22.01.2016 14:24 Uhr

Rückrunden-Check: Spannung? Fehlanzeige!

Bayern München wird auch weiterhin über Borussia Dortmund stehen
Bayern München wird auch weiterhin über Borussia Dortmund stehen

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im dritten Teil:

Bayern München (1., 46 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
David Alaba. Wie groß die Wertschätzung für den Österreicher mittlerweile ist, unterstrich das Trainingslager-Fazit von Pep Guardiola: „Alaba ist zurück. Das ist das Wichtigste.“ Die Bayern wollen den 23-Jährigen unbedingt langfristig binden, in den Vertragsverhandlungen dürfte er alle Trümpfe in der Hand haben. Sollte er sich für die Bayern entscheiden, könnte er zum Topverdiener aufsteigen.

Verlierer der Vorbereitung:
Medhi Benatia. Eigentlich wollte sich der Marokkaner im Winter für einen Stammplatz empfehlen. Unter dem Strich verpasste er die meisten Einheiten verletzungsbedingt, während beispielsweise Konkurrent Holger Badstuber das komplette Trainingslager durchziehen konnte. Benatia droht, in der Innenverteidiger-Hackordnung auf Platz vier oder gar fünf abzurutschen. Die Lohnzettel-Affäre passte da ins Bild.

Neuzugang im Fokus:
Auf dem Transfermarkt haben die Bayern im Winter nicht nachgelegt. Während des Trainingslagers in Doha standen vor allem zwei der fünf Jugendspieler im Fokus. Der 15 Jahre alte Christian Früchtl durfte mit Weltmeister Manuel Neuer trainieren und sich von ihm wichtige Tipps (und auch lobende Worte) abholen. Mittelfeldspieler Niklas Dorsch wird von seiner Spielanlage bereits als neuer Toni Kroos gehandelt. Beide werden allerdings in der Rückrunde noch keine Rolle spielen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Für Mario Götze wird es ein wichtiges halbes Jahr. Im kommenden Sommer soll die Entscheidung fallen, ob sein 2017 auslaufender Vertrag noch einmal verlängert wird. Insofern will er sich in der Rückrunde ins Rampenlicht spielen. Blöd nur, dass er wegen seiner Adduktoren-Verletzung im Trainingslager nur individuell arbeiten konnte. Erst Anfang Februar ist das Comeback angepeilt. In der Warteschlange hängt auch Franck Ribéry, der diesmal nichts überstürzen will.

Prognose:
So traurig es ist, aber auch in dieser Saison wird die Meisterfrage nicht bis zum letzten Spieltag spannend bleiben. Bayern wird zum vierten Mal in Folge Meister. Acht Punkte Vorsprung sind einfach ein Brett und so häufig wird der Titelverteidiger nicht patzen. Die Frage wird eher sein, ob Bayern diesmal die eigene Spannung länger hochhalten kann, um einerseits nicht wieder in den Abstiegskampf einzugreifen und andererseits auch international in Bestform zu sein.

>> Alle Testspielergebnisse: Die Winterfahrpläne der Bundesligisten

 

Borussia Dortmund (2., 38 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Das A-Junioren-Duo Christian Pulisic und Felix Passlack wurde aufgrund starker Leistungen zum Start des Trainingslagers mit einem Profivertrag belohnt und zeigte auch im A-Team ansprechende Leistungen. Vor allem Pulisic wirbelte in den Tests häufiger die linke Außenbahn entlang, traf gegen Jeonbuk und bereitete gegen Frankfurt einen Treffer vor.

Verlierer der Vorbereitung:
Die Kadertiefe. Das Thomas Tuchel ein Freund überschaubarer Kader ist, ist kein Geheimnis, nachdem der BVB Jonas Hofmann und Adnan Januzaj hat ziehen lassen, sollten sich weitere Akteure besser nicht langfristig verletzen. Zumindest nicht, wenn man weiterhin auf drei Hochzeiten tanzen will.

Neuzugang im Fokus:
Den Abgängen von Januzaj und Hofmann steht bislang zwar noch kein Neuzugang gegenüber, doch eine neue Personalie wird auch nicht ausgeschlossen: „Wir sind immer daran interessiert, dem Kader Qualität zuzuführen, aber auch immer gepaart mit Charakter und Mentalität“, zog Thomas Tuchel die gewohnt nichtssagenden Register des Profisports.

Verletzte und Sorgenkinder:
Im Vergleich zur Vorsaison hat sich die Personalsituation bei den Schwarz-Gelben eindeutig entspannter, ein paar Sorgenfalten dürfte BVB-Coach Thomas Tuchel im Hinblick auf die kräftezehrende Rückrunde aber dennoch haben. Marcel Schmelzer und Sven Bender waren während der kompletten Übungseinheiten in Dubai zum zusehen verdammt, Nuri Şahin fühlt sich laut eigener Aussage besser, wird aber wohl noch etwas auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz unter Tuchel warten müssen. Der könnte Erik Durm hingegen bald winken. Der Rechtsverteidiger feierte in der Vorbereitung seine Rückkehr auf den Rasen und könnte bald wieder voll einsatzbereit sein.

Prognose:
Eigentlich gibt es für den BVB kaum einen Grund, sorgenvoll auf die zweite Saisonhälfte zu schauen. Klar, die Bayern kicken wohl weiterhin auf einem anderen Planeten, aber die Dortmunder haben sich mit der zweitbesten Hinrunde der Vereinsgeschichte durchaus ein komfortables Polster auf die Konkurrenz außerhalb Münchens erarbeitet. Kann Thomas Tuchel die Anspannung hochhalten, steht einer guten Saison weiterhin nichts im Wege.

>> Alle Transfers der Bundesligisten

 

Hertha BSC (3., 32 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Peter Pekarik kehrte im Winter nach dreimonatiger Verletzungspause zurück und war sofort wieder ganz der Alte. Der slowakische Nationalspieler spulte sein Pensum auf der Rechtsverteidigerposition in den Testspielen gewohnt unaufgeregt ab und hat einen Startelfplatz zum Rückrundenstart wohl sicher. Shooting-Star Mitchell Weiser könnte eine Position nach vorne rutschen.

Verlierer der Vorbereitung:
Thomas Kraft. Der Ex-Stammkeeper laboriert immer noch an seiner hartnäckigen Schulterverletzung, hat in der Winterpause nur eingeschränkt trainiert und kam ausschließlich im letzten Testspiel gegen den FC Vaduz aus Liechtenstein (1:0) zum Einsatz. Den Kampf um den Platz zwischen den Pfosten gegen die neue Nummer eins Rune Jarstein konnte der frühere Münchener so noch gar nicht aufnehmen.

Neuzugang im Fokus:
Sinan Kurt. Der 19-Jährige kam zwar von den großen Bayern zur Hertha, wird in Berlin aber als Perspektivspieler gesehen, der mittel- oder langfristig helfen soll. Aktuell hat der schmächtige Techniker bei Trainer Pal Dardai noch keine Chance auf einen Kaderplatz und wird in der U23 spielen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die vor der Winterpause angespannte Lage im Berliner Lazarett hat sich deutlich entspannt. Im breit aufgestellten Kader wird es nun zwangsläufig den ein oder anderen Härtefall geben. Das Stammpersonal macht Trainer Pal Dardai keine Sorgen: Keeper Jarstein hat seinen fiebrigen Infekt überwunden und kann gegen Augsburg wohl spielen. Auch Innenverteidiger Sebastian Langkamp (Oberschenkelverhärtung) peilt einen Einsatz an.

Prognose:
Die Alte Dame profitierte in ihrer bärenstarken Hinrunde auch von den Patzern und Schwächephasen der international ambitionierten Konkurrenz. Bei allem Respekt vor den Leistungen der Berliner: Die direkte Champions-League-Quali sichert sich ein anderes Team. Aber Hertha BSC landet zwischen Platz vier und sieben, was auch schon ein Riesenerfolg für den Tabellen-15. der Vorsaison ist.

 

Mehr dazu:
>> Plätze 4 bis 6: Kampf um die CL-Plätze
>> Plätze 7 bis 9: Eine Frage des Potenzials
>> Plätze 10 bis 12: Ruhiges Fahrwasser?
>> Plätze 13 bis 15: Es wird eng
>> Plätze 16 bis 18: Das Prinzip Hoffnung

wfb