15.11.2014 20:07 Uhr

ÖFB-Team bezwingt Russen und bleibt Erster

Rubin Okotie gelang als Joker das Goldtor gegen Russland
Rubin Okotie gelang als Joker das Goldtor gegen Russland

Das österreichische Nationalteam darf weiter von der Tabellenspitze der EM-Qualifikationsgruppe G lachen. Trotz des Ausfalls zweier Schlüsselspieler (Alaba, Baumgartlinger) kam das Team von Marcel Koller zu einem hart erarbeiteten 1:0-Sieg über den "russischen Bären" und kann berechtigt auf eine Teilnahme an der Euro 2016 in Frankreich hoffen.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller hatte nicht zuviel versprochen, als er Russland als bislang schwersten Brocken in der laufenden EM-Qualifikation vorstellte. Keineswegs leichter wurde die Aufgabe für Österreich durch den Ausfall von Julian Baumgartlinger. Der Mainz-Legionär musste noch beim Aufwärmen aufgeben. Somit rückte nicht nur Christoph Leitgeb für den verletzten David Alaba in die Startelf, sondern auch Salzburg-Klubkollege Stefan Ilsanker an seine Seite.

Zunächst war den Österreichern das Fehlen gleich zweier Schlüsselspieler noch nicht anzumerken. Wie schon in den vorangegangenen Partien unter Marcel Koller startete die rot-weiß-rote Equipe durchaus frech. Gegner Russland, von dessen Teamchef Fabio Capello in der Offensive gleich an mehreren Stellen verändert, wartete das erste Herantasten der Hausherren ab und lauerte auf Konter über seine schnellen Flügelspieler.

Bereits in der 7. Minute wäre die Strategie der Russen fast belohnt worden, wäre nicht Aleksandar Dragovic gewesen, der das Laufduell mit Denis Cherishev gewann und so eine Abschlussmöglichkeit verhinderte. Die Gäste hatten erstmals Unsicherheit im österreichische Spielaufbau gewittert und versuchten sich sogleich an der linken Flanke festzusetzen. Martin Harnik sorgte dabei mit einem weiten Sprint samt Weitschuss für Entlastung. Mehr als ein Eckball schaute aber nicht heraus. Wenig später holte sich Denis Glushakov für eine rüde Attacke von hinten gegen Martin Hinteregger eine großzügige Gelbe Karte von Referee Martin Atkinson ab.

Kokorin brachte die österreichischen Fans kurz in Schockstarre

Über weitere Standardsituationen und ungenaue Flanken strahlte Österreich pro-forma Gefährlichkeit aus. Einem zählbaren Erfolgserlebnis war dann aber doch wieder Russland näher. Aleksandar Kokorin nutzte unbedrängt den ihm sich bietenden freien Raum und zog aus der Distanz ab. Tormann Robert Almer war geschlagen, die Torstange rettete Österreich vor dem Rückstand (15.).

Zu Österreichs bester Chance vor der Pause kam abermals Harnik nach einer schnellen Balleroberung. Der russische Schlussmann Igor Akinfeev lenkte den auf das lange Eck angetragenen Schuss aber zum Corner ab (24.). Auf der Gegenseite konnte Cherishev eine Flanke per Kopf nicht mehr auf sondern nur neben das Tor lenken (34.)

Kurz darauf war Marc Janko mehrmals im Zentrum des Geschehens. Zunächst rannte sich der Stürmer im russischen Abwehrriegel fest. Dann folgten körperbetonte Luftduelle mit Akinfeev, jedoch keine wirklich zwingenden Möglichkeiten.

Glanztat von Almer vor der Pause

Denn diese fanden erneut die Russen vor. Robert Almer kratzte nach einer Ecke einen Kopfball des abtauchenden Sergey Ignashevich gerade noch von der Linie (43.). Auch nach der Pause hatte Russland die erste Halbchance durch Kombarov, dessen Weitschuss aber deutlich über das Ziel ging.

Auf der Gegenseite vergab Marko Arnautovic aus zentraler Position mit einem zu lässigen Schuss auf Akinfeev (51.), Martin Harnik kam nach Laufduell mit Kombarov im Strafraum zu Fall. Das Gros der 47.500 Zuschauer im ausverkauften Ernst-Happel Stadion quittierte das Ausbleiben des Elfmeterpfiffes mit Unmut. Atkinson hätte in dieser Szene durchaus auch auf den Punkt zeigen können (54.).

Fabio Capello nahm den bis dato sehr aktiven Cheryshev vom Platz und brachte Ionov (56.). Zuvor hatten Klein und Almer noch im Verbund vor dem durchbrechenden Cheryshev eine Torchance verhindert. Wenig später folgte die nächste Möglichkeit für Russland. Kokorin setzte diesmal per Kopf den Ball nur knapp am Tor vorbei. Auch Österreichs Teamchef reagierte folglich. Mark Janko musste Rubin Okotie weichen.

Angefeuert durch das Publikum, das sich seines Wertes in diesem hart umkämpften Spiel durchaus bewusst war, waren dann aber wieder die Österreicher am Drücker. Arnautovic setzte die Kugel weit über das Tor (62.), ein Freistoß von Fuchs landete in der Mauer (64.).

Schiedsrichter Atkinson hatte auch etliche rustikale Zweikampfsituationen zu bewerten und dabei seine liebe Not. Gelb sah zunächst nur Martin Hinteregger (65.), später immerhin auch Sergey Parshivlyuk, der knapp außerhalb des Strafraums gemeinsam mit Marko Arnautovic zu Boden ging (71.).

Während manche noch diskutierten, machte Okotie das Tor

Mit dem darauffolgenden Freistoß bediente Fuchs Harnik, der per Kopf auf den in der Mitte freistehenden Okotie weiterleitete. Der Schuss des 1860-München-Legionärs wurde von Akinfeev wohl erst hinter der Linie geklärt (72.), wie die TV-Standbilder ergaben. "Das hätte der Torrichter sehen müssen", sagte ÖFB-Teamchef Marcel Koller anschließend. Aber noch ehe die Diskussion über die Entscheidung des Torrichters im Stadion abgeebbt war, war Okotie erneut zur Stelle. Martin Harnik lieferte nach einer schnellen Balleroberung die Vorlage diesmal mit einer schrafen Flanke punktgenau auf den Fuß des Stürmers – 1:0 für Österreich.

Der aufgerückte Hinteregger setzte den Ball über das Tor, die Gäste hatten den Rückstand noch nicht verdaut. Russlands Teamchef Capello war somit zu einer Reaktion gezwungen und wechselte mit Dzyuba für Fayzulin (75.) sowie Dzagoev für Shatov (81.) frische Offensivakteure für die angestrebte Aufholjagd in den Schlussminuten ein. Ein erster Versuch zum Ausgleich in Form eines Freistoßes von Roman Shirokov endete allerdings in der rot-weiß-roten Mauer.

Es war folglich auch ein heißer Tanz im Prateroval. Eine Verletzung erzwang Österreichs nächsten Wechsel. Die körperlich harte Partie hatte bei Aleksandar Dragovic' Oberschenkelmuskulatur Tribut gefordert, Koller brachte Sebastian Prödl und in der Nachspielzeit noch Marcel Sabitzer für den stets bemühten, aber erneut ohne Torerfolg gebliebenen, Marko Arnautovic.

Russland lief in purer Verzweiflung an, scheiterte etwa mit einem Freistoß aus großer Distanz erneut an der Mauer. Aber dann kam der erlösende Schlusspfiff und damit die Gewissheit, dass Österreich dank des 1:0 über Russland nach vier Spieltagen als Tabellenerster der EM-Qualifikationsgruppe G überwintern darf. Der Vorsprung Österreichs (10 Punkte) auf Verfolger Russland beträgt bereits fünf Zähler. Neuer Zweiter ist Schweden nach einem 1:1 in Montenegro. Am unteren Tabellenende hat Liechtenstein mit einem 1:0-Erfolg in der Republik Moldau die Rote Laterne abgeben können.

Mehr dazu:
>> Alaba als "Sportler des Jahres" geehrt
>> Ergebnisse, Spielplan und Tabelle Österreich-Gruppe G

Sebastian Kelterer