09.09.2015 15:41 Uhr

Koller: "Wollen uns keine Grenzen setzen"

Der Schweizer Marcel Koller lässt den Franzosen raushängen
Der Schweizer Marcel Koller lässt den Franzosen raushängen

Am Tag nach der geschafften Qualifikation für die EM 2016 ist Marcel Koller dem Anlass entsprechend adjustiert zur Nachbetrachtungs-Pressekonferenz erschienen. Mit Baskenmütze auf dem Kopf und einem Baguette in der Hand plauderte Österreichs Teamchef am Mittwoch über das historische 4:1 in Schweden, das seiner Mannschaft den Startplatz für die Endrunde in Frankreich bescherte.

Die Erleichterung, die Teilnahme an der EURO 2016 endgültig fixiert zu haben, war dem Schweizer deutlich anzumerken. "Ich bin froh, weil ich immer gesagt habe, wir sind noch nicht in Frankreich. Und jetzt kann ich offiziell verkünden, wir sind in Frankreich", erklärte Koller und biss in sein Baguette.

Die Arbeit mit seiner Truppe macht Koller Appetit auf mehr. "Wir wollen uns nach oben keine Grenzen setzen", sagte der 54-Jährige, dessen Team in der kommenden Weltrangliste auf Platz elf aufscheinen dürfte.

Die derzeitige Hochphase sei das Ergebnis jahrelanger konsequenter Arbeit. "Es macht unglaublich viel Spaß mit den Spielern und dem gesamten Betreuerteam, alles hat sich unglaublich entwickelt", meinte Koller auch mit Hinweis auf die positive Atmosphäre innerhalb des Kaders. "Die Spieler haben sich als Freunde gefunden. Sie kommen gerne zum Team, und diese Begeisterung sieht man auf dem Platz."

"Das Konzept hat sich ausgezahlt"

Als wesentlichen Faktor für den Zusammenhalt bezeichnete der Teamchef die personelle Kontinuität. "Wir hatten wenig Wechsel, dadurch konnten wir gut aufbauen. Das Konzept, diesen Spielern zu vertrauen, hat sich ausgezahlt." Mittlerweile habe sich die Nationalmannschaft zu einer Art "Wohlfühloase" entwickelt.

Den souverän eingefahrenen EM-Startplatz bezeichnete Koller als seinen größten Erfolg als Trainer, bat aber gleichzeitig seine Spieler vor den Vorhang. "Ich freue mich, dass sie das erreicht haben und ich dabei sein kann." Ob er die Nationalmannschaft auch nach der EURO 2016 trainiert, ließ Koller offen. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht."

Der aktuelle Siegeslauf von David Alaba und Co. hat den Teamchef nach eigenen Angaben nicht verblüfft. "Doch es macht mich unglaublich stolz, wie stark wir auftreten", betonte Koller und bezeichnete die Triumphe in Russland und Schweden als "Meilensteine für unser Selbstvertrauen".

Koller warnt vor zu viel Euphorie

Bei aller Freude über die jüngsten Erfolge dürfe man sich aber mit dem bisher Erreichten nicht zufriedengeben, warnte Koller und forderte noch mehr Konstanz. "Wir wollen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wir wollen das jetzt auch bestätigen. Wir müssen weiter arbeiten, im nächsten Spiel gegen Montenegro beginnt es wieder bei Null."

Der Coach wehrte sich schon neun Monate vor EM-Beginn gegen einen "falschen Optimismus", wie er etwa bei einer Frage nach einem möglichen Europameistertitel durchschimmerte. "Die Euphorie schnappt schon wieder über. Lasst uns einmal nach Frankreich fahren", flehte Koller.

Dass es im Endrunden-Kader gravierende Änderungen im Vergleich zum derzeitigen Aufgebot gibt, ist wohl eher auszuschließen. "Wenn Neue dazukommen, muss ich ihnen das neu mitgeben, was die anderen seit vier Jahren hören", gab Koller zu bedenken. Dennoch gibt es für hoffnungsvolle Talente die Möglichkeit, noch auf den EM-Zug aufzuspringen. "Wir werden die Augen offenhalten", versprach Koller.

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apa