28.07.2017 11:00 Uhr

Machtbeweis der Sturm-Fans

Die Sturm-Fans sorgten gegen Fenerbahçe für Gänsehaut-Stimmung
Die Sturm-Fans sorgten gegen Fenerbahçe für Gänsehaut-Stimmung

Die Fans des SK Sturm haben am Donnerstagabend beim Europacup-Heimspiel gegen Fenerbahçe für Gänsehaut-Stimmung gesorgt. Der Sieg auf dem Rasen ging zwar am Ende mit 2:1 an die Gäste aus der Türkei, aber auf den Rängen dominierten dennoch klar die Schwarz-Weißen.

Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde der UEFA Europa League. Ausverkauftes Haus! Der Name "Merkur Arena" war auf dem Spielbericht tabu, dort war Stadion Graz Liebenau zu lesen. Und es war wirklich wie einst zu den Glanzzeiten in Liebenau: Man stand nicht nur auf für den SK Sturm - der harte Kern hinter dem Tor sang sich die Seele aus dem Leib.

Gruabn Veteranen, Bastion, Jewels 1994, Avanti, Brigata, Grazer Sturmflut, Generation Chaos, Schwarze Szene Wien, SWS, Black Storm, Black Soul, Tifosi: Es war alles versammelt, was in der Grazer Fan-Szene Rang und Namen hat. Ihr heißblütiger Gesang "Sturm ist mein Verein" schon vor Spielbeginn und dann auch beim Anpfiff ließ selbst erfahrene Beobachter auf der Pressetribüne nicht kalt.

"Sturm ist mein Verein!"

"Sturm ist mein Verein. Ohne dich kann ich nicht sein. Wenn ich durch die Straßen geh, singe ich Sturm Graz allez!" Kollektiv mit ausgestreckten Armen. Mächtig. Beeindruckend. Ohrenbetäubend. Laut. Großartig. Fußball-Atmosphäre wie sie sein soll. Ohne peinliche Klatsch-Fächer, nervende Sponsor-Trompeten oder künstliches Volumen über plärrende Lautsprecher.

Beim 1:0 für die Hausherren durch Stefan Hierländer in der zehnten Minute musste man Angst um das Dach in der Kurve haben. Der Torjubel ließ wohl steirische Statiker an der Belastungsgrenze des Traggerüsts der Überdachung zweifeln.

"Der SK Sturm ist wieder da!", schallte es wenig später quer über das Spielfeld. "Das ganze Stadion", lautete die Forderung an das restliche Publikum. Viele von ihnen ließen sich nicht zweimal bitten: "SK Sturm, allez, allez - Sturm Graz allez, allez!"

"Wenn wir hier stehen, sind wir wie benommen"

Dann ein Moment mit Emotionen und nassen Augen vieler Sturm-"Knofel": "Wenn wir hier stehen, sind wir wie benommen. Die Schwarzen haben uns den Verstand genommen. Jetzt geht es los, wir hüpfen auf und nieder. Wir sind verrückt und singen immer wieder!"

Auch Sturm-Trainer Franco Foda putschte sein Team am Spielfeldrand: "Bravo!" Es war bis auf die Pressetribüne zu hören. Wenig später stand es nach einem Eigentor des erst 17-jährigen Dario Maresić jedoch 1:1. Die Antwort der Sturm-Anhänger hatte Klasse, es gab "Maresić"-Sprechchöre.

Kurz danach hieß es "Auf die Schwarzen", doch das Tor machten erneut die vom vollen und ebenfalls lautstarken Auswärts-Sektor unterstützten Gäste: Roman Neustädter war nach einem Eckball per Kopf zur Stelle. 2:1-Pausenführung für Fenerbahçe, aber eine Galavorstellung der Fans des SK Sturm.

Daran sollte sich auch bis zum Ende nichts mehr ändern. Die Hausherren hatten im Finish zwar noch den Ausgleich vor den Beinen, doch der Ball wollte nicht ins Tor von Fenerbahçe, obwohl Keeper Volkan Demirel nicht nur dabei einen unsicheren Eindruck machte. Dies traf auf die Anhänger des SK Sturm überhaupt nicht zu. Ihr Support war mehr als nur reif für den Europacup. Eine Glanz-Leistung des harten Kerns in der Kurve.

Fenerbahçe-Trainer und Foda schwärmen von der Unterstützung

Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel geriet selbst Fenerbahçe-Coach Aykut Kocaman ins Schwärmen: "Die Fans sorgen bei einem Spiel für die Energie, und ich möchte den Grazer Anhängern wirklich gratulieren. Sie haben alles gemacht, um ihre Mannschaft zu unterstützen, ihr Rückhalt zu geben und den Schiedsrichter zu beeinflussen."

Sturm-Trainer Franco Foda ließ die Stimmung auf der "Nord" ebenfalls alles andere als kalt: "Es war unglaublich! Ich bin schon lange bei Sturm, aber diese Stimmung war genial. Ich möchte mich bei allen Besuchern im Stadion bedanken, es war von der ersten bis zur letzten Minute eine tolle Stimmung. Man hat gemerkt, dass es den Spielern Spaß gemacht hat, und ich denke, die Spieler haben auch etwas zurückgegeben. Vielen Dank für diese tolle Unterstützung!"

Auf weltfussball-Nachfrage ging er dann sogar noch einen Schritt weiter: "Das müsste immer so sein. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft in schwierigen Phasen immer so unterstützt wird, denn wir haben gute Jungs. Die wollen immer Spiele gewinnen! Das gelingt nicht immer, aber sie investieren jedes Mal alles. Das erwarte ich aber auch von jedem Einzelnen."

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Graz