13.06.2016 14:04 Uhr

Fußball-Gott feiert seine Rückkehr

Bastian Schweinsteiger meldete sich eindrucksvoll zurück
Bastian Schweinsteiger meldete sich eindrucksvoll zurück

Bastian Schweinsteiger hat sich mit einem Paukenschlag zurückgemeldet, nun hofft Bundestrainer Joachim Löw bei der EM auf weitere Geniestreiche seines Kapitän.

Bastian Schweinsteiger fiel überglücklich Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in die Arme, dann tanzte er mit dem DFB-Doc an der Seitenlinie. "Bastian Schweinsteiger, Fußball-Gott!" sangen die Fans in der deutschen Kurve dazu im Stade Pierre Mauroy nach dem Abpfiff. Der Kapitän war nach seiner "unglaublichen" Rückkehr der Held des Abends.

"Alles ist sehr gut. Meine Verletzung ist ausgeheilt, ich fühle mich sehr gut", sagte Schweinsteiger, der nach einem Sprint über den gesamten Platz den Schlusspunkt beim 2:0 gegen die Ukraine gesetzt hatte. Nach seiner schweren Knieverletzung Mitte März war er regelmäßig in Müller-Wohlfahrts Münchner Praxis gereist, zum Arzt seines Vertrauens während der harten Arbeit fürs Comeback.

Dass er beim ersten EM-Auftritt des Weltmeisters in Frankreich noch eine Hauptrolle bekommen würde, hätte der 31-Jährige während seiner beschwerlichen Reha wohl nicht zu träumen gewagt. Er erzielte drei Minuten nach seiner Einwechslung das erlösende Tor.

Wechselbad der Gefühle im Interview

Anschließend genoss der etatmäßige Kapitän den unverhofften Glücksmoment, er klatschte zunächst Bundestrainer Joachim Löw und danach die komplette Auswechselbank ab, sprintete über das ganze Feld und ließ sich von seinem Stellvertreter Manuel Neuer gebührend feiern. "Der Spurt nach vorne war aber lang, deswegen bin ich etwas außer Atem", scherzte er anschließend vor den TV-Kameras in Lille.

Als Schweinsteiger aber eine Stunde später frisch geduscht Richtung Mannschaftsbus trottete, verweigerte er jeden weiteren Kommentar. Er wirkte schlecht gelaunt und angeschlagen, als habe er soeben ein WM- oder EM-Finale verloren.

Sein Bruder Tobias Schweinsteiger erklärte via Twitter, warum der DFB-Kapitän nicht mit den Journalisten sprechen wollte. "Zu alt! Zu schwer! Zu langsam! Zenit überschritten!" - so verwies er auf die jüngsten Kommentare und konterte: "Boooooooooooooom! Schweinsteiger nie abschreiben!"

Zuvor hatte bereits der Bundestrainer seinen Kapitän in den Himmel gehoben. "Ein Bastian Schweinsteiger ist Gold wert. Er ist wichtig von seiner Persönlichkeit, seiner Erfahrung, er kann einer Mannschaft viel geben", schwärmte Löw.

Stück für Stück mehr Spielpraxis

Vor zwei Jahren im WM-Finale gegen Argentinien hatte Schweinsteiger das Spiel seines Lebens abgeliefert - an diese Form ist er nie wieder herangekommen. Die Fans aber haben ihn nach wie vor ins Herz geschlossen. "Es tut einfach gut, wenn Menschen so reagieren", sagte der frühere Bayern-Profi.

Nachdem er seinen ersten Treffer im DFB-Dress seit über 1600 Tagen erzielt hatte, brachen alle Dämme. "Wahnsinn, so ist Schweini", sagte Thomas Müller voller Bewunderung. Neuer hofft, dass "Bastian schon bald wieder von Beginn an spielen kann. Er tut unserer Ordnung gut. Wir brauchen ihn."

Dass er schon am Donnerstag im zweiten Gruppenspiel gegen Polen wieder in der Startelf stehen wird, scheint nicht ausgeschlossen, wie Schweinsteiger selbst andeutete: "Ich fühle mich so, dass ich eine Halbzeit spielen kann. Ich hoffe, dass ich jetzt peu-à-peu mehr spielen kann."