25.08.2016 15:14 Uhr

Meinungen: Wacklig, wackliger, Skripnik

Viktor Skripnik (r.) hat beim SV Werder Bremen keinen leichten Stand
Viktor Skripnik (r.) hat beim SV Werder Bremen keinen leichten Stand

Die Punktejagd beginnt wieder bei null, die Teams haben sich neu aufgestellt und der Pokal erste Erkenntnisse gebracht - Die neue Bundesligaspielzeit klopft lautstark an die Pforte und wir haben uns erlaubt, die Stadionwurst mit unserem ganz subjektiven Senf zu garnieren.

Feuerstuhl: Welcher Trainer fliegt zuerst?

Heiko Lütkehus: Viktor Skripnik. Der Ukrainer ist nach dem Fast-Abstieg ohnehin mit wenig Kredit in die neue Spielzeit gestartet, die Entscheidung des Vereins zur Fortsetzung der Zusammenarbeit inklusive Vertragsverlängerung sorgte für eine Mischung aus Staunen und Entsetzen im grün-weißen Umfeld. Zudem verlief die Vorbereitung enttäuschend, im Pokal blamierten sich die Hanseaten bis auf die Knochen und zu allem Überfluss verletzte sich Hoffnungsträger Kruse schwerer - und nun die Bayern zum Auftakt. Gewinnt der SVW keines der ersten vier Ligaspiele, ist Skripnik Geschichte - und der eine oder andere Werder-Fan womöglich wieder zuversichtlich.

Marc Affeldt: Niko Kovač. Zugänge aus Florenz, Chelsea, Manchester und gleich zwei Juwelen von Real Madrid – klingt mindestens nach Europa League, schürt Erwartungen und wird den Kovač-Brüdern zum Verhängnis, denn am Ende handelt es sich bei den Neuzugängen um Kicker aus der zweiten Reihen oder unbekannte Talente. Am zweiten Spieltag steht zudem das prestigeträchtige Duell gegen die Lilien aus Darmstadt an. Überzeugt Frankfurt dann nicht, brennt der Baum.

Chris Rohdenburg: Viktor Skripnik. Der Werder-Coach wird bei den Buchmachern zu Recht als einer der Top-Kandidaten für die erste Entlassung der Saison gehandelt. Den ersten Schritt auf dem Weg zur Tür hat der 46-Jährige mit dem blamablen Pokal-Aus bereits zurückgelegt. Folgt im Liga-Alltag gegen die Bayern und kurz darauf gegen Gladbach der erwartbar schlechte Auftakt, hätte der Ukrainer die Klinke wohl schon in der Hand. Um mit Skripnik eine weitere harte Zeit durchzumachen, fehlt vielen Bremer Fans die Geduld. Nur ein Sieg in München und drei weitere Punkte am zweiten Spieltag gegen Augsburg könnten die Seele vielleicht beruhigen und ein wenig Euphorie an die Weser zurückbringen - diese Aussicht ist im Moment aber quasi undenkbar.

Gerrit Kleiböhmer: Es wäre einfach, denjenigen zu nennen, der bei den führenden Wettanbietern mit der geringsten Quote angegeben wird. Und doch ist der Fall in dieser Saison eindeutig: Viktor Skripnik wird der Erste sein, den es trifft. Das Hauptproblem, die Abwehr, konnte der Ukrainer nie wirklich lösen, denn auch beim blamablen Pokalaus in Lotte zog das Werder-Tor die Gegentreffer förmlich magisch an. Hinzu kommt, dass die Lobby des schrulligen Übungsleiters allmählich schmilzt. Bei den Wettanbietern liegt Skripnik übrigens deutlich vor Norbert Meier vom SV Darmstadt 98.

Toptransfer: Welcher Neuzugang startet durch?

Heiko Lütkehus: Auch abseits prominenter Neulinge à la Renato Sanches, Ousmane Dembélé und Breel Embolo dürften einige Spieler von sich reden machen.

Zunächst wäre da Jhon Córdoba, der bereits in der vergangenen Rückrunde andeutete, dass Mainz ein echtes Juwel an Land gezogen hat, zu nennen. Mit seiner Mischung aus Dynamik, Wucht und Tempo dürfte der Kolumbianer die beträchtliche Ablöse (6,5 Millionen Euro) schnell rechtfertigen. Die Liga darf sich ebenso auf Vincenzo Grifo freuen. Der Aufstiegsgarant der Freiburger wird auch eine Etage höher für Furore sorgen. Zudem ist Naby Keita, der für eine Rekordablöse innerhalb des Brauseimperiums von Salzburg nach Leipzig wechselte, eine Chefrolle beim Aufsteiger zuzutrauen. Ein spannender Spieler.

Marc Affeldt: Daniel Didavi. Das internationale Geschäft krachend verpasst, sah es lange nach einem Ausverkauf beim VfL Wolfsburg aus, doch Allofs und Konsorten haben am Ende ein mehr als konkurrenzfähiges Team auf die Beine gestellt. Geniestreich Nummer eins des neuen VfL, bei dem die mangelnde Doppelbelastung am Ende sogar zur Trumpfkarte werden könnte, war dabei die Verpflichtung von Daniel Didavi. Bleibt der wohl beste deutsche Kicker ohne A-Länderspiel, der zum Nulltarif aus Stuttgart kam, endlich mal verletzungsfrei, dürfte er auch bei Jogi eine Rolle spielen.

Chris Rohdenburg: Ich tippe mal auf einen Spieler, der bereits in letzter Spielzeit auf sich aufmerksam und vor allem von sich reden machte: Sandro Wagner. Der Stürmer dürfte seine Ausbeute aus der letzten Saison (14 Tore) mindestens egalisieren. Das System von Trainer Julian Nagelsmann wird dem ehemaligen U-Nationalspieler dabei entgegenkommen, mit dem fest verpflichteten Andrej Kramarić als Sturmpartner sowieso.

Gerrit Kleiböhmer: Max Eberl ist mittlerweile bekannt für sein gutes Näschen beim Aufspüren junger, talentierter Spieler, die zudem noch in das Spielsystem der Borussen passen. Der nächste Senkrechtstarter ist Mamadou Doucouré. Der 18-jährige Innenverteidiger wurde bei Paris Saint-Germain ausgebildet und überzeugte Talentsichter auf dem ganzen Kontinent in Windeseile. Bei den gestandenen Verteidigern im Team, wie Vestergaard und Christensen, wird sich der Franzose schnell entwickeln.