12.04.2014 00:58 Uhr

Abstieg: Wer darf hoffen, wer muss zittern?

Emotionen garantiert: Der Abstiegskampf in der Bundesliga verspricht Spannung pur
Emotionen garantiert: Der Abstiegskampf in der Bundesliga verspricht Spannung pur

Fünf Spieltage vor dem Saisonende ist der Abstiegskampf in der Bundesliga spannend wie selten zuvor. Sechs Mannschaften streiten sich um drei Plätze. Was spricht für, was gegen den Klassenerhalt? Ein Überblick:

Hannover 96:

Die Ausgangslage: Nach vier Niederlagen in Folge und nur einem Sieg in den letzten zehn Spielen spricht der Trend klar gegen die Torkut-Elf. Allerdings haben die 96er noch drei Heimspiele vor der Brust und zudem zwei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Das bereitet Sorgen: Ohne Torjäger Mame Diouf fehlt die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Das Mittelfeld liefert meist nur Stückwerk und setzt zu wenig kreative Impulse. Klammert man das Auswärtsspiel in Berlin aus, stehen lediglich vier erzielte Tore in den letzten neun Spielen zu Buche. Zu wenig für den Klassenerhalt. Außerdem rumort es im Umfeld, was in einer derart heiklen Situation zusätzlich belastet.

Das macht Hoffnung: Hannover trifft in den letzten Spielen auf vier direkte Konkurrenten, drei davon kommen in die AWD-Arena. Wenn es im Abstiegskampf um die Wurst geht, ist die Unterstützung der eigenen Fans nicht zu unterschätzen. Ein Sieg gegen den HSV könnte bereits die alles entscheidende Initialzündung sein.

SC Freiburg:

Die Ausgangslage: Zehn Punkte holte der Sportclub aus den letzten fünf Spielen. Das Resultat sind zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, wobei das schlechte Torverhältnis (-19) durchaus zum Problem werden kann.

Das bereitet Sorgen: Im Schnitt geben die Freiburger nur 10,5 Torschüsse pro Partie ab – so wenig wie kein anderer Bundesligist. Mit Wolfsburg, Gladbach und Schalke warten außerdem noch drei Teams, die um die Champions-League-Qualifikation kämpfen. "Durchgewunken" wird die Streich-Elf mit Sicherheit in keinem dieser Spiele.

Das macht Hoffnung: So selten der Tabellenvierzehnte auf das Tor schießt, so effektiv nutzte er in den vergangenen Wochen seine Chancen (elf Tore in fünf Spielen). Außerdem gilt das Mage-Solar-Stadion nicht erst seit der Verbeek-Fehde als heißes Pflaster. Bei noch drei ausstehenden Heimspielen hat der SC alle Trümpfe in der Hand.

VfB Stuttgart:

Die Ausgangslage: Die bisherige Bilanz unter Huub Stevens liest sich mit zwei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen ordentlich. Trotzdem steht man nur aufgrund des minimal besseren Torverhältnisses auf Platz 15.

Das bereitet Sorgen: Das Restprogramm mit Spielen gegen Gladbach, Schalke, Hannover, Wolfsburg und Bayern ist ein Albtraum. In der Hinrunde holte der VfB nur drei Zähler aus diesen Begegnungen. Auch die regelmäßigen Einbrüche in der zweiten Halbzeit (schon 32 Gegentore) geben zu denken. Null Punkte aus den nächsten zwei Spielen sind ein Szenario, mit dem sich die Verantwortlichen beschäftigen müssen. Außerdem sind Boka, Ibisevic, Leitner, Niedermeier und Sakai im Endspurt von einer Gelb-Sperre bedroht.

Das macht Hoffnung: Selbstvertrauen kann das Team insbesondere aus den Auftritten gegen Dortmund und Freiburg schöpfen. Gegen den BVB führte man verdient mit 2:0, gegen den Sportclub gab es beim 2:0-Erfolg einen Dreier der Sorte "überlebenswichtig". Qualitativ ist der Kader allemal erstligareif und seit dem Stevens-Antritt geht es zwar langsam, aber spürbar bergauf.

Hamburger SV:

Die Ausgangslage: Ohne das glückliche 2:1 gegen Leverkusen sähe es wohl jetzt schon zappenduster aus. So steht die Mannschaft immerhin noch auf dem Relegationsplatz und hat obendrein noch ein ordentliches Torverhältnis vorzuweisen.

Das bereitet Sorgen: Eine Niederlage im "Endspiel" gegen Hannover wäre der GAU. In diesem Fall müsste man im Saison-Endspurt gegen Mannschaften punkten, die auf einer Euphoriewelle schwimmen und um den Einzug in den Europacup kämpfen. Zu allem Überfluss droht zahlreichen Leistungsträgern (Arslan, Rincon, Westermann, Van der Vaart) auch noch eine Gelb-Sperre. Hinzu kommt der Ausfall von Torgarant Pierre-Michel Lasogga (12 Saisontore).

Das macht Hoffnung: Mit 45 erzielten Toren stellt der HSV ligaweit die achtbeste Offensive. Nur Dortmund und Bayern geben im Schnitt mehr Torschüsse als die Hanseaten (15,1) ab. Individuell steckt in der Mannschaft genügend Qualität um Spiele zu entscheiden und den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen.

1. FC Nürnberg:

Die Ausgangslage: Nach sechs Niederlagen in den letzten sieben Spielen steckt der Traditionsklub tief im Schlamassel. Auf einen kurzen Höhenflug zu Rückrundenbeginn folgte der harte Absturz auf Platz 17.

Das bereitet Sorgen: Pech und Unvermögen gehen beim Club Hand in Hand. Mit 24 Aluminiumtreffern ist das Team in dieser Statistik einsame Ligaspitze. Allerdings standen sich die Franken oftmals auch selbst im Weg. 39 Gegentreffer in der zweiten Halbzeit bedeuten einen weiteren traurigen Rekord. Dazu lässt die Mannschaft im Schnitt 17,5 Torschüsse des Gegners zu – auch das ein "Bestwert". Hinzu kommt das große Verletzungspech und die gravierende Heimschwäche (Platz 18 in der Heimtabelle).

Das macht Hoffnung: Der Strohhalm ist dünn und hat einen Namen: Josip Drmic. Ohne den Schweizer (16 Saisontore) wären die Franken womöglich schon längst abgestiegen. Er ist einer der wenigen Spieler im Team, die den Unterschied machen können. Und: Man kennt sich im Abstiegskampf, anders als Stuttgart oder Hamburg, bestens aus.

Eintracht Braunschweig:

Die Ausgangslage: Die katastrophale Hinrunde hat bei den Niedersachsen Spuren hinterlassen – im positiven Sinne. Obwohl die Löwen seit dem 3. Spieltag ununterbrochen auf einem Abstiegsplatz stehen, ist der Glaube an den Klassenerhalt nach nur zwei Niederlagen in den letzten neun Spielen größer denn je.

Das bereitet Sorgen: Sobald die Eintracht in einem Spiel nicht an ihre Leistungsgrenze bzw. darüber hinaus geht, scheint die Bundesliga eine Nummer zu groß. Die Elf von Torsten Lieberknecht stellt nicht umsonst die schwächste Offensive der Liga. Magere 15 Tore hat der Aufsteiger bisher erst aus dem Spiel heraus erzielt. Eigentlich viel zu wenig, um im Oberhaus zu verweilen.

Das macht Hoffnung: Keine Mannschaft war vom ersten Tag an derart auf diese prekäre Situation eingestellt. Das aktuelle Formhoch (13 Punkte aus den letzten neun Spielen) hängt auch damit zusammen. Das Team hat begriffen worum es geht, fühlt sich in der Außenseiterrolle äußerst wohl und könnte von der lähmenden Abstiegsangst der Konkurrenz profitieren. Hinzu kommt ein scheinbar "leichtes" Restprogramm. Mit Bayern, Berlin und Hoffenheim warten noch drei Teams, für die es um nichts mehr geht.

Christian Schenzel