Experte erklärt den Absturz von Manchester City

Manchester City steckt in einer extremen Form- und Ergebniskrise. Pep Guardiolas einstige Dauersieger stehen nach vier Niederlagen in Serie in der Premier League nur noch auf Rang fünf. Die Pflichtaufgabe gegen Nottingham Forest am Mittwoch (ab 20:15 Uhr live auf RTL+*) hat wegweisenden Charakter. Was sind die Gründe für das Tief?
Der jüngste Nachweis, dass bei Titelverteidiger Manchester City gerade wenig bis nichts zusammenläuft, war am Sonntag zu bestaunen. Beim Auswärtsspiel in Liverpool dominierten die Reds die Gäste fast nach Belieben und schickten das Team von Pep Guardiola mit 0:2 nach Hause. Der Trainer und das Team waren bedient, musste sich nicht nur Schmähgesänge der Liverpool-Anhänger anhören, sondern sich mit dem Rückstand von elf Punkten auf Spitzenreiter Liverpool arrangieren.
Sechs Niederlagen aus den vergangenen sieben Pflichtspielen. Was ist das los in Manchester?
Schon vor dieser Ligapleite gegen den Konkurrenten legte Premier-League-Experte Raphael Honigstein den Finger in die Wunde und zählte die Gründe für die City-Krise auf.
Mehrere Faktoren für den Absturz
Für den langjährigen Reporter hat die Abwärtsspirale mehrere Gründe. Es gebe nicht "den einen Faktor", sagte Honigstein im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de.
"Aber wir alle wissen oder wussten schon, bevor er sich verletzt hat, wie wichtig Rodri für diese Mannschaft ist. In den wenigen Spielen, die er nicht gespielt hat, ging immer sofort auch die Siegquote nach unten", so Honigstein und erinnerte an das verlorene Champions-League-Finale 2021, als Rodri nicht spielte. Der spanische Europameister, der vor kurzem den Ballon d'Or abstaubte, fällt mit einem Kreuzbandriss bis zum Frühjahr aus. "Das wiegt sehr, sehr schwer."
Aber auch rund um diese Rodri-Leerstelle gebe es viele Probleme. Kovacic fehlte verletzt, Ilkay Gündogan habe Schwierigkeiten, sein übliches Niveau auf der tieferen Position zu erreichen, gleichzeitig sei Routinier Kevin De Bruyne noch nicht wirklich fit und komme nach seiner schweren Verletzung nur langsam zurück.
Dazu nennt der Journalist einen eher überraschenden Punkt: "Fehlende Investitionen, was sich komisch anhört bei City. Aber sie haben für ihre Verhältnisse sehr, sehr wenig gemacht im Sommer. Sie haben nur Savinho geholt als einzige echte Verstärkung", sagte Honigstein. Im Mittelfeld sei nichts passiert, wenn man Rückkehrer Gündogan in dieser Rechnung ausklammert.
"Und das wirkt alles im Moment ein bisschen müde, ein bisschen überspielt", analysiert der Experte und Autor. Auch die Abwehr bereite Sorgen, da wichtige Spieler wie Ruben Dias im November noch verletzt ausfielen. Daher müsse Pep Guardiola viel rotieren, viele experimentieren. Stand jetzt geht das fast nie gut aus. "Es fehlt momentan diese maschinelle Berechenbarkeit, die City hat, bei der man weiß: Diese Maschine liefert immer 80, 90 Prozent. Momentan sind sie bei 60, 70 Prozent und das reicht dann eben für die Premier League nicht mehr."
City-Krise: Wenig Mitleid in England
Honigstein weiter: "Dann verlierst du eben auch Spiele und es ist schwierig zu sehen, wo jetzt dieser Impuls kommt, bevor alle Spieler wieder da sind und bevor sie auch im Januar die Chance vielleicht haben, ein bisschen nachzujustieren auf dem Transfermarkt."
Das Mitleid auf der Insel für Man City halte sich indes "wirklich in überschaubaren Grenzen", berichtet der Premier-League-Kenner. Getreu dem Motto: Des einen Leid, des andern Freud.
"Viele wittern die Chance und viele freuen sich, dass City, der große Dominator der Premier League der letzten Jahre, schwächelt. Und das öffnet natürlich die Tür für Liverpool, vielleicht auch für Arsenal."
Die nächste Chance auf Punkte und Wiedergutmachung haben Guardiola und City am kommenden Mittwoch in der Liga gegen Nottingham Forest (ab 20:15 Uhr live auf RTL+*).