26.02.2014 21:13 Uhr

Bei Ajax hängen Köpfe schon vor dem Spiel

Zuversicht sieht anders ans: Frank de Boer und Christian Poulsen sind Realisten.
Zuversicht sieht anders ans: Frank de Boer und Christian Poulsen sind Realisten.

Hängende Spieler- und Trainerköpfe bei einer Pressekonferenz sind eigentlich keine Seltenheit. Bei Ajax Amsterdam hängen die Köpfe allerdings schon vor dem Europa League-Rückspiel bei RB Salzburg. Trainer Frank de Boer und Christian Poulsen versuchen gar nicht beim letzten Medienauftritt vor dem Spiel die triste Stimmung im Ajax-Tross zu verbergen. Die Niederländer haben mit der Europacup-Saison schon abgeschlossen.

"Es wird ein schweres Spiel für uns. Wir müssen eine bessere Leistung als letzte Woche zeigen. Es ist klar, dass wir unser bestes tun werden", sagt Frank de Boer und strahlt dabei kein Fünkchen an Zuversicht für einen etwaigen Aufstieg ins Achtelfinale aus. Bei Ajax steckt sichtlich noch der Schreck von der Salzburger Dominanz beim 0:3 beim Hinspiel in den Knochen.

"Sind diesmal besser vorbereitet"

Fürchtet Frank De Boer womöglich gar eine zweite sportliche Ohrfeige? "Wir müssen Lösungen finden. Wenn wir keine finden, dann wird es schwierig", orakelt der Ajax-Coach, schweigt sich aber über Einzelheiten aus. "Die Lösungen werde ich nicht verraten, aber wir werden unsere Haut teuer verkaufen." Das alles klingt nach Schadensbegrenzung bei de Boer, der mit seinem nächsten Satz aufhorchen läßt: "Diesmal sind wir besser vorbereitet und haben andere Ideen." Hat Ajax den letzten österreichischen Vertreter im Europacup auf die leichte Schulter genommen?

Der Ex-Schalker Poulsen springt im perfekten Deutsch für seinen Trainer ein: "Wir waren gut vorbereitet und hatten auch Respekt vor Salzburg. Aber wir haben ganz schlecht gespielt, es war für uns der größte Tiefpunkt in der laufenden Saison. Wir haben so einiges wieder gut zu machen." Das Wort Aufstieg nimmt aber auch Poulsen nicht in den Mund. Es wäre auch ein Novum. Noch nie ist eine Mannschaft nach einem 0:3 in der Europa League eine Runde weiter gekommen. Lediglich Inter Mailand erzwang gegen Tottenham in der letzten Saison nach einem 0:3 noch eine Verlängerung, schied dann aber aufgrund der Auswärtstorregel trotz eines 4:1-Sieges aus.

Verlängerung bei Ajax nicht eingeplant

"Gelingt uns ein frühes Tor, dann kann es noch einmal spannend werden", sagt Poulsen und klingt dabei wenig überzeugend. Die Europacup-Saison ist für Trainer und Team schon vor dem Rückspiel abgehakt. Am Wochenende wartet der Schlager gegen Feyenoord Rotterdam. Ein wichtiges Duell in der niederländischen Eredivisie und auch wichtig für die Fans. Ein Sieg gegen den Erzrivalen könnte den Schmerz eines frühen Ausscheidens im Europacup etwas lindern und Ajax dem vierten Titelgewinn in Serie einen großen Schritt näher bringen. Dennoch werden über 2000 Ajax-Anhänger in der Arena zu Wals-Siezenheim erwartet. Ihnen gegenüber stehen rund 27.000 Salzburg-Fans, aufgrund Sicherheitsbestimmungen dürfen nur rund 29.000 Zuseher ins Stadion.

Im Gegensatz zur Vereinsführung scheinen die Anhänger also noch an ein mögliches Wunder zu glauben. Denn eine Verlängerung oder gar Elferschießen ist von Ajax-Seite gar nicht mehr eingeplant. Der Flieger nach Amsterdam hebt am Donnerstag planmäßig um 21:55 Uhr ab. Und sollte es dennoch ein Wunder für Ajax geben? "Dann bleiben wir noch eine Nacht", sagt de Boer lachend. Er rechnet wohl damit, sein Frühstück am Freitag in Amsterdam zu sich zu nehmen.

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Clemens Schotola