02.08.2017 12:33 Uhr

"Polonaise-Partytruppe" bringt alles durcheinander

Die ÖFB-Frauen sorgen bei der EM für Furore
Die ÖFB-Frauen sorgen bei der EM für Furore

Österreich hat ein "Frauenproblem". Zwar liegt die Alpenrepublik seiner "Polonaise-Partytruppe" fast geschlossen zu Füßen - doch bei einem Sieg der Fußballerinnen im EM-Halbfinale am Donnerstag gegen Deutschland-Bezwinger Dänemark müsste das traditionsreiche Wiener Männer-Derby zwischen Rapid und Austria am Sonntag verlegt werden, um nicht im Final-Schatten der ÖFB-Ladies zu versinken.

Diese Terminkollision ist den ÖFB-Frauen allerdings vollkommen egal. Die Überraschungs-Mannschaft der Endrunde in den Niederlanden, die ihren Viertelfinal-Erfolg gegen Spanien lauthals ("Aber scheiß drauf, Holland ist nur einmal im Jahr") und ausgelassen mit einer Polonaise feierte, strotzt nur so vor Selbstvertrauen.

"Ich muss feststellen: Deutschland, Frankreich, Spanien und Schweden haben die Koffer gepackt - und wir sind noch hier", sagte Teamchef Dominik Thalhammer zum Auftakt der Pressekonferenz vor dem Dänemark-Spiel. Und auch für den Donnerstagabend ist noch keine Rückreise geplant. Schließlich hat der EM-Debütant, in dessen Kader 14 Bundesliga-Legionärinnen stehen, die Däninnen erst vor vier Wochen in einem Testspiel 4:2 bezwungen.

"Wir wollen das Märchen zu Ende schreiben"

"Dieser Sieg gibt uns das Selbstvertrauen, den Gegner schlagen zu können", äußerte Thalhammer mit Blick auf die Partie in Breda: "Wir wollen das Märchen zu Ende schreiben. Wir sind jetzt so weit gekommen - nun wollen wir die Chance auch nutzen. So eine Gelegenheit bekommen wir vielleicht nie mehr."

Das sieht auch die Heimat so. Ganz Österreich drückt die Daumen. Die Prominenz schickt Grußbotschaften via Internet, die Medien feiern den größten Erfolg seit dem Halbfinal-Einzug der Männer bei der WM 1954 und der "ORF" reibt sich die Hände: Die 1,2 Millionen TV-Zuschauer beim Spanien-Spiel waren der Fußball-Topwert seit dem EM-Spiel der Männer vor rund einem Jahr gegen Island.

Zahltag winkt

"Es ist schon cool, dass ganz Österreich hinter uns steht", äußerte Katharina Schiechtl von Werder Bremen. Und auch Spielführerin Viktoria Schnaderbeck bedankte sich für die Unterstützung von zu Hause: "Jeder fiebert mit und freut sich für uns. Das ist schön."

Schön für Schnaderbecks Teamkolleginnen ist zudem, dass die Spielerin von Bayern München tatsächlich schon vor der Endrunde eine Prämie für den Halbfinal-Einzug ausgehandelt hat. Über die Höhe wollten die Spielerinnen zwar keine Angaben machen, aber "von der einen oder anderen habe ich gehört, dass sie sich gerne eine Vespa zulegen würde", verriet Bayern-Innenverteidigerin Carina Wenninger: "Das war natürlich erst jetzt Thema, weil in der Gruppenphase das niemand so gedacht hat."

"Insgesamt bewegen wir uns wie in einer Blase"

Selbst Thalhammer hätte zu EM-Beginn nicht daran geglaubt, dass seine Mannschaft in vier Spielen nur ein Gegentor zulässt. "In der Defensive sind wir ganz sicher Europaklasse", sagte der 46-Jährige, der gegen Dänemark auf Lisa Makas vom MSV Duisburg (Kreuzbandriss) verzichten muss: "Insgesamt bewegen wir uns wie in einer Blase. Wir sind in einem Flow und wissen gar nicht so genau, warum es so gut funktioniert."

Sollte es auch am Donnerstag funktionieren, wartet im Finale der Sieger aus der Partie zwischen dem Gastgeber und England (20.45 Uhr/ARD und Eurosport). Und zumindest in Österreich zweifelt beim Blick auf die EM-Geschichte kaum jemand an der Endspiel-Teilnahme - schließlich hat Dänemark alle seine bisherigen fünf Halbfinals verloren...