20.01.2016 18:00 Uhr

Rückrunden-Check: Es wird eng

Armin Veh und seiner Eintracht steht eine schwere Rückrunde bevor
Armin Veh und seiner Eintracht steht eine schwere Rückrunde bevor

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im zweiten Teil: die Plätze 13 bis 15.

SV Darmstadt (13., 18 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Slobodan Rajković. Der Ex-Hamburger wechselte vor der Saison aus der Arbeitslosigkeit zu den Lilien und musste sich dort zunächst hinten anstellen. Nun könnte die Stunde des Serben schlagen: Dadurch, dass Luca Caldirola wohl auf die Linksverteidigerposition wechseln wird, ist eine Planstelle im Abwehrzentrum frei. Rajković machte seine Sache dort in der Vorbereitung ordentlich.

Verlierer der Vorbereitung:
Dominik Stroh-Engel kommt seit dem Aufstieg einfach nicht ins Rollen. Der Zweitliga-Knipser bekam bedingt durch Sandro Wagners Ausfall zuletzt die Chance, sich in den Testspielen als ernsthafte Startelfalternative zu empfehlen. Das misslang vor allem im abschließenden Härtetest gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) gründlich. Konsequenz: Darmstadt sucht auf der Mittelstürmerposition weiterhin nach einer Verstärkung.

Neuzugang im Fokus:
Trainer Dirk Schuster baute in der Wintervorbereitung nicht ganz freiwillig ausschließlich auf das altbekannte Personal. "Für uns sind Spieler interessant, die gegen Ende der Transferperiode ab Mitte Januar bei anderen Vereinen keine Perspektive mehr haben", sagte er der "FAZ". Die Problemzonen sind bekannt und lauten Offensive und Außenverteidigung.

Verletzte und Sorgenkinder:
Sandro Wagner musste mit Knöchelproblemen aus dem Trainingslager in der Türkei abreisen und kehrte erst am Dienstag wieder ins Training zurück. Dass der momentan im Offensiv-Spiel der Lilien unersetzbare Angreifer bis zum Rückrundenauftakt am Samstag in Hannover wieder bei 100 Prozent ist, ist nahezu ausgeschlossen.

Prognose:
Unabhängig davon, welche Neuzugänge der Klub bis zum 1. Februar noch ans Böllenfalltor lockt: Darmstadt wird es in der Rückrunde schwer haben und könnte zu einem "Paderborn 2.0" werden. Ein wenig gefestigter als die Ostwestfalen in der vergangenen Saison wirken die Lilien aber doch, sodass es am Ende zum Relegationsplatz reicht.

 

Eintracht Frankfurt (14., 17 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Schnell, dribbelstark, kombinationssicher: Mijat Gacinovic stach in der eher durchwachsenen Wintervorbereitung der Eintracht als einer der wenigen Adlerträger positiv heraus. Der 20-jährige serbische Flügelstürmer, im Sommer für 1,2 Millionen Euro aus Novi Sad gekommen, präsentierte sich insbesondere in den Testspielen gegen den BVB (0:4) und Eintracht Braunschweig (3:3) "sehr gut", wie Trainer Armin Veh befand.

Verlierer der Vorbereitung:
Des einen Freud ist des anderen Leid. Die starken Leistungen von Gacinovic könnten Stefan Aigner den Stammplatz kosten. Der in der Hinserie formschwache Routinier hinterließ zunächst einen guten Eindruck im Trainingslager, nur um dann in den Testpartien völlig abzutauchen. Veh zählte Aigner nach dem Braunschweig-Spiel sogar öffentlich an: "Gacinovic war zehnmal agiler als Aigner."

Neuzugang im Fokus:
Marco Fabián war mit 3,5 Millionen Euro nicht nur der teuerste Eintracht-Transfer seit Jahren, sondern bislang auch der auffälligste Winterneuzugang der Hessen. Der Mexikaner sorgte beim 3:3 gegen Braunschweig in der Zentrale für mächtig Wirbel und führte sich gleich mit einem Doppelpack ein. Mit ihm hat Frankfurts Offensive deutlich an Qualität gewonnen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Stefan Reinartz und Carlos Zambrano. Die beiden etatmäßigen Säulen der Mannschaft hatten während des ersten Saisonhalbjahres immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Während der Mittelfeldmann nun aufgrund einer Leisten-OP mehrere Wochen ausfällt, kam der peruanische Abwehrspieler nicht fit aus dem Urlaub zurück und trainierte zuletzt überwiegend individuell. Zum Rückrundenstart könnte es für ihn trotzdem reichen.

Prognose:
Die SGE – derzeit punktgleich mit dem Relegationsrang - hat sich im Winter vernünftig verstärkt und darf auch leise darauf hoffen, dass die beiden höher platzieren Aufsteiger noch einbrechen. Aber auch die restliche Konkurrenz im Tabellenkeller schläft nicht. Dennoch: Am Ende rettet sich Frankfurt – allerdings knapp!

 

VfB Stuttgart (15., 15 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Przemysław Tytoń. Der polnische Keeper hütet die Schießbude der Liga (37 Gegentore), musste sich mehrfach vernichtende Kritik anhören und zählt nicht zufällig zu den notenschwächsten Torhütern der Liga. Umso überraschender, dass Jürgen Kramny dem 29-Jährigen im Trainingslager das Vertrauen aussprach und ihm den Status der Nummer eins verpasste. Dass er zum Rückrundenauftakt in Köln auf dem Platz stehen würde, wäre vor wenigen Wochen noch undenkbar gewesen.

Verlierer der Vorbereitung:
Robin Dutt. Der Vorstand Sport hat es in den letzten Wochen nicht geschafft, den dringend benötigten neuen Innenverteidiger zu verpflichten. Hinteregger, Wimmer und Romagnoli waren Kandidaten, doch keiner von ihnen wird demnächst das Trikot mit dem roten Brustring tragen. Elf Tage bleiben Dutt jetzt noch, um einen Innenverteidiger zu holen, der die löchrige Abwehr der Schwaben schließt und ihr die nötige Sicherheit gibt. Ein schwieriges Unterfangen, von dessen Gelingen viel abhängen könnte.

Neuzugang im Fokus:
Kevin Großkreutz. Nach seinem Kurzbesuch in Istanbul steht der Ex-Dortmunder in Stuttgart in der Bringschuld. Findet er zu seiner Dortmunder Form zurück? Ist er noch die "Allzweckwaffe", die er in den schwarz-gelben Meisterjahren war? Wie läuft die Integration beim VfB? Kann Großkreutz auch Abstiegskampf? Wie hat der 27-Jährige ein dreiviertel Jahr ohne Wettkampfpraxis verdaut? Fragen, die nur Großkreutz selbst beantworten kann.

Verletzte und Sorgenkinder:
Mit Daniel Ginczek und Martin Harnik fehlen den Schwaben zum Rückrundenauftakt zwei Offensivspieler verletzungsbedingt. Robbie Kruse wird im VfB-Trikot wohl auch nicht mehr glücklich werden. Der Australier durfte sich in den Testspielen beweisen und überzeugte nur bedingt.

Prognose:
Unter Jürgen Kramny präsentierte sich die Mannschaft in den Testspielen gefestigter und leistete sich weniger haarsträubende Fehler. Ganz abstellen konnte sie die Patzer aber nicht. Und auch die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor war ein Problem. Kramny hat die Zuversicht ein Stück weit zurückgebracht, dennoch wird der VfB bis zum Schluss gegen den Abstieg spielen und den Kopf erst in letzter Sekunde aus der Schlinge ziehen.

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