13.10.2014 10:45 Uhr

Okotie und Almer als Helden des Abends

Okotie freut sich, endlich wieder in Form zu sein
Okotie freut sich, endlich wieder in Form zu sein

Für die österreichische Nationalmannschaft sind am Sonntag gegen Montenegro zwei Spieler zu Matchwinnern avanciert, die nicht gerade zu den großen Stars der ÖFB-Auswahl zählen. Goalie Robert Almer steht wegen mangelnder Spielpraxis auf Clubebene seit Jahren in der Kritik, Gold-Torschütze Rubin Okotie schaffte erst vor wenigen Wochen nach mehrjähriger Pause sein Team-Comeback.

Gegen Montenegro nahm Okotie den Platz des gesperrten Marc Janko ein und schoss die Österreicher mit seinem ersten Treffer im siebenten Länderspiel prompt zu einem wichtigen Sieg. "Es war ein unglaubliches Glücksgefühl", beschrieb der Angreifer seine Emotionen unmittelbar nach dem 1:0.

Noch vor einigen Monaten schien Okoties Profi-Laufbahn langsam zu versanden. Einst als großes Talent gefeiert, warf ihn 2009 bei der Austria ein Knorpelschaden zurück. Danach blieben Engagements bei Nürnberg, St. Truiden, Sturm Graz und wieder Austria ohne durchschlagenden Erfolg. "Es hat schwere Momente in meiner Karriere gegeben, aber ich habe immer daran geglaubt, dass es wieder bergauf geht", erklärte der Wiener.

Der Aufschwung begann im vergangenen Winter nach dem Wechsel von der Austria zu SönderjyskE. In der dänischen Liga traf der U20-WM-Vierte von 2007 auf einmal wie am Fließband - Lohn war der Wechsel zu 1860 München. Beim deutschen Zweitligisten erzielte er in zehn Pflichtspielen bisher acht Tore.

Harter Weg zurück zur Topform

Okotie trifft wie in besten Zeiten - und zwar deshalb, weil er erstmals seit langer Zeit wieder richtig fit ist. Zu verdanken hat er das laut eigenen Angaben Heini Bergmüller, mit dem er seit über einem Jahr zusammenarbeitet. "Davor habe ich immer zu viel trainiert, war dann aber immer übermüdet und platt", meinte Okotie.

Dies änderte sich durch die Kooperation mit "Fitness-Guru" Bergmüller. "Seit ich mit ihm arbeite, fühle ich mich spritziger, und davon profitiere ich auf dem Platz", erzählte Okotie, der vor einem Monat Vater eines Sohnes wurde. "Mir geht es derzeit sportlich und privat sehr gut."

Davon profitierte am Sonntag auch die ÖFB-Auswahl, schließlich bedeutete Okoties Tor Platz eins in Gruppe G nach drei Runden. "Aber das ist nur deine schöne Momentaufnahme. Wir haben noch einen weiten Weg zu gehen", mahnte der Ex-Austrianer.

Almer auch ohne Matchpraxis sicherer Rückhalt

Dieser Meinung war auch Almer. "Es ist sehr schön, auf Platz eins zu sein, doch in sieben Spielen kann noch viel passieren." Der ÖFB-Schlussmann rettete in der Schlussphase mit der Abwehr eines Schusses von Mirko Vucinic den ÖFB-Erfolg und strafte damit seine Kritiker wieder einmal Lügen.

Seit dem Amtsantritt von Marcel Koller vor fast drei Jahren ist Almer Österreichs Nummer eins - und seither wird immer wieder die mangelnde Spielpraxis des Steirers auf Clubebene bemängelt. Dabei hat Almer bisher in keinem seiner 18 Länderspiele bei einem Gegentor gepatzt.

Genugtuung nach seiner Rettungstat verspürte der 30-Jährige nach eigenen Angaben nicht. "Ich genieße den Sieg für mich selbst, weiß aber, dass es auch wieder anders ausschauen kann. Die Kritiker wird es sowieso immer geben. Wenn ich einmal an einem Ball vorbeifliegen sollte, werden sie wieder dastehen", prophezeite Almer.

Vor der Vucinic-Chance war der Goalie die meiste Zeit praktisch arbeitslos gewesen. "Es ist sicher einfacher, wenn es mehr Aktionen für einen Tormann gibt, um im Spiel zu bleiben. Aber das Entscheidende ist, in solchen Momenten wie beim Vucinic-Schuss da zu sein", sagte Almer, der bei seinem Club Hannover 96 nicht an Ron-Robert Zieler vorbeikommt.

Almers Konkurrent zählt immerhin regelmäßig zum Kader von Weltmeister Deutschland. "Und man darf nicht vergessen, dass die deutsche Bundesliga nicht irgendeine Liga ist. Da ist es speziell als Ausländer nicht einfach, als Nummer eins im Tor zu stehen", betonte der frühere Austria-Keeper.

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apa