22.10.2019 06:00 Uhr

Pacult wird 60: "Keine Riesenparty"

Pacult:
Pacult: "Wir Alten entwickeln uns auch weiter"

Wenn Peter Pacult am kommenden Montag seinen 60. Geburtstag begeht, verzichtet der Jubilar auf allzu intensive Feierlichkeiten. "Es wird keine Riesenparty geben. Ich lasse alles auf mich zukommen", kündigte der Wiener an.

Seit Sommer befindet sich Pacult wieder in seiner Heimat, nachdem das Engagement beim montenegrinischen Club OFK Titograd zu Ende ging.

Etwa drei Monate war Pacult als Coach in Podgorica im Amt, auch die vorangegangenen Engagements am Balkan dauerten nicht lange - ein halbes Jahr beim albanischen Verein Kukësi, drei Monate beim serbischen Vertreter Radnički Niš, zwei Monate in Kroatien bei Cibalia Vinkovci und zwei Wochen beim slowenischen Club Zavrč.

Dabei scheiterte es weniger an den Resultaten, denn immerhin führte Pacult Kukësi in die Champions-League- und Titograd in die Europa-League-Qualifikation. Eher waren nicht immer rationale Entscheidungen der Vereinsbosse das Problem. "Trotzdem waren es tolle Erfahrungen", betonte Pacult.

Als Spieler brachte es der ehemalige Stürmer auf 24 Ländermatches (1 Tor), Highlights waren das Finale im Europacup der Cupsieger mit Rapid (1985), zwei Meistertitel mit dem FC Tirol (1989, 1990) und der Aufstieg mit 1860 München ins deutsche Oberhaus (1994). Pacult erzielte damals das Goldtor zum 1:0-Sieg in der entscheidenden Partie gegen Meppen und fixierte damit den Durchmarsch der "Löwen" von der dritten in die erste Liga.

Assistent bei den "Löwen"

Bei 1860 begann auch die Trainerkarriere des Wieners, zunächst als Assistent von Werner Lorant, dann von 2001 bis 2003 als Chefcoach. Es folgten Stationen beim FC Kärnten (2004 - 2005) und Dynamo Dresden (2006), ehe er im September 2006 bei Rapid anheuerte. Nach durchwachsenem Beginn begann es für Pacult bei den Hütteldorfern immer besser zu laufen, bis 2008 der Gewinn der Meisterschaft zelebriert wurde - gleichzeitig der bisher letzte Titel der Grün-Weißen. "Es freut und ehrt mich, dass ich immer noch der letzte Rapid-Meistertrainer bin", erklärte Pacult.

Auf Meisterkurs schwenkte Rapid durch einen legendären 7:0-Triumph bei Red Bull Salzburg ein. Mit jedem Tor, das Rapid in dieser Partie erzielte, schien der Trainer immer mehr in eine für ihn untypische stoische Ruhe zu versinken, von Jubelgesten war wenig zu sehen. "Das hat vielleicht ein bisschen blöd ausgeschaut, denn natürlich habe ich mich gefreut", erzählte Pacult.

Der Coach wusste in Wals-Siezenheim nicht wirklich, wie ihm geschah. "Wir haben schnell 1:0 geführt, da habe ich gedacht, okay, passt. Dann ist bald das 2:0 gekommen und beim 3:0 habe ich geglaubt, ich bin im falschen Film, weil wir jede Chance mit einem Tor abgeschlossen haben. Ruhig bin ich aber erst nach dem 5:0 geworden, da habe ich gemerkt, bumm, es könnte sich ausgehen."

Pacult legte jedoch Wert darauf, dass der Meistertitel nicht dank dieses Matches gewonnen wurde. "Es hat uns den Weg geöffnet, aber entscheidend war, was danach passiert ist, zum Beispiel der Sieg beim LASK." Neben der Partie in Linz gelangen auch in den vier restlichen Saisonrunden ausnahmslos Siege.

Das "Double" gegen Aston Villa

Ebenfalls gern erinnert sich Pacult daran, wie man 2009 und 2010 jeweils Aston Villa im Europa-League-Play-off ausschaltete. Es gab aber auch weniger ruhmreiche Zeiten, so etwa im April 2011, als es sportlich nicht mehr rund lief und die Trennung erfolgte, weil der Coach angeblich Kontakt zu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hatte. Pacult: "Der Abschied war nicht gerechtfertigt. Dieses Gerücht um Red Bull hat überhaupt nicht gestimmt."

Einen Monat nach dem Abgang unterschrieb der Jubilar dann doch beim damaligen Viertligisten RB Leipzig, im Sommer 2012 wurde Ralf Rangnick Sportdirektor und Pacult war Geschichte. Weiter ging es für den Floridsdorfer bei Dynamo Dresden (2012 - 2013) und dem FAC, ehe das Balkan-Abenteuer begann.

Bei Rapid gab es seit Pacults Abschied einige Turbulenzen, vor allem die jüngere Vergangenheit ist von Misserfolgen gekennzeichnet. "Warum das so war, kann und will ich nicht einschätzen. Ich bin nicht nahe genug dran und will nicht den Oberlehrer spielen", sagte Pacult, der sich in seiner Zeit bei Rapid so manches Scharmützel mit den Ultras geliefert hatte.

Unabhängig davon würde sich Pacult einen klarer definierten Umgang der Clubspitze mit der organisierten Fanszene der Grün-Weißen wünschen. "Es sind gewisse Dinge vorgefallen, die von Vereinsseite zu sehr verharmlost wurden. In einigen Situationen hätte der Verein anders handeln müssen."

Keine Rückkehr zu Rapid

Eine Rückkehr zu Rapid ist wohl ausgeschlossen, und auch eine Tätigkeit bei einem anderen österreichischen Bundesligisten hält Pacult für äußerst unwahrscheinlich. "Realistischerweise sind die Chancen sehr gering, ich kann auch nicht sagen, warum. Da müsste man andere fragen, denn wenn man sich meinen Punkteschnitt anschaut, ist das keine schlechte Bilanz."

An ein Ende seiner Betreuertätigkeit ist trotzdem noch lange nicht gedacht. "Ich bin gerne Trainer und möchte meine Erfahrungen weitergeben. Ich habe auch keine Berührungsängste, etwas Neues zu machen." Für den Trend, dass Clubs immer mehr auf junge Trainer setzen, hat Pacult nur bedingt Verständnis. "Das ist zwar ein normaler Prozess, aber wir Alten entwickeln uns auch weiter."

apa