Europa League 2008/2009 » Halbfinale » Liveticker: Dinamo Kiev - Shakhtar Donetsk 1:1

Fazit:
Shakhtar Donetsk reicht, das muss man so sagen, ein einziger wirklich guter Angriff, um ein 1:1 in Kiev zu erringen und sich damit eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel in der kommenden Woche zu sichern. Ein Leckerbissen war dieses Halbfinalhinspiel leider zu keinem Zeitpunkt. Verantwortlich dafür zeigten sich jedoch nicht nur die im sehr überschaubaren Rahmen aktiven Gäste. Auch Dinamo brannte hier wahrlich kein Feuerwerk ab. Die Truppe von Semin war zwar spielbestimmend und hatte das Chancenplus auf ihrer Seite. Vor allem Milevskiy und Aliev sorgten für Gefahr - wenn auch meistens nur in Folge von Standardsituationen. Mit zunehmendender Spielzeit bauten die Gastgeber dann aber auch ab und dürfen sich dementsprechend über die magere Ausbeute nicht allzu sehr beschweren. So oder so dürfte für beide Teams im Rückspiel noch alles möglich sein. Ich sage tschüss bis dahin und gebe fix rüber nach Bremen!

Schiri Plautz hat die Nachspielzeit nochmal um zwei Minuten erhöht, was einer weiteren Verletzungspause geschuldet war. Aber auch die sind in Kürze um und Dinamo kommt hier offensichtlich nicht mehr zum Zug.

Kiev wirft nochmal was nach vorne. Wie zuvor kriegt Shakhtars Hintermannschaft Milevskiy nur ganz schwer in den Griff. Zu einer Einschussgelegenheit lassen sie ihn aber bisher nicht kommen.

Und der nächste Weiße am Boden. Von Krämpfen geplagt. Wer's glaubt...

Eine Freistoßsituation zieht sich in die Länge und die Sekunden rinnen Dinamo dahin.

Lewandowski versucht kurz vorm linken Fünfereck eine Direktabnahme, verzieht aber. Hätte er mal lieber in die Mitte gegeben... Das sieht Vereinskamerad Hübschman ähnlich und bringt das ihm gegenüber auch zum Ausdruck.

Es sei denn, er beabsichtigt Milevskiy oder Aliev auszuwechseln! Denn die beiden bleiben gefährlich! Brandgefährlich! Diesmal steckt Milevskiy zu letzterem durch. Der steht sodann nicht im Abseits aber völlig frei vor Shakhtars Keeper. Doch bevor Aliev den Ball aus der Drehung vernünftig Richtung Gehäuse bringen kann, ist der Schlussmann der Gäste schon zur Stelle und blockt ab!

Jadson verabschiedet sich mit genau einer wirklich gelungenen Aktion aus der Partie, aber die könnte für dieses Halbfinale ganz entscheidend gewesen sein. So oder so ist nun für ihn Shakhtars polnischer Dauerbrenner Lewandowski auf dem Platz.

Milevskiy ist im Übrigen unterdessen wieder im Spiel. Wirklich rund wirkt das jedoch noch nicht wieder.

Tooor für Shakhtar Donetsk -> Fernandinho mit, ja das fällt mir wahrlich nix besseres ein, dem Ausgleich aus dem Nichts! Das war der erste wirklich gute Angriff der Gäste! Jadson bedient auf der rechten Seite wunderbar den eingwechselten Willian. Der kann ungestört die letzten Meter bis zur Grundlinie ziehen, gibt flach rein und am Fünfer ist Fernandinho den entscheidenen Tick eher am Spielgerät als alle Mannen in Blau!

gelbe Karte Shakhtar Donetsk -> Oleksandr Kucher kommt gegen Milevskiy zu spät, sieht seine dritte Gelbe und muss damit nächste Woche aussetzen.

Eckball für Dinamo. Zunächst kurz ausgeführt, dann wild in die Mitt gedroschen. Da noch ein Weißer dran war, gibt es aber Einwurf auf der Gegenseite.

Die Jungs langen hier zuweilen ganz ordentlich hin. Der Österreicher Plautz fährt bisher aber eine sagen wir mal "britische Linie" uns ist bis hierhin mit nur einer gelben Karte ausgekommen.

Nun aber wiede ein Freistoß für Aliev aus dem rechten Halbfeld. Das hat ja schon mal gelappt...

Es geht weiter im Valeriya Lobanovskovo. Beide Teams haben je einmal gwechselt, aber gerade die Auswechslung von Bangoura erschließt sich mir irgendwie überhaupt nicht. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, mich über alle Maßen mit den Geflogenheiten des Teams auszukennen, aber Bangoura war hier bisher erkennbar einer der Aktivposten in Dinamos Offensive. Und der eingewechslte Ghioane ist meines Wissens nicht gerade ein Vollblutstürmer.

Halbzeitfazit:
Da haben wir Besseres erwartet! Die ersten 45 von (mindestens) 180 Minuten im rein ukrainischen Halbfinale haben jedenfalls nicht das erfüllen können, was wir, aber auch die Teams selber uns versprochen haben. In einer über weite Strecken ziemlich zerfahrenen Partie liegt Dinamo aber verdientermaßen knapp vorne, auch wenn der Treffer selber eher ein Zufallsprodukt war. Die Gäste hatten ihre besten 10 nach gut 30 Minuten. Die waren zuvor allerdings so harmlos, dass es nicht allzuviel bedurfte, um das zu überbieten. Hoffen wir, dass uns gleich mehr geboten wird. Oder nicht? Sorgen machen müssen sich angesichts solcher Leistungen die beiden deutschen Nordclubs, die den Finalgegner unter sich ausspielen, jedenfalls noch nicht.

Huii! Kurz vorm linken Eck des 16ers trudelt die Kugel Corrêa in den Lauf. Der Brasilianer hält sofort drauf und dem leicht abgefälschten Geschoss kann Pyatov nur hinterherschauen...wie es ganz knapp rechts vorbeifliegt. Nachdem dann auch die fällige Ecke verpufft, ertönt der Halbzeitpfiff.

Kurz vor der Pause sehen Dinamos Anhänger nochmal einen Konter ihrer Lieblinge. Da Bangoura aber mal wieder alleine auf weiter Flur ist, muss er dementsprechend frühzeitig abschließen. Was ihm dann verunglückt.

Bangoura tanzt am rechten 16er zwei Gegner aus, zieht kurz bis zur Grundlinie und den Ball dann hoch vorher. Doch wo er normalerweise selber lauert, befindet sich halt kein Kollege und so segelt die Kugel einfach durch den Fünfer.

Guter Ball von Jadson, der Rat auf der linken Seite bedient. Doch letzterer rutscht dann kurz vor der Grundlinie leicht weg und bekommt keinen Druck hinter die Hereingabe, die Dinamos Defensive dann letztlich klären kann.

Und prompt wird's gleich richtig gefährlich! Luiz Adriano ist nach einem Zuspiel von Ilsinho durch. Aber Bogush ist nach seinem Einsatz vor 90 Sekunden wohl wach, ist rechtzeitig dem Ball entgegengekommen und kann vor dem Brasilianer klären.

Die Antwort Shakhtars lässt noch auf sich warten. Die Gäste finden hier den Vorwärtsgang noch immer nicht oder sie stellen sich mit technischen Fehlern selbst ein Bein.

Aliev tritt erneut zum Freistoß an. Änliche Position wie beim Tor eben...

Freistoß aus dem rechten Halbfeld für Dinamo. Erneut steht Aliev bereit...

Der Gefoulte tritt selber, aber noch bevor der Ball knapp über die Latte streift, ist ein Pfiff zu hören. Der Schiri hat offenbar in der Mauer ein Offensivfoul erkannt.

Alles in allem ist das hier eine recht zerfahrene Angelegenheit bisher. Da läuft kaum ein Ball mal über mehr als drei Stationen. Wenig Linie, viel Hektik und zu Abschlüssen vor des Gegners Tor ist es überhaupt noch nicht gekommen. Woran das liegen mag? Nervosität vielleicht, Wissen um die Bedeutung der Partie und nicht zuletzt auch wohl die hervorragende gegenseitige Kenntnis der beiden Teams.

Wieder versuchen es die Gastgeber über die linke Seite und Bangoura. Noch aber kann Shakhtars Defensive sich konsequent dessen erwehren.

Erste Unterbrechung, nachdem sich Dario Srna wohl etwas weh getan hat. Es scheint aber weiter zu gehen für den Kroaten.

Das Nordderby des Ostens

Es ist Halbfinalzeit in Europa. Nachdem die vier Topteams Europas in den vergangenen Tagen um den Einzug ins Champions League Finale kämpften, steht nun die Vorschlussrunde im UEFA-Cup an. Hierzulande spricht natürlich alles vom großen Nordschlager Bremen gegen Hamburg. Doch was das Nordderby in Deutschland ist, ist das Duell der ukrainischen Fußballgroßmächte Dinamo Kiev und Shaktar Donetsk in deren Heimatland. Den Reiz dieses Duells beziehen die beiden Clubs allerdings nicht wie Bremen und Hamburg aus der geographischen Nähe. Im Gegenteil: Zwischen der Hauptstadt der Ukraine und der Metropole im Donetsk-Becken liegen über 700 Kilometer - und politische und gesellschaftliche Welten. Während man sich im weltoffenen Kiev gerne zu Europa bekennt, ist die arme Bergarbeiterregion um Donetsk eng mit Russland verbunden. Dass daraus eine herzliche Abneigung zwischen den beiden Großclubs des Landes entsteht, ist nur logisch.

Die Ukraine erobert Europa

Angesichts der Häufigkeit, mit der Dinamo und Shaktar sich gegenseitig nationale Titel wegnehmen, überrascht es doch ein wenig, dass das anstehende Spiel gleich in mehrfacher Hinsicht ein Novum ist: Als Dinamo im Achtelfinale die Landsmänner von Metalist Kharkov aus dem Rennen warf, war dies das erste rein ukrainische Duell in der Geschichte europäischer Wettbewerbe. Das Duell der beiden Dauerrivalen gab es dagegen nur auf nationaler Ebene. Außerdem erreichte noch nie ein Team aus dem osteuropäischen Land das Halbfinale des UEFA-Cups - geschweige denn zwei. Auch der letzte Achtungserfolg des ukrainischen Fußballs liegt einige Jahre zurück. In der Saison 98/99 scheiterte Dinamo Kiev erst im Halbfinale der Champions League an Bayern München. Nun aber wird eines der beiden Teams mindestens das Finale erreichen.

Was in Europa gerade erstmals zu sehen ist, ist in der Ukraine sportlicher Alltag. Zu Hause in der Visha Liga dominieren Kiev und Donetsk beinahe nach Belieben. Dinamo holte von 1993 bis 2001 sämtliche Meisterschaften, bevor Shaktar mit Petrodollars ins Titelrennen eingreifen konnte. Seitdem holten die Ost-Ukrainer vier Titel, Kiev derer drei. In diesem Jahr scheint wieder der Hauptstadtclub die Nase vorne zu haben, bei 12 Punkten Vorsprung ist Dinamo kaum noch einzuholen. Auch im ukrainischen Pokal bietet sich ein ähnliches Bild: Kiev gewann den Cup bei 17 Ausspielungen neun Mal, Donetsk siegte in sechs Finals. Nur zwei Mal konnte die Vorherrschaft der beiden Rivalen zu Beginn der 90er Jahre gebrochen werden. Diese Saison aber wird es zumindest kein Finale zwischen Dinamo und Shaktar geben. Denn sie treffen bereits im Halbfinale aufeinander, in dem Donetsk versuchen wird, sich für die vergebene Meisterschaft zu revanchieren. Ein klein wenig ist dies der Mannschaft von Mircea Lucescu bereits zu Beginn der Saison gelungen: Der erste Titel des Jahres, der "Superkubok", ging ins Donetsk-Becken.

Verschlungene Pfade nach Istanbul

Der Weg ins Finale nach Istanbul verlief bisher weder für Dinamo noch für Shaktar problemlos. Beide Teams traten zuerst in der Königsklasse an, konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Achtungserfolge waren dennoch dabei: Kiev etwa siegte in Porto und trotzte dem Arsenal FC ein Unentschieden ab. Donetsk kam im letzten Spiel der Gruppenphase zu einem 3:2 in Barcelona. Trotz der sportlichen Bedeutungslosigkeit dieses Spiels ließ das Ergebnis Europas Fußballelite aufhorchen. Im Achtelfinale des UEFA-Cups wäre der europäische Traum dann für beide Mannschaften fast vorbei gewesen. Kiev schoss sich in Kharkov erst kurz vor Schluss eine Runde weiter, wohingegen Donetsk eine 0:1 Hinspielniederlage gegen CSKA Moskau gerade noch umdrehen konnte.

Wirklich überzeugend waren dann aber die Auftritte im Viertelfinale: Donetsk siegte zwei Mal gegen den französischen Titelkandidaten Olympique Marseille, während Dinamo Kiev Paris St. Germain keine Chance ließ. Die Frage, ob es am Donnerstag einen Favoriten gibt, ist schwer zu beantworten. Kiev hatte in der Vergangenheit leicht die Nase vorne, Donetsk fuhr meist mit leeren Händen wieder nach Hause. In dieser Saison aber führt zwar Dinamo die Tabelle an, doch die bisherigen zwei Duelle entschieden die Männer aus dem Donetsk-Becken für sich. Im Hexenkessel Valeriya Lobanovskovo-Stadion wäre den Gästen diesmal wohl ein Unentschieden durchaus Recht. Kiev aber muss Druck machen und gewinnen, um dann im Rückspiel dem Ansturm der Orangen standhalten zu können. - Joshka -