10.10.2016 08:55 Uhr

Jetzt muss das Team aufstehen

Der Oktober verlief enttäuschend, aber im November geht es schon wieder weiter.
Der Oktober verlief enttäuschend, aber im November geht es schon wieder weiter.

Das Länderspiel-Doppel im Oktober mit dem 2:2-Remis gegen Wales und der 2:3-Niederlage gegen Serbien ist Geschichte. Das Resümee wird das österreichische Nationalteam in der WM-Qualifikation aber noch länger beschäftigen.

weltfussball hat sieben Punkte zusammengefasst, über die bis zum nächsten ÖFB-Auftritt am 12. November (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Wien gegen Irland diskutiert werden kann.

Erfolgsgarant stürzt ins Chaos

Prunkstück, Bollwerk, Torsperre. Das war einmal. Österreich hat nach nur drei WM-Qualifikationspartien bereits mehr Gegentore (sechs) erhalten, als in zehn Spielen auf dem Weg zur EM-Endrunde in Frankreich (fünf). Defensivarbeit im Verbund wird zwar beschworen, wenn es darum geht einen Superstar wie Gareth Bale auszuschalten. In Belgrad musste Teamchef Marcel Koller aber die Unterstützung für die ohnehin nicht sattelfeste Abwehr bemängeln: "Wenn du bereit bist in deinem Kopf, zehn Meter mehr zurückzulaufen, dann tust du das."

Wales ein, Serbien kein Glücksfall

Bei der Auslosung der leichteste Gegner aus Topf eins, nach dem sensationellen Einzug ins EM-Semifinale ein schwerer Brocken. In Wahrheit steht Wales irgendwo zwischen diesen Extremen, wäre in Wien aber durchaus schlagbar gewesen. Serbien hingegen aus Topf vier zu bekommen, entpuppte sich in einer Gruppe mit ohnehin drei EM-Teilnehmern als hartes Los, auch noch ohne durchstartende U20-Weltmeister. Auch der dritte Vergleich mit Serbien ging für den ÖFB verloren. Bemerkenswert: 100-Millionen-Mann Gareth Bale musste in Wien sein Können als Handballer zeigen. Dušan Tadić war an allen acht Treffern der Serben beteiligt, ist indes der herausragende Scorer der WM-Quali-Gruppe D.

Fuchs-Erbfolge ungelöst

Die Frage, ob Markus Suttner oder Stefan Stangl die nach dem Rücktritt von Christian Fuchs vakante Position des Linksverteidigers übernehmen soll, beantwortete Marcel Koller mit Kevin Wimmer. Der Tottenham-Reservist war gegen Wales an beiden Gegentreffern beteiligt und in Belgrad gegen Serbien unglücklicher Nebendarsteller bei der Show von Dušan Tadić. Warum Teamchef Koller und David Alaba, der bei den Bayern auf dieser Position einer der Weltbesten seiner Zunft ist, vehement verweigern, auch nur darüber zu sprechen, ob Alaba auch beim ÖFB als Linksverteidiger agieren könnte, weiß der Kuckuck.

Geschlossene Gesellschaft

Koller’s Eleven als exklusiver Klub. Mit Ausnahme der überraschenden Berufung von Kevin Wimmers zum Linksverteidiger, reagiert Marcel Koller gerade einmal bei Verletzungen und Sperren mit Umstellungen seiner Startelf. Für formstarke Spieler bleibt mitunter nur die Bank. Dabei hat die verpatzte EM auch gelehrt: Das bedingungslose Festhalten an den Stammspielern bringt ihre Alternativen um für Turniere notwendige Spielpraxis im Team und wird so im schlimmsten Fall zum Boomerang.

Der Knofel?

Es ist eine kuriose statistische Fußnote: Österreich konnte bisher nur ein Spiel gewinnen, wenn Ramazan Özcan im Tor stand. Beim 2:1-Erfolg im EM-Test gegen Malta kam die etatmäßige Nummer zwei zur Pause für Heinz Lindner. Da führte das ÖFB-Team bereits 2:0. Kurz vor Schluss düpierte David Alaba den Keeper mit einem bizarren Rückpass-Eigentor. Bei seinem neunten Länderspieleinsatz lag es jedenfalls nicht an Özcan, dass Österreich gegen Serbien verlor. Der Vorarlberger zeigte einige Glanzparaden.

Die Moral stimmt

Österreichs Nationalteam ist "erwachsen geworden", meinte Koller nach dem 2:2-Remis gegen Wales, weil die Spieler nach den Gegentreffern nie nervös und hektisch wurden. Auch in Belgrad gelang nach zweimaligen Rückstand der Ausgleich, wenn auch einmal zu wenig. Dennoch: Die Moral stimmt, die ÖFB-Kicker geben nicht auf und kämpfen sich zurück. Leider setzt diese löbliche Eigenschaft aber vorangegangene Fehler voraus.

Führungsspieler Arnautović

"Der Weg ist noch nicht abgeschlossen, da geht noch was", sagte Koller über Marko Arnautović. Die Wandlung des einstigen Enfant terrible zum mannschaftsdienlichen Leistungsträger ist eine der größten Leistungen in der Teamchef-Ära des Schweizers. Doppeltorschütze in Wien gegen Wales, eine weitere starke, aber unbelohnte Leistung in Serbien. Arnautović war der große Lichtblick des Länderspieldoppels im Oktober.

Mehr dazu:
>> Österreich verliert in Serbien 2:3 

Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Belgrad