29.09.2016 14:08 Uhr

Rooney: Eine Legende auf dem Abstellgleis

Wayne Rooney fungierte bei Manchester zuletzt als Ballträger
Wayne Rooney fungierte bei Manchester zuletzt als Ballträger

Wayne Rooney erlebt vor dem Euro-League Spiel am Donnerstag gegen Zorya Lugansk die Schattenseiten des Profi-Geschäfts. Während die Medien ihn kritisieren, rückt auch Trainer José Mourinho von seinem Kapitän ab. Droht jetzt ein Karriereende auf der Ersatzbank des Old Traffords?

Der amtierende Meister Leicester hatte keine Chance. Marcus Rashford, Juan Mata und Co. sind im ersten Durchgang über die Foxes hinweg gewalzt. Nach 40 Minuten hatte United bereits dreimal ins gegnerische Tor getroffen. Dem 105-Millionen-Rekordmann-Paul Pogba war es dann kurz vor dem Halbzeitpfiff vorbehalten für die Krönung zu sorgen. Nach einer Ecke entwischt der Franzose seinem Gegenspieler und nickte zum 4:0 ein.

Das Old Trafford tobte und feierte die Wiederauferstehung der Red Devils. Die englische Presse sprach nach dem Spiel von einem "Turning Point" für die Mourinho-Elf, die im Vorfeld in einer Krise zu versinken drohte.

Ein Wendepunkt, an dem ein Spieler nur als Beobachter teilnahm. Wayne Rooney, der zweitbeste Torschütze der glorreichen United-Geschichte, saß während des Befreiungsschlags nur auf der Bank. Erst in der 83. Minute durfte der etatmäßige Kapitän den Rasen betreten und dabei helfen den 4:1-Endstand über die Zeit zu bringen.

Mou: "Rooney ist mein Mann"

Nach dem Spiel war Mourinho bemüht, dem 30-Jährigen den Rücken zu stärken. "Er ist mein Mann! Ich vertraue ihm total. Rooney ist ein großer Spieler - für mich, für United und für sein Land", ließ "The Special One" verlauten. Scheinbar reichte das Vertrauen aber nicht für einen Startplatz im bisher wichtigsten Saisonspiel gegen Leicester, vor dem man nach schwachen Auftritten und drei Niederlagen in Liga und Europa League gehörig unter Druck stand.

Fakt ist auch, dass Manchester mit Rooney auf der Bank die bisher stärkste Saisonleistung zeigte. Die jungen Wilden Jesse Lingaard (23) und Marcus Rashford (18) sorgten für eine hohe Geschwindigkeit über außen. Juan Mata, dem viele vor der Saison keine Zukunft unter Mourinho prophezeiten, brillierte im offensiven Mittelfeld und auch Paul Pogba deutete das erste Mal sein Potenzial für das Spiel des englischen Rekord-Champions an. Zlatan Ibrahimović blieb zwar im vierten Spiel in Folge torlos, aber am Mou-Jünger führt auch in Zukunft kein Weg vorbei.

Kein Platz also mehr für Rooney? Zumindest in der bei vielen englischen Vereinen ungeliebten Europa League könnte sich der Altmeister wieder empfehlen. Aber auch dieser Gelegenheit könnte Mourinho ein Strich durch die Rechnung machen. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn bringe. Er darf unter dem Druck keine Leistung bringen, die nicht gut ist. Ich bin hier, um ihn zu beschützen und zu analysieren, was am Besten für ihn ist", sagte der Portugiese in der Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen mit den internationalen Nobodys von Zorya Lugansk zu einem Rooney-Einsatz.

"Höre nicht auf die Leute"

In seiner 15. Profi-Saison scheint dem bald 31-Jährigen, der seit drei Tagen auch noch an Rücken-Beschwerden leidet, langsam die Puste auszugehen. Die großen Spiele liegen schon länger zurück. Richtig überzeugen konnte "Wazza" zuletzt vor drei Spielzeiten als er 17 Ligatore und 12 Vorlagen verbuchen konnte. Die letzte Saison mit mehr als 20 Premier-League-Treffern liegt sogar schon über vier Jahre zurück. Unvergessen bleibt dabei sein Fallrückzieher-Tor gegen den Lokarivalen City, das später von Fans zum schönsten Treffer der Premier-League-Geschichte gewählt wurde.

Rooney selbst will sich aber auch in dieser Situation nicht beirren lassen. "Ich höre nicht wirklich den Leuten da draußen zu, weil vieles davon Müll ist. Ich höre auf meine Trainer und Mitspieler, die Leute um mich herum", stellte der Torjäger, der vom englischen Medien zuletzt vermehrt kritisiert wurde, jüngst auf der Vereinshomepage klar. Auch innerhalb der Mannschaft genießt der 105-fache Nationalspieler noch das volle Vertrauen. Mitspieler Chris Smalling bezog kürzlich öffentlich Stellung: "Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis er zurück kommt und wieder trifft, weil er einfach die Qualität hat." Lingaard schwärmte in der "Daily Mail": "Er ist ein klasse Spieler, der noch einige Jahre vor sich hat."

Exil in den USA?

Dennoch droht dem 116-fachen Nationalspieler ein ähnliches Schicksal wie in der Nationalmannschaft. Für seine Leistung beim letzten WM-Quali-Spiel gegen die Slowakei wurde Rooney in den Medien scharf kritisiert. Mit Rooney in der Zentrale habe es den "Three Lions" komplett an Tempo gefehlt, monierte beispielsweise der "Daily Mirror". Erst mit der Hereinnahme von Youngster Dele Alli habe die Offensive an Gefährlichkeit gewonnen. 

Überhaupt neigt sich Rooneys Zeit im National-Dress dem Ende entgegen. Nach der WM 2018 will der fünfmalige Meister und englische Rekordnationalspieler seine Schuhe an den Nagel hängen. Die Premier League könnte Rooney dann schon hinter sich gelassen haben. "Wenn der richtige Moment kommt, setze ich mich mit meiner Familie zusammen, um über die Möglichkeit zu diskutieren, in den USA zu spielen," verriet der 30-Jährige bereits im letzten Sommer.

Momentan bietet sich die Major-League-Soccer, die sich bereits als Fußballer Renten-Paradies bewährt hat, nahezu an. Dort würde Rooney den exklusiven Legenden-Klub um Frank Lampard und Steven Gerrard würdig erweitern. Statt auf dem Abstellgleis zu versauern, kann Rooney dann auf dem Spielfeld Sonne tanken.

Falk Velten