Jérôme Boateng und Olympique Lyon - das passt bisher überhaupt nicht zusammen. Nach seinem Abschied vom FC Bayern war der deutsche Innenverteidiger mit riesigen Vorschusslorbeeren nach Frankreich gewechselt, dort seither aber meilenweit hinter seinen Möglichkeiten geblieben. Ein Ligue-1-Experte hat dem Weltmeister von 2014 nun ein vernichtendes Zwischen-Zeugnis ausgestellt.

In Frankreich gilt "L'Équipe"-Reporter David Fioux als ausgewiesener Fachmann für die Geschehnisse rund um den Traditionsverein Olympique Lyon, entsprechend viel Gewicht haben seine Einschätzungen im In- und Ausland.

Was der Journalist jetzt in einem Gastbeitrag für die "Sport Bild" über den früheren Bayern-Star Jérôme Boateng geschrieben hat, ist daher umso alarmierender.

"Der große Jérôme ist offenbar in München geblieben. Auf jeden Fall ist er in Lyon nie angekommen!", urteilte er knallhart über die erste Saison des Abwehrspielers bei "OL".

Auf dem Platz wirke Boateng "langsam und instabil", gelegentlich gar "überfordert", verdeutlichte Fioux die schwerwiegenden Probleme des 33-Jährigen, der seinen Stammplatz im Team von Trainer Peter Bosz längst verloren hat.

Nach Abschied vom FC Bayern: Boateng kann "Frustration nicht verbergen"

Boateng habe in Lyon nicht nur mit körperlichen Defiziten ("Höchstens 60 Minuten kann er durchhalten") zu kämpfen, sondern auch mit menschlichen.

Der Routinier habe "das Vertrauen seiner Mitspieler doppelt verloren", so Fioux: "Sportlich gesehen, weil er nicht mehr liefert. Und menschlich gesehen, weil er nicht wie ein positiver Leader wirkt."

Boateng habe "oft Zoff mit seinen Kollegen" gehabt und deshalb "in der Mannschaft und auch beim Trainer keinen Rückhalt mehr". Aktuell könne er "seine Frustration nicht verbergen".

Der gebürtige Berliner war im Spätsommer 2021 ablösefrei nach Lyon gewechselt, nachdem sein Arbeitspapier beim FC Bayern nach zehn Jahren nicht mehr verlängert worden war. Bei Olympique unterschrieb er für zwei Spielzeiten.

Fioux ist sich jedoch nicht sicher, ob Boateng seinen Vertrag bei "OL" tatsächlich erfüllen wird. "Lyon hätte wahrscheinlich nichts dagegen, wenn er im Sommer wieder gehen würde. Die Strahlkraft des Weltmeisters hat man bei Olympique schließlich nie wirklich spüren können", resümierte der Experte.