10.07.2017 07:30 Uhr

ÖFB-Frauen ohne Druck zur EM

Gegen Dänemark gab es zuletzt einen 4:2-Erfolg
Gegen Dänemark gab es zuletzt einen 4:2-Erfolg

Österreichs Frauen-Nationalteam hat in der Vorbereitung auf die EM auch die Erfahrungen des 2016 in Frankreich enttäuschenden Männerteams einbezogen. "Den Austausch hat es gegeben", sagte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Die ÖFB-Frauen geben in den Niederlanden ihr Endrunden-Debüt. Die ÖFB-Männer hatten sich 2016 erstmals sportlich qualifiziert, scheiterten aber in der Gruppenphase.

"Wir haben in Frankreich sicher Lehrgeld zahlen müssen. Wir hoffen, dass wir das in Holland vermeiden können", betonte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Dafür müsse man gewisse Dinge beherzigen. "Wichtig ist sicherlich, dass man die Außenwelt wirklich ausklammern muss, fokussiert sein muss, voll und ganz auf sich und den Gegner und keinerlei emotionale Schwingungen einbringen soll", erklärte der Oberösterreicher.

David Alaba und Co scheiterten vergangenes Jahr wohl auch an der hohen Erwartungshaltung, am Ende schaute nur ein Punkt beim 0:0 gegen den späteren Europameister Portugal heraus. Gegen vermeintliche Teams auf Augenhöhe wie Ungarn (0:2) und Island (1:2) gab es nichts zu holen. Für die ÖFB-Frauen, die Nummer 24 der Welt, ist die Situation doch eine andere. Sowohl Frankreich (3.) als auch die Schweiz (17.) und Island (19.) sind von der Papierform stärker einzuschätzen.

Der Druck von außen ist daher trotz der Gala-Vorstellung bei der Generalprobe am Donnerstag gegen Dänemark (4:2) deutlich geringer. Das kann nur gut sein. "Die Herangehensweise ist auch so ausgelegt, dass man hier eher defensiv, allerdings voll motiviert und konzentriert herangeht und natürlich weiß, dass es schwere Gegner sind, aber durchaus was machbar ist. Dafür muss aber alles passen", schilderte Windtner.

Die Gruppenphase zu überstehen, wäre "ein Traum". Vorgabe ist das nach dem mit der Qualifikation bereits gesetzten "epochalen Meilenstein" verständlicherweise nicht. "Wenn unsere Frauen den ein oder anderen Punkt aus Holland mitnehmen und dort jene Performance bringen, die sie auch objektiv gesehen wirklich schaffen können, dann glaube ich, wäre das ein Schritt nach vorne für den österreichischen Fußball und den Frauenfußball ganz im Besonderen", schilderte Windtner seine Sicht.

Ruttensteiner kann dem nur zustimmen. "Alles andere als ein Ausscheiden in der Gruppenphase wäre eine Riesen-Überraschung und ein Riesen-Erfolg", sagte der Oberösterreicher. Das Vorbereitungsprogramm sei sehr geschickt gemacht worden. "Damit die Spielerinnen auch sehen, dass es Mannschaften gibt, die einfach weiter sind, und was sie bei der EM erwartet", erklärte der Oberösterreicher.

Dass das Team Lehren aus den 0:3-Niederlagen in England und EM-Gastgeber Niederlande gezogen hat, wurde gegen Dänemark schon deutlich. Nun wartet die EM-Premiere. "Wir dürfen nicht erwarten, dass die Mannschaft etwa dort gegen Frankreich gewinnt. Das wäre völlig unrealistisch, wie auch in der Vorbereitung in England. Ein wahnsinniges Ziel ist aber, an solche Teams möglichst nahe heranzukommen", gab Ruttensteiner Einblick.

Erste Hürde ist am 18. Juli in Deventer die Schweiz. Die Partie wird mit Marcel Koller auch Österreichs Männer-Teamchef gespannt verfolgen. "Ich bin natürlich grundsätzlich Schweizer, habe aber zwei Daumen und werde beide drücken", sagte der 56-Jährige vor seinem Urlaub dem ORF. Für die ÖFB-Frauen hatte er einen Tipp parat: "Es ist super, dass sie sich erstmals qualifiziert haben. Ich hoffe, dass es bei den Mädchen aber nicht Druck auslöst, dass sie dann nicht ihre Leistung abrufen können, weil sie plötzlich merken, es schaut ganz Österreich auf uns. Das wäre der falsche Weg. Sie sollen versuchen, frei zu spielen."

Mehr dazu:
>> ÖFB-Frauen: Fünf herausstechende Punkte
>> ÖFB-Frauen: Der Hype ist da

apa/red