28.06.2019 11:46 Uhr

Kampfansage an den DFB: "Zeit, die Geschichte zu ändern

Die Schwedinnen wollen sich endlich gegen die Deutschen durchsetzen
Die Schwedinnen wollen sich endlich gegen die Deutschen durchsetzen

Immer wenn es wirklich darauf ankam, war der Respekt größer als die eigene Courage. Nun wollen Schwedens Fußball-Frauen ihre traumatische Serie gegen die deutsche Nationalmannschaft endlich beenden.

Seit der WM im eigenen Land 1995 haben die Skandinavierinnen alle Duelle bei großen Turnieren wie Europa- und Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen verloren. Und das waren einige. Am Samstag (18:30 Uhr) im WM-Viertelfinale in Rennes soll der Fluch aber besiegt werden.

"Es ist Zeit, die Geschichte zu ändern. Wir haben es satt, von diesem verdammten Deutschland-Spuk zu hören", sagte Defensivspielerin Magdalena Eriksson verzweifelt.

Neuen Mut schöpfte das Team von Trainer Peter Gerhardsson durch den 1:0-Sieg im Achtelfinale gegen die starken Kanadierinnen. Nach der Führung von Stina Blackstenius (55.) rettete Torhüterin Hedvig Lindahl ihrem Team in der Schlussphase den Viertelfinal-Einzug mit einem sensationell gehaltenen Handelfmeter. "Das war wirklich eine unglaubliche Parade, und ich denke, sie hat uns noch mehr Schub gegeben als das Tor", sagte Torschützin Blackstenius. Nach zwei Jahren in Frankreich bei Montpellier HSC kehrt die 23-Jährige im Sommer zu ihrem Stammverein Linköpings FC zurück, wo sie dann mit Nilla Fischer zusammen spielt.

Den Worten sollen Taten folgen

Fischer wiederum ist eng befreundet mit DFB-Torhüterin Almuth Schult. In sechs gemeinsamen Jahren beim deutschen Meister VfL Wolfsburg lernten sie sich schätzen, zumal sie auf Reisen ein Zimmer teilten. Am Samstag freilich ruht die Freundschaft für 90 oder sogar 120 Minuten. Denn auch die 34 Jahre alte Frontfrau des Teams ist es leid, immer gegen Deutschland zu verlieren. Die Innenverteidigerin weiß, dass markigen Worten nun auch Taten folgen müssen. "Es fühlt sich an, als würden wir seit Jahren sagen, dass es JETZT an der Zeit ist."

Für Angreiferin Sofia Jakobsson werden Moral, Einsatz- und Siegeswille die entscheidenden Faktoren sein. Denn spielerisch und taktisch bewegt sich der Weltranglisten-Neunte auf dem Niveau der Deutschen. "Wir ziehen alle an einem Strang, sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Wir sind wirklich ein Team, und diesen Teamgeist wollen wir zeigen", versicherte Jakobsson. Eriksson sieht nun die Offensive am Zug: "Hedvig hat ihren Beitrag geleistet, jetzt sind wir an der Reihe."

Europameisterin Inka Grings findet, dass die Schwedinnen mittlerweile ein "deutlich unangenehmerer Gegner" sind als zu ihrer aktiven Zeit. Sie seien ein ebenbürtiger Gegner, warnte die ehemalige Stürmerin und jetzige Trainerin des Männer-Oberligisten SV Straelen. Bei der WM analysiert sie im Auftrag des DFB-Trainerteams die deutschen Gegner und schaute sich Schwedens Achtelfinale gegen Kanada an.

"Das Team lebt von seinen bekannten Spielerinnen wie Asllani, Seger oder auch Blackstenius", schrieb die 40-Jährige in einer Kolumne des Internet-Portals "t-online.de" (Freitag). Es sei "kein Zufall, dass sie 2016 im Olympia-Finale waren". Stärken seien ihre gute Technik und das schnelle Umschalten. "Dennoch hat man in einigen Situationen gesehen, wo Schweden verwundbar ist."

Die bitterenttäuschte US-Torhüterlegende Hope Solo titulierte die Schwedinnen nach dem verlorenen Olympia-Viertelfinale 2016 als einen "Haufen Feiglinge", weil sie eine reine Abwehrschlacht geliefert hatten und sich so ins Elfmeterschießen retteten - und gewannen. Unrecht hatte Solo nicht, ihre Aussagen kosteten sie aber den Job im US-Tor. Am Samstag ist von Schweden mehr Courage gefragt.