27.02.2022 12:15 Uhr

Abramovich-Rückzug mit offener Hintertür

Roman Abramovich fürchtet Sanktionen gegen den FC Chelsea
Roman Abramovich fürchtet Sanktionen gegen den FC Chelsea

Auf seine unerschrockene Tochter Sofia kann Roman Abramovich eigentlich ziemlich stolz sein. Die 27-Jährige, die überwiegend in London lebt, postete auf Instagram ein rundes Warnschild mit einem durchgestrichenen Foto von Russlands Aggressor Vladimir Putin. Dazu schrieb sie: "Die größte und erfolgreichste Lüge der Kreml-Propaganda ist die Aussage, dass die meisten Russen hinter Putin stehen."

Nun ist es aber allerdings so, dass auch ihrem milliardenschweren Vater nachgesagt wird, dem Kreml durchaus verbunden zu sein. Was Roman Abramovich beharrlich abstreitet.

Dennoch steht sein Name auf einer Liste des in einem Straflager internierten Putin-Kritikers Alexej Nawalny. Diese Liste umfasst die Namen von 35 Oligarchen, die Nawalny als "Schlüsselfiguren von Putins kleptokratischem System" bezeichnet.

Und weil im britischen Parlament in den vergangenen Tagen intensiv über Sanktionen gegen die im Vereinigten Königreich lebenden Oligarchen diskutiert wurde, hat Abramovich nun die Flucht nach vorn angetreten.

"Ich habe Treuhändern der wohltätigen Stiftung von Chelsea die Verantwortung und Fürsorge für den FC Chelsea übertragen", teilte der 55-Jährige am Samstag in einer Erklärung auf der Homepage des Klub-Weltmeisters mit.

Chelsea-Statement lässt Interpretationsspielraum

Das ist eine Zäsur, eine gewaltige für den FC Chelsea, den Abramovich 2003 als Klubeigner übernahm und in den er seither knapp zwei Milliarden Euro investiert hat.

Offen bleibt zunächst, ob Abramovich sich dauerhaft oder nur vorübergehend aus dem operativen Geschäft der Blues zurückzieht, oder ob er plant, den FC Chelsea zu verkaufen. Er habe sich stets "als Beschützer des Klubs" gesehen und "Entscheidungen immer im besten Interesse des Klubs getroffen. Diesen Werten bleibe ich verpflichtet".

Einen Hinweis darauf, wie und ob Abramovich womöglich doch in Verbindung zum Kreml steht, gab das Statement, das der Klub am Sonntag zum Konflikt in der Ukrainer veröffentlichte. Ganze 24 Worte brachte der Weltpokal-Sieger zu "Papier". Weder das Wort Putin noch das Wort Russland sind in der Stellungnahme zu lesen.