13.11.2016 12:54 Uhr

Löw fordert historischen Italien-Hattrick

Joachim Löw und Miroslav Klose wollen auch gegen Italien siegen
Joachim Löw und Miroslav Klose wollen auch gegen Italien siegen

In Joggingschuhen und mit großer Sonnenbrille trat Joachim Löw aus dem Teamhotel. Mit dem guten Gefühl einer bislang perfekten WM-Qualifikation konnte der Bundestrainer das Touristenwochenende mit seinem Weltmeister-Team in Rom so richtig genießen.

"Heute geht es ins Kolosseum. Italien ist erst morgen wieder wichtig", sagte er vor der Abfahrt zur Stadtrundfahrt in zwei blassgelben Bussen. Nur die Motorrad-Eskorte der Polizei deutete beim Start unweit der Villa Medici auf die prominente Reisegruppe hin.

Aus Vorfreude auf den Besuch bei Papst Franziskus wurde nach dem 8:0 in San Marino sogar der zum Jahresabschluss mögliche historische Sieg-Hattrick gegen den einstigen Angstgegner Italien im Test am Dienstag (20:45 Uhr) für den Bundestrainer zweitrangig.

"Das ist etwas Außergewöhnliches. Ich war vor einigen Jahren im Vatikan. Das hat mir sehr imponiert. Was da für eine Geschichte dahintersteckt, was für eine Schönheit auch. Das ist für jeden Spieler, für uns alle, eine außergewöhnliche Sache", sagte Löw vor der am Montag gleich nach dem Frühstück geplanten Audienz beim Heiligen Vater im Apostolischen Palast.

Der Rom-Abstecher hatte gesellig begonnen. Bis nach Mitternacht feierte das Weltmeisterteam am Samstagabend in einem von Trainer-Azubi Miroslav Klose ausgesuchten Restaurant - inklusive lustiger Spielchen wie einer Mannequin-Challenge, bei der alle plötzlich wie zu Eis erstarrt verharren mussten. Die lustigen Bilder, wie Mats Hummels Benedikt Höwedes spaßeshalber würgt oder Löw-Assistent Thomas Schneider einen tiefen Schluck aus der Pulle nimmt, postete der DFB am Sonntag per Video.

Löw: "Werden das Testspiel sicher ernst nehmen"

Ausnahmsweise spielte der Fußball mal keine Rolle. Sightseeing statt Taktiktafel, war das Motto am Sonntag. Und das vor dem immer brisanten Testduell gegen den Dauerrivalen Italien in Mailand. "Das ist gut für den Teamgeist. Ich finde Rom von der Geschichte unheimlich interessant. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen", sagte Löw.

Auf den Spuren der Illuminati oder in der Sixtinischen Kapelle wandelten Mario Gomez und Co. Thomas Müller sprang als einziger im Trainingsanzug und noch mit einem Croissant in der Hand als letzter in den Touristenbus. Mario Götze machte sich derweil schon seine Gedanken über den Papstbesuch. "Ich hoffe, er reißt mir den Kopf nicht ab", sagte der WM-Siegtorschütze über die Visite bei dem als Fußball-Fan bekannten Argentinier.

Ganz bewusst nutzte DFB-Chefcoach Löw die kurze Pause zwischen dem einkalkulierten Kantersieg in Serravalle in der optimal laufenden Ausscheidungsrunde Richtung Russland 2018 und dem letzten Länderspiel 2016 im Fußball-Tempel von San Siro. Löw will Reizpunkte gegen den ewigen Profi-Trott zwischen Hotel und Trainingsplatz setzen. Einen Spannungsabfall befürchtet er dabei nicht. Im Gegenteil: "Wir werden das Testspiel sicher ernst nehmen", betonte der 56-Jährige.

Italien - Deutschland ist "immer ein Klassiker"

So ganz kann der Weltmeister-Coach die sportlichen Belange eben nicht beiseite schieben. "Zum Abschluss ein Sieg gegen Italien, das wäre natürlich wünschenswert und schön", sagte Löw. Gegen den Erzrivalen ist eine historische Bestmarke möglich. Noch nie wurde Italien von Deutschland in 34 Spielen seit 1923 dreimal in Serie bezwungen, geschweige denn in einem Kalenderjahr. "Wenn ein Sieg möglich ist, dann wollen wir den auch anstreben", sagte Löw.

2016 steht bislang das 4:1 von München im März und der erste Pflichtspielsieg im EM-Viertelfinale von Bordeaux mit 6:5 im Elfmeterschießen zu Buche. "Es ist immer ein Klassiker. Italien hat eine sehr gute Mannschaft. Man hat es schon im Hinterkopf. Deshalb ist vielleicht ein Zacken mehr Brisanz drin", erinnerte Götze an die dramatische Partie in diesem Sommer. In Italien gewann das DFB-Team zudem seit mehr als 30 Jahren nicht mehr.

Spätestens auf dem kurzen Flug von Rom nach Mailand schaltet Löw wieder in den Bundestrainer-Modus um. Die entspannte Situation in der WM-Qualifikation als souveräner Spitzenreiter der Gruppe C erlaubt ihm, seinen für die ersehnte WM-Titelverteidigung entworfenen Jugendplan kompromisslos durchzuziehen. "In jedem Fall wird die Mannschaft verändert werden. In allererster Linie geht es mir darum, noch einmal den einen oder anderen Spieler zu sehen, in einem Spiel, in dem man richtig gefordert wird. Diese Erkenntnisse sind mir wichtig", erläuterte er seine Vorstellungen.

Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:

Leno - Höwedes, Mustafi, Hummels - Kimmich, Weigl, Gündoğan, Hector - Müller, Götze - Gomez

 

Die deutsche Länderspielbilanz gegen Italien:

01.01.1923 in Mailand: 1:3

23.11.1924 in Duisburg: 0:1

28.04.1929 in Turin: 2:1

02.03.1930 in Frankfurt/Main: 0:2

01.01.1933 in Bologna: 1:3

15.11.1936 in Berlin: 2:2

26.03.1939 in Florenz: 2:3

26.11.1939 in Berlin: 5:2

05.05.1940 in Mailand: 2:3

30.03.1955 in Stuttgart: 1:2

18.12.1955 in Rom: 1:2

31.05.1962 in Santiago: 0:0 (WM)

13.03.1965 in Hamburg: 1:1

17.06.1970 in Mexiko-Stadt: 3:4 n.V. (WM)

26.02.1974 in Rom: 0:0

08.10.1977 in Berlin: 2:1

14.06.1978 in Buenos Aires: 0:0 (WM)

11.07.1982 in Madrid: 1:3 (WM)

22.05.1984 in Zürich: 1:0

05.02.1986 in Avellino: 2:1

18.04.1987 in Köln: 0:0

10.06.1988 in Düsseldorf: 1:1 (EM)

25.03.1992 in Turin: 0:1

23.03.1994 in Stuttgart: 2:1

21.06.1995 in Zürich: 2:0

19.06.1996 in Manchester: 0:0 (EM)

20.08.2003 in Stuttgart: 0:1

01.03.2006 in Florenz: 1:4

04.07.2006 in Dortmund: 0:2 n.V. (WM)

09.02.2011 in Dortmund: 1:1

28.06.2012 in Warschau: 1:2 (EM)

15.11.2013 in Mailand: 1:1 

29.03.2016 in München: 4:1

02.07.2016 in Bordeaux: 1:1 n.V., 6:5 i.E. (EM)

15.11.2016 in Mailand: ???

 

Gesamt: 34 Spiele / 9 Siege / 10 Remis / 15 Niederlagen - 41:50 Tore