26.03.2024 17:42 Uhr

Zerstören diese Holländer die deutsche EM-Euphorie?

Schlechte Stimmung bei den Niederländern vor dem Duell gegen die deutsche Nationalmannschaft
Schlechte Stimmung bei den Niederländern vor dem Duell gegen die deutsche Nationalmannschaft

Mit einem 4:0-Sieg über Schottland startete die Niederlande ins EM-Jahr. Euphorie kam beim kommenden Gegner der deutschen Nationalmannschaft aber dennoch nicht auf.

Wieso ist die Stimmung im holländischen Lager so schlecht? Warum ist ein Profi des FC Bayern so oft außen vor? Und welche Rolle spielt der formstarke BVB-Angreifer Donyell Malen in der Elftal? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Länderspiel-Klassiker.

  • Wieso ist die Stimmung vor dem Duell gegen Deutschland schlecht?

Trotz des 4:0-Kantersiegs gegen Schottland überwog bei den niederländischen Nationalspielern und bei Bondscoach Ronald Koeman der Ärger über die gezeigte Leistung. "Es ist eigentlich unglaublich, dass die Schotten nicht getroffen haben. Die Deutschen werden es schaffen", polterte ein angefressener Nationaltrainer nach dem Spiel bei "NOS".

Mit Blick auf die Statistiken zum Testspiel gegen den deutschen EM-Auftaktgegner wird schnell deutlich, dass der Sieg deutlich zu hoch ausfiel. Beide Teams schossen 13 Mal aufs Tor, auch der Ballbesitz war nahezu gleich auf beide Teams verteilt. Alleine die Kaltschnäuzigkeit der Niederländer vor dem Tor sorgte dafür, dass der Auftakt ins EM-Jahr nicht auch ergebnistechnisch in die Hose ging.

Das Resultat hatte für alle Akteure jedoch nach Abpfiff keinerlei Bedeutung mehr. Viel mehr sei die schwache Leistung ein "Weckruf" zur rechten Zeit, wie Tijjani Reijnders betonte. Eine Leistung wie gegen Schottland dürfe sich gegen Deutschland keinesfalls wiederholen. "Wenn wir genauso spielen wie in der ersten Halbzeit, werden wir zweifellos bestraft", warnte Routinier Virgil van Dijk.

  • Warum ist Matthijs de Ligt vom FC Bayern so oft außen vor?

Beim FC Bayern hat sich Matthijs de Ligt seinen Stammplatz in der Innenverteidigung zurückerobert. Mit viel Selbstvertrauen reiste der Abwehrspieler zum ersten Mal seit September wieder zur Nationalmannschaft. Die Länderspiele im Oktober und November verpasste er verletzungsbedingt.

Doch in der Viererkette von Oranje ist für den Bayern-Verteidiger gegen Schottland trotz guter Form kein Platz. Lutsharel Geertruida, der in der Vergangenheit auch in Leipzig und Dortmund gehandelt wurde, durfte sich in der Viererkette neben dem gesetzten Virgil van Dijk für einen Startplatz bei der EM empfehlen. 

Für de Ligt ist es nicht das erste Mal, dass er trotz überzeugender Auftritte auf der Oranje-Bank Platz nehmen muss. Auch bei der WM 2022 war der 43-fache Nationalspieler unter Louis van Gaal außen vor. Öffentliche Äußerungen über das Unverständnis an dieser Entscheidung verschärften die Situation noch einmal. Dieses mal will es de Ligt besser machen.

Auf der Pressekonferenz vor dem Klassiker kündigte Koeman an, dass der Bayern-Verteidiger seine Chance in der Startelf bekommen soll. "Wir haben viele gute Innenverteidiger. In den Momenten, die ich bekomme, muss ich da sein. Wenn ich konzentriert spiele, wird alles gut werden", glaubt de Ligt.

  • Welche Rolle spielt BVB-Stürmer Donyell Malen?

Beim BVB war Donyell Malen zuletzt so etwas wie die Lebensversicherung. Der 25-Jährige ist seit Wochen in absoluter Top-Form und überzeugte mit vielen Toren und Assists. Gegen Schottland fand sich der Flügelflitzer dennoch zunächst auf der Bank wieder. Seinen gut 20-minütigen Jokereinsatz veredelte Malen jedoch mit dem Treffer zum 4:0-Endstand.

Gegen Deutschland winkt dem Angreifer nun sogar ein Startelfeinsatz, wie Koeman auf der Pressekonferenz andeutete. Doch nicht nur dem Bondscoach gefiel der Auftritt des Bundesliga-Legionärs. Auch "NOS"-Reporter Jeroen Grueter lobte den 29-fachen Nationalspieler nach seiner Einwechslung und forderte einen Startelfeinsatz.

"Ich denke, Malen gehört in die Startaufstellung. Er hat Torgefährlichkeit, Schnelligkeit, Tiefe, er kann Pässe spielen, er hat alles, was uns noch ein bisschen fehlt", so der Sportjournalist im "Voetbalpodcast". Bei seinen bisherigen Nominierungen pendelte Malen oft zwischen Bank und Startelf. Mit einem überzeugenden Auftritt gegen Deutschland könnte sich dies nun nachhaltig ändern.

  • Warum steht RB Leipzigs Überflieger Xavi Simons so heftig in der Kritik?

Dass Malen gegen die DFB-Elf ein Startelfeinsatz winkt, liegt sicherlich auch an dem schwachen Auftritt von Xavi Simons. Das Wunderkind in Diensten von RB Leipzig konnte seine Chance in der Anfangsformation nicht nutzen und sah sich nach Abpfiff sogar einer Standpauke seines Trainers ausgesetzt. 

"Er war einer der Spieler, der einfach den Ball viel zu oft verloren hat. Er macht es zu kompliziert. Er muss langsam die Erfahrung machen, dass wir in den Niederlanden nicht davon profitieren, den Ball zu verlieren", ärgerte sich Koeman nach Abpfiff. 

Unrecht hatte der ehemalige Barca-Coach nicht: 16 Ballverluste verzeichnete das Offensiv-Talent bis zu seiner Auswechslung und damit mehr als alle anderen Spieler. Zudem war auch Simons Passquote von 76 Prozent eine der schlechtesten der gesamten Elftal.

Auch die niederländische Zeitung "AD" schoss sich auf die Leihgabe von PSG ein. "Xavi Simons überzeugte mal wieder nicht", urteilte das Blatt. Zwölfmal spielte der 20-Jährige bisher im Oranje-Trikot. Die Bilanz: kein Tor, keine Vorlage. Ob der Offensivspieler gegen Deutschland die nächste Bewährungsprobe erhält, darf daher bezweifelt werden. 

  • Was sagen Koeman und de Ligt vor dem DFB-Klassiker?

Fest steht: Die Elftal will gegen Deutschland eine deutliche Leistungssteigerung zeigen, um die Sorgen nach dem Schottland-Spiel zu beseitigen. "Niederlande gegen Deutschland, das ist etwas ganz Besonderes", betonte de Ligt vor dem Klassiker die Bedeutung des Spiels.

Man habe "viel Respekt voreinander", ergänzte Koeman auf der Pressekonferenz: "Was ich gegen Deutschland sehen möchte, ist, dass wir besser im Ballbesitz spielen und weniger Chancen vergeben. Das ist besprochen worden. Am Freitag gab es unnötig viele Ballverluste von mehreren Spielern. Das war enttäuschend, aber am Ende stand es 4:0. Vielleicht war es gut, dass noch nicht alles gepasst hat."

Jannis Bartling