20.01.2016 12:32 Uhr

Rückrunden-Check: Das Prinzip Hoffnung

Thomas Schaaf und seine 96er stehen vor einer schweren Rückrunde
Thomas Schaaf und seine 96er stehen vor einer schweren Rückrunde

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im ersten Teil: die Plätze 16 bis 18.

Werder Bremen (16., 15 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Claudio Pizarro. Im September ohne Vorbereitung nach Bremen zurückgekehrt, konnte der 37-Jährige nun das komplette Programm mitmachen und wirkt deutlich fitter. Außerdem zeigt Bayer-Leihgabe Levin Öztunali seine wohl beste Form seit seinem Wechsel an die Weser – ein Trend, der sich bereits gegen Ende der Rückrunde angedeutet hat.

Verlierer der Vorbereitung:
Eine durchwachsene Vorbereitung hat wenig Gewinner hervorgebracht und vor allem die Spieler aus der zweiten Reihe zum Verlierer gemacht. Aufdrängen konnte sich trotz der schwachen Hinrunde der Bremer keiner von ihnen. Nicht einmal ins Mannschaftstraining einsteigen konnte der langzeitverletzte Aron Johannsson, dessen Hüftprobleme den Bremer Verantwortlichen länger Sorgen bereiten als zunächst gedacht.

Jugendspieler im Fokus:
Viele junge Spieler haben die Bremer mit ins Trainingslager nach Belek genommen, aufdrängen konnte sich keiner. Aus der U23 fiel Giorgi Papunashvili immerhin durch ein starkes Tor im enttäuschenden Testkick gegen Aue auf, dürfte aber bis auf weiteres kein Thema für den Profikader sein.

Verletzte und Sorgenkinder:
Angeschlagen sind neben Aron Johannsson auch Linksverteidiger Janek Sternberg (Bänderanriss im Sprunggelenk) und Philipp Bargfrede (Achillessehne). Auf der Torwartposition sieht es hinter Felix Wiedwald ebenfalls schlecht aus: Nach Raphael Wolf und Raif Husic hat sich zuletzt auch Michael Zetterer verletzt, ein neuer Keeper soll noch kommen. Unsicher bleibt außerdem die Form von Rückkehrer Zlatko Junuzović (Schultereckgelenksprengung), der immer noch nicht komplett beschwerdefrei ist.

Prognose:
Legt Werder einen Stotterstart in der Rückrunde hin, dürfte man in Bremen bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt bangen. Viel hängt in dem – zumal in der Breite – schwach besetzten Kader auch von Form und Fitness der wenigen Leistungsträger ab. Immerhin: Positiv stimmt viele Beobachter des Trainings, dass der Abstiegskampf offenbar in den Köpfen der Spieler angekommen ist – der eine oder andere Zweikampf in der Vorbereitung wurde auffallend engagiert geführt.

 

Hannover 96 (17., 14 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Thomas Schaaf. Nachdem 96 mit Tayfun Korkut und Michael Frontzeck zuletzt zwei überraschende Lösungen präsentierte, die für wenig Aufbruchstimmung sorgten, genießt der 54-Jährige das uneingeschränkte Vertrauen des kritischen Umfelds. Genau das hat seinen Vorgängern stets gefehlt. Unter ihm ist der Glaube nach Hannover zurückgekehrt. Jetzt gilt es für die Mannschaft, das neue Selbstvertrauen auch auf den Platz zu bringen.

Verlierer der Vorbereitung:
Uffe Bech. Nach dem Motto "neuer Trainer, neues Glück" wollte der junge Däne unter Thomas Schaaf wieder angreifen und endlich durchstarten. Daraus wurde nichts. Der 23-Jährige leidet seit Wochen unter einer dubiosen Rippenverletzung, die ihn zu einer vorzeitigen Abreise zwang. Nach seiner Suspendierung in der Hinrunde ist das verpasste Trainingslager der nächste Rückschlag. Ob der Rechtsaußen in dieser Saison noch einmal in die Spur findet, ist mehr als fraglich.

Neuzugang im Fokus:
Adám Szalai. 13-7-4-0 lautet die Torausbeute des Ungarn in den letzten vier Spielzeiten. Zu behaupten, es gehe bergab, wäre maßlos untertrieben. Der 28-Jährige sucht seit Monaten nach seiner Form und erhofft sich durch seinen Wechsel nach Hannover eine Chance auf einen Platz im EM-Kader. Den wird er aber nur bekommen, wenn Szalai im Trikot der Niedersachsen liefert.

Verletzte und Sorgenkinder:
Nach eigener Aussage ist Neuzugang Hugo Almeida "bei 65 Prozent" - wie lange es dauert, bis ein 31-Jähriger, der seit zwei Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, wieder bei 100 Prozent ist, ist nicht nur für die 96-Fans einen spannende Frage. Weitaus kritischer als Almeidas fehlende Form ist die Verletzung von Spielmacher Hiroshi Kiyotake (Fuß). Der Japaner kehrt frühestens Mitte Februar ins Team zurück. Damit fehlt 96 der Denker und Lenker und einer der wenigen Spieler, die eine Partie im Alleingang entscheiden können.

Prognose:
Thomas Schaaf hin oder her, 96 ist in diesem Jahr fällig und wird den Gang in die 2. Liga antreten müssen. In der letzten Saison rettete sich das Team vor allem dank der herausragenden Leistungen von Lars Stindl und Hiroshi Kiyotake und sieben Punkten aus den letzten drei Spielen. In diesem Jahr fehlt schlicht und ergreifend die individuelle Qualität, um gegen die Konkurrenz zu bestehen.

 

1899 Hoffenheim (18., 13 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Sebastian Rudy. Stammspieler werden und zur EM fahren – das sind die ambitionierten Ziele des 25-Jährigen. Nach nur neun Startelfeinsätzen und schwankenden Leistungen in der Hinrunde sind diese Ziele weiter weg denn je. Allerdings nutzte Rudy die Vorbereitung, um kräftig zu punkten. Der vielseitig einsetzbare Rechtsfuß stand in jeder Partie auf dem Platz, traf gegen die Platinum Stars und Graz und scheint das Vertrauen von Huub Stevens zurückgewonnen zu haben.

Verlierer der Vorbereitung:
Kevin Kurányi. Das Projekt Kurányi scheint dagegen kein schönes Ende zu nehmen. Der Routinier ist nicht mehr als eine Teilzeitkraft, hat noch kein einziges Tor für die TSG geschossen und spielte auch in den Testspielen keine große Rolle. Erste Gerüchte über einen Winter-Wechsel nach Australien machten bereits die Runde. Die Zeichen von Stevens an Kurányi sind eindeutig. Ein Abschied vor dem 1. Februar rückt näher.

Neuzugang im Fokus:
Andrej Kramarić. Noch vor zwölf Monaten galt der Kroate als Supertalent. Zahlreiche Topklubs buhlten um den Stürmer. Leicester City machte schließlich das Rennen und verpflichtete den 24-Jährigen für knapp zwölf Millionen Euro. Auf der Insel konnte sich Kramarić bisher allerdings nicht durchsetzen. Für ihn ist die Leihe nach Hoffenheim die große Chance, seinen Ruf wieder aufzupolieren. Wenn er seine Zahlen aus Rijeka (59 Spiele, 45 Tore) auch nur annähernd bestätigen kann, darf sich die TSG über eine echte Verstärkung freuen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Tarik Elyounoussi und Kai Herdling sind die einzig sicheren Kandidaten auf der Verletztenliste. Zahlreiche Spieler (Volland, Schwegler, Süle, etc.) plagten sich in der Vorbereitung mit Erkältungen und kleineren Blessuren herum.

Prognose:
Erst warten Leverkusen und Bayern, anschließend kommt der unangenehm zu spielende SVD nach Sinsheim – ein einfaches Auftaktprogramm sieht anders aus. Sollte der Tabellenletzte einen echten Kaltstart hinlegen, droht der Sturz in eine Abwärtsspirale, an deren Ende der Abstieg steht. Selbst wenn Huub Stevens seine Retter-Qualitäten unter Beweis stellen sollte: Viel mehr als Platz 16 ist für die Kraichgauer nicht drin.

 

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