02.10.2023 13:45 Uhr

Planspiele des FC Bayern allgegenwärtig

Der FC Bayern reist nach Kopenhagen
Der FC Bayern reist nach Kopenhagen

In Kopenhagen ist ein Sieg Pflicht für den FC Bayern, doch die Abwehrsorgen sind groß - und Nothelfer Jerome Boateng noch nicht verfügbar.

Jerome Boateng war (noch) gar nicht dabei - und doch allgegenwärtig.

Als der FC Bayern am Montagmittag zu seiner Champions-League-Reise nach Dänemark aufbrach, war die mögliche Rückkehr des Abwehr-Nothelfers Gesprächsthema Nummer 1, dicht gefolgt von den neuesten Spekulationen um die erwartete Verpflichtung von Max Eberl als neuem Münchner Sportvorstand.

Das Duell in der Königsklasse beim FC Kopenhagen (Dienstag, 21:00 Uhr/Prime Video) rückte vorübergehend in den Hintergrund.

Sportdirektor Christoph Freund durfte zwar am Flughafen mit leuchtenden Augen von seiner "großen Vorfreude" auf einen "wunderschönen Abend" im Hexenkessel Parken schwärmen - doch dann musste er sich den heißen Themen Boateng und Eberl widmen. Dass ihm die Bayern Eberl nach nur einem Monat Amtszeit als Vorstand vor die Nase setzen wollen, begeistert ihn nicht. "Das", sagte er knapp, "ist nicht meine Entscheidung."

FC Bayern will bei Boateng zeitnah entscheiden

Wohl aber jene, ob Boateng trotz aller Zweifel der personell ausgedünnten Abwehr helfen soll. Freund kündigte eine Entscheidung bis Ende der Woche an und betonte: "In erster Linie spielen sportliche Überlegungen eine Rolle." Konkret: Dass der Prozess gegen Boateng wegen Körperverletzung neu aufgerollt wird, sei "seine private Geschichte und kein großes Thema für uns". Es gelte "die Unschuldsvermutung".

Viele Fans sehen das kritischer. Ebenso die sportliche Eignung eines 35-Jährigen, der bei Olympique Lyon nur Ergänzungsspieler war und seit Sommer raus ist. Trainer Thomas Tuchel wollte den Weltmeister von 2014 schon vor fünf Jahren nach Paris holen und gilt noch immer als großer Fan von Boateng, der am Dienstag mit der U23 des FC Bayern trainierte.

"Wir haben gesehen, dass wir dünn aufgestellt sind", sagte Freund angesichts der Blessuren der etatmäßigen Innenverteidiger Dayot Upamecano (Schambein) und Min-Jae Kim (muskuläre Probleme) sowie des Ausfalls von Matthijs de Ligt (Knie). Boateng, den er als "sehr angenehmen Mann" kennengelernt habe, sei "als Backup" vorgesehen. "Er soll einspringen, wenn es sein muss."

Pflichtaufgabe für den FC Bayern

In der Champions League dürfte er aber erst für die K.o.-Runde nachgemeldet werden - sofern die Bayern im Winter nicht ohnehin höherwertig nachlegen. Dann sehr wahrscheinlich mit Eberl als Hauptverantwortlichem. Obwohl es mit dem gerade in Leipzig Geschassten noch "keine Vereinbarung" gibt, wie Ehrenpräsident Uli Hoeneß klarstellte, scheint die Frage nicht ob, sondern nur wann Eberl anfängt in München.

Dort trifft er auf eine Mannschaft, die aktuell "einfach dumme" Gegentore bekommt, wie Kapitän Joshua Kimmich kritisierte - und zwar ziemlich viele. Vor allem "gegen Top-Teams", schimpfte Kimmich, habe man "Probleme". Defensivspezialist Konrad Laimer sind die Darbietungen "zu wild".

Beim dänischen Meister wartet dennoch eine Pflichtaufgabe auf die Rekord-Bayern, die in der Gruppenphase seit 17 Auswärtsspielen ungeschlagen sind. Wie ungleich die Kräfteverhältnisse sind, zeigt ein Vergleich: Allein Routinier Thomas Müller hat mit 143 Champions-League-Spielen eines mehr bestritten als der gesamte FCK-Kader.

Doch Vorsicht: Die "Löwen" verloren in der Königsklasse nur ein einziges ihrer 15 Heimspiele (2013 0:2 gegen Real Madrid), und der Rasen im Parken ist nach einem Konzert der Hip-Hop-Gruppe "Suspekt" arg ramponiert. Davon durften sich die Bayern beim Abschlusstraining am Abend ein Bild machen - noch ohne Boateng.