30.09.2017 09:58 Uhr

Daums bitterster Blackout: Ein Wechsel mit Folgen

Christoph Daum (r.) unterlief gegen Leeds ein folgenschwerer Fehler
Christoph Daum (r.) unterlief gegen Leeds ein folgenschwerer Fehler

Bitterer kann es wohl kaum laufen. Vor 25 Jahren erreichten Christoph Daum und der VfB Stuttgart die erste Endrunde der neu gebildeten UEFA Champions League. Allerdings nur für wenige Stunden.

Dabei hatte das Jahr 1992 für den VfB doch so erfolgreich begonnen. Im März konnten die Schwaben eine starke Saison, in der die Defensive nur 32 Gegentreffer zuließ, mit dem Meistertitel krönen.

Auch der Start in die neue Spielzeit glückte, denn nach acht gespielten Partien stand das Team von Trainer Christoph Daum auf einem ordentlichen vierten Rang. Sogar im ersten Spiel in der neuen europäischen Spielklasse konnte Stuttgart mit einem 3:0 Heimsieg über den englischen Meister Leeds United überzeugen.

Der Anfang vom Ende

Doch dann kam dieser 30. September. Im Rückspiel gegen die Briten konnte die Daum-Elf eigentlich alles klar machen. Mit den drei Toren aus dem Hinspiel im Rücken, reisten die Schwaben zuversichtlich auf die Insel.

Nach 18 Minuten kam allerdings der erste Gegenschlag: Die Engländer gingen nach einem Treffer von Gary Speed in Führung und verwandelten das Stadion an der Elland Road in einen echten Hexenkessel. Doch die Gäste ließen sich davon nicht aus der Bahn werfen und erzielten nach einer halben Stunde den Ausgleich und damit das ersehnte Auswärtstor.

Obwohl die Hausherren noch im ersten Durchgang auf 2:1 erhöhten, durfte in der Pause also weiterhin Optimismus bei den Schwaben herrschen. In Hälfte zwei musste dieser jedoch weichen, denn die Gastgeber erhöhten in Minute 67 zunächst auf 3:1 und führten zehn Minuten vor Schluss schließlich mit 4:1. Damit war der Vorsprung aus dem Hinspiel dahin.

Für Christoph Daum galt es jetzt, das Ergebnis über die Zeit zu retten und so - dank des Auswärtstreffers - trotzdem als Gewinner vom Platz zu gehen. Deshalb wechselte der Trainer kurz vor Schluss Jovica Simanić ein, um die Defensive noch einmal zu stabilisieren. Zu diesem Zeitpunkt standen mit dem Schweizer Knup, dem Jugoslawen Dubajić und dem Isländer Sverrisson allerdings schon drei ausländische Spieler für die Stuttgarter auf dem Feld. Mehr ließen die Richtlinien der UEFA zu dieser Zeit nicht zu.

Das Ausmaß dieses Wechsels war jedoch zunächst niemandem bewusst. So feierte der VfB nach Abpfiff ausgelassen das Weiterkommen. Erst auf dem Rückweg nach Deutschland dämmerte es Daum und den Verantwortlichen. Auch Leeds hatte inzwischen gemerkt, was da passiert war und reichte umgehend eine Beschwerde ein.

Unglück im Glück

Am runden Tisch entschieden die UEFA-Bosse schließlich, dass das Spiel aufgrund des unerlaubten Wechsels mit 3:0 für den englischen Meister gewertet werde. Zunächst nochmals Glück für den Bundesligisten; denn so hatte Stuttgart in einem Entscheidungsspiel noch einmal die Chance, das Weiterkommen zu sichern. Am 9. Oktober 1992 trafen sich die beiden Teams also ein drittes Mal. Das Spiel, das auf neutralem Grund in Barcelona ausgetragen wurde, endete vor mageren 11.000 Zuschauern mit 2:1 für Leeds und bedeutete somit das Aus für die Schwaben.

Der größte Verlierer dieses peinlichen Fauxpas war am Ende Jovica Simanić. Nach seinen unrühmlichen sieben Minuten gegen Leeds kam er unter Daum nicht mehr zu Einsatz.

Christian Meerschiff