30.08.2013 12:13 Uhr

Mou gegen Pep – alte Feindschaft rostet nicht

Wenn Bayern München heute Abend im Endspiel des Supercups auf den FC Chelsea trifft, geht es nicht nur darum, Revanche für die unglückliche Niederlage im "Finale dahoam" zu nehmen.

Im Mittelpunkt steht vor allem das Wiedersehen der beiden Erzfeinde Josep Guardiola, der seit diesem Sommer auf der Trainerbank des deutschen Rekordmeisters sitzt, und seinem langjährigen Konkurrenten José Mourinho, der seinerseits unlängst eine umjubelte Rückkehr zu den Blues feierte.

Nadelstiche vor dem Wiedersehen!

Während ihrer Zeit als Trainer der spanischen Branchenprimi Real Madrid und FC Barcelona entbrannt, kommt die Fehde zwischen dem Maurersohn Guardiola und dem egozentrischen Portugiesen Mourinho offenbar auch auf neuen Posten nicht zum Erliegen. Im Vorfeld des Duells um die europäische Krone stichelte The Special One: "Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler – und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind."

Eine mehr oder weniger versteckte Kritik am Katalanen, dem er zuvor bereits unterstellte, mit seinem Wechsel zum FCB bewusst einen Verein gewählt zu haben, der in einer Liga spielt, in der Mourinho nicht aktiv sei.

Gemeinsame Erfolge

Als sich die Wege der heutigen Kontrahenten das erste Mal kreuzten, war die Welt hingegen noch völlig in Ordnung. Angeführt vom taktisch brillanten Mittelfeldstrategen Guardiola, gewann Barcelona zwischen 1996 und 2000 zweimal Pokal und Meisterschaft und triumphierte 1997 im Europapokal der Pokalsieger.

Beträchtlichen Anteil am Erfolg hatte damals kein geringerer als José Mourinho, der sich als Co-Trainer der Blaugrana seine ersten Sporen im Ausland verdiente. Als der englische Erfolgstrainer Sir Bobby Robson, in dessen Schlepptau Mou damals von Porto nach Spanien kam, Barça im Sommer 1997 verließ, hielt der Klub an Mourinho fest, setzte dem Portugiesen jedoch mit Louis van Gaal erneut einen erfahreneren Coach vor die Nase.

Mourinho, der sich selbst als logischen Nachfolger Robsons sah, akzeptierte die Entscheidung zähneknirschend, wurde von van Gaal allerdings auch mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Beim Versuch den Chefposten zu ergattern, soll übrigens ausgerechnet sein späterer Erzfeind Guardiola großer Fürsprecher des Portugiesen gewesen sein.

"Nach Barca geht es nur noch bergab"

In einem Interview mit der spanischen Zeitung "Mundo Deportivo" behauptete der Portugiese damals übrigens, dass es nach einem Engagement beim FC Barcelona nur noch bergab gehen könne. Eine Aussage, die Mourinho wohl spätestens im Sommer 2008 revidiert hätte, als ein gewisser Josep Guardiola die Zügel bei Barça übernahm und, zumindest behauptet dies Barcelonas Ex-Präsident Jon Laporte, damit erneut Mourinho im Duell um den Posten ausstach.

Stattdessen unterschrieb Mourinho beim italienischen Spitzenklub Inter Mailand und gewann mit den Nerrazurri 2010 die Champions League. Im Halbfinale kegelten die Italiener damals Guardiolas Barcelona aus dem Wettbewerb und die Trainer-Ikonen gerieten erstmals heftig aneinander.

Ein Zustand, der sich in den kommenden Jahren wiederholen sollte, denn Mourinho wechselte anschließend zum weißen Ballett von Real Madrid, wo ihm Guardiola häufig gegenüberstehen sollte. In den kommenden zwei Jahren lieferten sich Real, mit dem charismatischen Mann aus Sétubal auf der Trainerbank, und Guardiolas FC Barcelona eine Fülle an hochklassigen aber auch oftmals überharten Duellen.

"Guardiola kritisiert sogar richtige Schiedsrichterentscheidungen"

Die hitzige Beziehung gipfelte schließlich 2011, als man sich innerhalb kürzester Zeit, in Liga, Pokal und Königsklasse, viermal im berüchtigten Clásico gegenüberstand. Nach einem Remis in La Liga setzte sich Real im Endspiel der Copa del Rey hauchdünn mit 1:0 nach Verlängerung durch und eine wahre Schlammschlacht begann.

Guardiola betonte in einem anschließenden Interview, der FCB wäre Pokalsieger, hätte Schiri Undiano eine Abseitsstellung von Pedro um zwei Zentimeter nicht gesehen. Mourinho konterte:

"Bislang hatten wir zwei Arten von Trainern. Eine ganz kleine Gruppe, die niemals mit dem Schiedsrichter spricht. Dazu kommt eine wesentlich größere Gruppe, zu der auch ich gehöre, die Kritik übt, wenn schwerwiegende Fehler gemacht werden. Diese Gruppe lässt es sich allerdings auch nicht nehmen, gute Leistungen der Schiedsrichter zu loben. Und nun, nach der Aussage von Pep, starten wir in eine neue Ära mit einer dritten Gruppe, die korrekte Entscheidungen kritisiert. Derzeit besteht die Gruppe allerdings nur aus ihm."

Der Konflikt eskaliert

Wenige Tage später befeuerte Guardiola die Stimmung nochmals, indem er behauptete, Mourinho wäre überglücklich, wenn dessen Landsmann Proenca das anstehende CL-Halbfinale zwischen den beiden Klubs pfeifen würde.

Die UEFA setzte jedoch den Deutschen Referee Wolfgang Stark für die hochexplosive Partie an, der mit einem umstrittenen Platzverweis gegen Madrids enfant terrible Pepe und der Verbannung Mourinhos auf die Tribüne seinerseits den Zorn des Special Ones auf sich zog. Mou witterte eine Verschwörung zwischen der UEFA und Barca, wurde gesperrt und legte dennoch mit den Worten nach: "Wenn wir im Rückspiel zufällig ein Tor schießen, dass die Runde nochmal offen hält, dann wird die UEFA uns sicher nochmal killen. Sie töten uns nochmal."

Letztendlich zog Barcelona ins Endspiel ein und setzte sich dort die Krone des europäischen Vereinsfußballs auf. Inzwischen bei neuen Klubs und in verschiedenen Ligen gelandet, will es der Zufall, dass das nächste Duell der beiden Trainer-Stars bereits vor der Tür steht. Man darf gespannt sein, wer diesmal das bessere Ende auf seiner Seite hat. Eines ist allerdings bereits klar: es wird spannend und das nicht nur auf dem Platz!

 

Marc Affeldt