Wegen "One Love"-Binde: Katarische Polizei stoppt TV-Team

In Katar ist es im Rahmen der Berichterstattung zur Fußball-WM erneut zu einem besorgniserregenden Zwischenfall gekommen. Wie schon vor wenigen Tagen wurde wieder ein dänisches TV-Team an der Arbeit gehindert, diesmal augenscheinlich wegen der ohnehin vieldiskutierten "One Love"-Binde am Arm des Reporters.
Kurz vor dem Startschuss der Weltmeisterschaft in Katar löste ein mutmaßlich willkürlicher Eingriff katarischer Sicherheitskräfte gegen ein dänisches Fernsehteam weltweite Empörung aus.
Obwohl der Turnier-Gastgeber darum bemüht war, im Anschluss die Wogen zu glätten und den betroffenen Journalisten eine Entschuldigung zukommen ließ, scheint man in dem Ölstaat nicht viel aus dem Zwischenfall gelernt zu haben.
Anders ist kaum zu erklären, was Reporter Jon Pagh am Montag vor dem Mannschafts-Hotel der dänischen Auswahl erlebt hat. In einem Video, das er selbst bei Twitter geteilt hat, ist zu sehen, wie katarische Polizisten ihn vor laufender Kamera an einer TV-Schalte hindern.
Ausschlaggebend war offenkundig die "One Love"-Binde an Paghs Arm. Ebenjenes Zeichen für Vielfalt und Toleranz war kurz zuvor von der FIFA unter Androhung persönlicher Strafen bei WM-Spielen verboten worden.
In dem Video appelliert der Journalist mit ruhiger Stimme an den Polizisten, dass es sich doch "nur um Farben" handele ("It's just colors"). Dennoch fordert ihn die Ordnungskraft auf, die Binde abzunehmen. Selbst die Bitte, das kleine Stoffstück zumindest in der Hand halten zu dürfen, um es den Zuschauern zu präsentieren, wird abgelehnt.
Auch wenn die Situation nicht eskaliert, wirkt sie doch bedrohlich, immer wieder halten die Polizisten ihre Hand vor die laufende Kamera. Paghs Hinweis, dass auf der Binde lediglich "One Love" geschrieben steht, wird ignoriert. Um weitere Konflikte zu vermeiden, verließen die Medienschaffenden daraufhin den Standort.
Weitere Zwischenfälle am Montag
Damit wird immer deutlicher: In Katar wird auch außerhalb der Stadien mit aller Härte gegen das Regenbogen-Symbol vorgegangen.
Am Montag wurden walisische Fans daran gehindert, die Arena mit Fischermützen in bunten Farben zu betreten. Der renommierte Journalist Grant Wahl wurde gar für 25 Minuten in Arrest genommen, nachdem er ein Shirt mit Regenbogen-Farben getragen hatte.
Es steht zu befürchten, dass dies nicht die letzten Eingriffe in die Presse- und Meinungsfreiheit während der WM in Katar gewesen sind.