte Lustig. Insbesondere das Verhalten "von zwei deutschen Spielern" habe ihn wütend gemacht, aber "ich werde hier keine Namen nennen".

Ohne Zlatan eine echte Einheit

Doch aus diesem Drama gegen Deutschland mit dem späten Gegentor und dem unsportlichen Verhalten von Teilen des Teams haben die Schweden auch Kraft geschöpft, zudem schweißten die Anfeindungen gegen Jimmy Durmaz sie noch enger zusammen. "Ich bin so unglaublich stolz auf das Team", sagte Trainer Janne Andersson, der ohne die Diva Zlatan Ibrahimovic eine echte Einheit gezimmert hat.

Schweden musste liefern, um nicht um die K.o.-Runde zittern zu müssen. Und Emil Forsberg und Co. zeigten unter Druck ihre beste Turnierleistung. Körperlich robust, taktisch diszipliniert und in der Defensive ungemein schwer zu überwinden - die Fans in Jekaterinburg träumten bereits von einer ähnlichen Geschichte wie 1994, als ihr Team erst im Halbfinale gegen Brasilien scheiterte.

Auch Andersson denkt jetzt ganz groß. "Wir haben gezeigt, dass alles möglich ist", sagte der 55-Jährige, der sich einen hämischen Kommentar in Richtung des DFB-Teams verkniff. "Nicht in einer Million Jahre", sei das Aus der Deutschen eine Extra-Genugtuung für ihn. Auch die Kritik von Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio, der dem Gegner ein destruktives Spiel vorwarf, ließ die Schweden kalt. "Wir haben es schlicht verdient, im Achtelfinale zu stehen", sagte Berg: "Und wir wollen hier so lange wie möglich bleiben."

Mexiko lechzt nach dem "verflixten fünften Spiel"

Auch für die Schweiz dürfte es gegen Schweden kein Vergnügen werden. Kapitän Andreas Granqvist, der womöglich die für den Spieltag errechnete Geburt seines zweiten Kindes verpasst, dirigiert eine völlig humorlose Defensive. "Wir wissen, dass es sehr schwierig ist, gegen uns zu treffen", sagte Ludwig Augustinsson - der Linksverteidiger von Werder Bremen hatte mit seinem Führungstreffer den Weg zum Sieg gegen Mexiko geebnet.

Und während die Schweden stolz auf das Erreichte waren, meckerte Osorio über den Stil der Skandinavier. "Ich bedaure diese Art zu spielen zutiefst - das ist nichts für mich", sagte der Kolumbianer. Außerdem muss sein Team nach dem Abrutschen auf Platz zwei nun gegen Neymars Brasilianer ran, zum siebten Mal in Serie droht Mexiko das Aus im Achtelfinale.

Dabei sehnt sich das ganze Land doch nach diesem verflixten "fünften Spiel" ("el quinto partido") bei einer WM - auch Javier "Chicharito" Hernandez. Er träume davon, "das Unmögliche möglich zu machen".