05.07.2014 13:41 Uhr

Scolari nach Neymar-Ausfall gefordert

Brasiliens Teamchef Scolari muss sich gegen Deutschland etwas einfallen lassen
Brasiliens Teamchef Scolari muss sich gegen Deutschland etwas einfallen lassen

Die Hiobsbotschaft vom Neymar-Ausfall hat im Land des WM-Gastgebers einen Schockzustand ausgelöst und die Vorfreude auf den Halbfinal-Kracher am Dienstag in Belo Horizonte gegen Deutschland (ab 22:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) schwer getrübt. Ohne den Topstar muss Brasiliens Team nun den Traum vom Hexacampeão, dem sechsten WM-Titel, verfolgen. Die Qualitäten von Teamchef Luiz Felipe Scolari sind jetzt besonders gefordert.

"Das wird sehr schwierig. Aber wir werden alles geben, damit unser Traum weitergeht", versprach Mittelfeldabräumer Luiz Gustavo, der nach seiner Gelbsperre gegen Deutschland wieder in die Startelf zurückkehren wird. Dafür muss Scolari aber nun neben Neymar, der einen Wirbelbruch erlitt, auch auf Abwehrchef und Kapitän Thiago Silva verzichten. "Das war eine dumme Aktion von mir", gestand der 29-Jährige, der beim 2:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Kolumbien wegen einer Behinderung des Tormanns beim Ausschuss seine zweite Gelbe Karte im Turnierverlauf gesehen hatte.

Damit kommt wohl Bayern-München-Legionär Dante zu seinem ersten Einsatz bei der Heim-WM. "Uns steht ein sehr schwieriges Match bevor. Wir sind in einer Situation, dass sich jetzt alles ändern muss gegen Deutschland. Aber wir haben große Spieler wie Dante", deutete Scolari einen Einsatz des 1,88-m-Abwehrhünen an. Für den 65-jährigen Felipão wird das Heimspiel des fünfmaligen gegen den dreimaligen Weltmeister ein Déjà-vu: Schon beim 2:0 über die Deutschen im WM-Endspiel vor zwölf Jahren in Yokohama saß er auf der Bank.

Im Viertelfinale gegen Kolumbien hatte seine Mannschaft eine Energieleistung gezeigt, war gegen das Überraschungsteam allerdings mehrmals sehr hart eingestiegen, wie insgesamt 31 Fouls der Brasilianer bewiesen. Der spanische Referee Carlos Velasco hatte diese extreme Gangart mit seiner eigenwilligen Regelauslegung unterstützt. Erst beim 42. der insgesamt 54 Foulvergehen in dieser Partie zückte er erstmals Gelb, nachdem Thiago Silva Tormann David Ospina am Ausschuss behindert hatte.

Kein "jogo bonito" mehr

Von Brasiliens "jogo bonito" (schönem Spiel) war nichts zu sehen. Da passte es auch ins Bild, dass die beiden Innenverteidiger nach Standardsituationen die Tore für die Seleção erzielten. Thiago Silva (7./nach Eckball) und David Luiz (69./Freistoß) sorgten für die 2:0-Führung der Brasilianer, die nach dem Anschlusstor von Kolumbiens Shootingstar James Rodriguez (80./Foulelfer) vor 60.342 tobenden Zuschauern im Estadio Castelao noch bange Momente zu überstehen hatten.

David Luiz, der wie Thiago Silva neben seinem Tor vor allem durch Fouls an Rodriguez auffiel, wurde nach dem Spiel als "Man of the Match" ausgezeichnet. Er bezeichnete die Härteschlacht gegen die Kolumbianer als "großartiges Spiel" und freute sich bereits auf "den Klassiker" mit Deutschland. "Das wird ein ganz sehr schweres Spiel", sagte der künftige Profi von Paris St. Germain und lobte das DFB-Team als "große Mannschaft, mit einer großen Spielphilosophie, einem großen Coach".

Auch Dante verbarg seine Begeisterung über diese Konstellation nicht. "Ich freue mich sehr und bin schon ein bisschen heiß", sagte der 30-Jährige, der bisher nur die Bank drückte. "Wir spielen zu Hause, deshalb haben wir mehr Druck. Aber Deutschland ist auch einer der Favoriten." Für den bisher glücklosen Torjäger Hulk ist die Partie schon das vorgezogene Endspiel. "Das wird ein Finale", betonte der bullige Angreifer, der mit dem angepeilten WM-Triumph nicht nur sich selbst und ganz Brasilien glücklich machen will. "Wir wollen für Neymar den Titel holen!"

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apa