17.10.2017 11:42 Uhr

Rangnick und die Jagd nach dem nächsten Mbappé

Architekt des Leipziger Erfolgsmodells: Ralf Rangnick
Architekt des Leipziger Erfolgsmodells: Ralf Rangnick

Ralf Rangnick besitzt unbestritten ein Auge für Talente. Doch manchmal geht auch ihm ein Rohdiamant durch die Lappen. Anfang 2015 stand der Sportdirektor von RB Leipzig kurz vor der Verpflichtung eines damals weitgehend unbekannten 16-Jährigen, der heute 180 Millionen Euro wert ist: Kylian Mbappé.

Den französischen Stürmer und dessen Umfeld hatte Rangnick fast schon von einem Wechsel in die Messestadt überzeugt. "Der Vater von Kylian hat damals zu mir gesagt, wenn ich sicher sagen könnte, dass ich Trainer werde, dann würde er mir den Jungen sofort anvertrauen. Das Versprechen konnte ich ihm aber im Februar noch nicht geben", sagte Rangnick der "Bild".

Ein halbes Jahr später kehrte Rangnick doch auf die Trainerbank zurück und führte den Emporkömmling in die Bundesliga - ohne Mbappé. Jetzt sucht Rangnick nach neuen Megatalenten, nachdem er den Trainerstuhl freiwillig für Ralph Hasenhüttl wieder freigemacht hatte.

"Er hat dem Verein seinen Stempel aufgedrückt wie kein Zweiter"

Mit Erfolg: Die im Sommer verpflichteten Jean-Kévin Augustin, Bruma und Kevin Kampl schlugen ein, und der im Winter von Schwesterklub Red Bull Salzburg geholte Teenager Dayot Upamecano hat sich in Leipzig zu einem überaus stabilen Abwehrspieler entwickelt.

Sie alle sind auf dem besten Weg, einen ähnlich steilen Aufstieg zu nehmen wie zuvor schon die Shootingstars Timo Werner, Naby Keïta oder Emil Forsberg. Sie alle wurden von Rangnick verpflichtet.

"Er hat dem Verein seinen Stempel aufgedrückt wie kein Zweiter. Und er hat es geschafft, eine Mannschaft zu formen, die für Nachhaltigkeit steht", schwärmte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff im "kicker" über den Sportdirektor. Rangnick sei "der sportliche Motor, der die Philosophie vorgegeben hat und für die Umsetzung sorgt."

Optimale Bedingungen in Leipzig

Kein Wunder, dass der Klub alles daransetzt, den 2019 auslaufenden Vertrag mit seinem wichtigsten Angestellten so schnell wie möglich zu verlängern. Schon im April gab es erste Signale, vor Kurzem auch das erste konkrete Gespräch. Die klare Tendenz: Rangnick bleibt. "Ich bin mir sicher: Ralf Rangnick wird über 2019 hinaus bei uns bleiben", sagte Mintzlaff.

Rangnick weiß, dass er bei RB optimale Bedingungen vorfindet. Anders als bei seinem Ex-Klub Schalke 04 muss der Vordenker nicht so viel Rücksicht auf Tradition oder Bedenkenträger nehmen. "Meine Jobzufriedenheit ist groß", sagte der 59-Jährige kürzlich dem "Sportbuzzer". Außerdem biete die Stadt Leipzig "eine hohe Lebensqualität"

Dieser Faktor ist spätestens seit seinem Burnout-Syndrom 2011 von großer Bedeutung. Auch das Delegieren von Arbeiten an andere Angestellte fällt Rangnick inzwischen etwas leichter. Die Suche nach dem neuen Kylian Mbappé ist aber weiter Chefsache.