28.11.2022 11:45 Uhr

Das ist die größte Baustelle im DFB-Team

Deutschland wahrt seine Achtelfinalchance bei der Fußball-WM
Deutschland wahrt seine Achtelfinalchance bei der Fußball-WM

Deutschlands Nationalmannschaft ist mit einer leidenschaftlichen Vorstellung gegen Spanien endlich in der Fußball-WM angekommen. Insbesondere eine große Problemzone bleibt. Zudem droht Thomas Müller die Bank. Drei Erkenntnisse zum zweiten Gruppenspiel.

1. Erkenntnis: Deutschlands Nationalmannschaft lebt

Nach der völlig unnötigen Niederlage gegen Japan musste die Nationalmannschaft mächtig Kritik einstecken. Auch die Spieler selbst nahmen kein Blatt vor den Mund. Die 90 Minuten gegen Spanien zeigten dann, dass das Innenleben stimmt und die Mannschaft lebt. 

Es wurde abgeklatscht, sich gegenseitig angefeuert und auch kleinere Erfolgserlebnisse wie Tore gefeiert.


Welcher TV-Sender überträgt die FIFA-WM-Spiele 2022 live?

  • MagentaTV zeigt alle 64 Partien live, 16 davon exklusiv* (unter anderem zwei Achtelfinals und ein Viertelfinale).
  • Die ARD überträgt 24 Spiele live, darunter zwei Gruppenspiele der DFB-Elf sowie Endrundenspiele und das Finale.
  • Im ZDF läuft das deutsche Gruppenspiel gegen Spanien, aber auch Partien der Gruppen F, G und H.


Bezeichnend war etwa Leon Goretzka, der in der fünften Minute der Nachspielzeit einen Zweikampf gegen Nico Williams mit letzter Kraft und viel Willen für sich entschied und damit einen möglichen Konter vermied.

Gegen Japan hatten die Schützlinge von Hansi Flick noch 52 Prozent der Zweikämpfe verloren. Nur Antonio Rüdiger zeigte genügend Giftigkeit im Duell Mann gegen Mann.

Im zweiten Gruppenspiel entschied das DFB-Team 57 Prozent der Duelle für sich. Allein in der ersten Hälfte foulten die Deutschen häufiger (8 Mal) als im gesamten ersten Spiel (sechs Fouls).

Gerade in den ersten 30 Minuten lief Deutschland zwar viel hinterher und hatte wenig Ballbesitz, ließ die Spanier jedoch mit seiner Galligkeit und ein paar taktischen Fouls nicht zur Entfaltung kommen.

Goretzka stach mit einer Zweikampfquote von 71 Prozent und seiner herausragenden Körperlichkeit besonders hervor. 

Auch Antonio Rüdiger beeindruckt: 14 von 14 Zweikämpfen gewann der Abwehrchef von Real Madrid im bisherigen Turnierverlauf - eine 100-Prozent-Quote!

2. Erkenntnis: Verteidigung verbessert, Problemzone bleibt

Zwei Wechsel nahm Hansi Flick im Vergleich zum ersten Gruppenspiel vor: Thilo Kehrer kam für Nico Schlotterbeck in die Mannschaft - dafür rückte Niklas Süle in die Innenverteidigung - und Leon Goretzka kam für den gegen Japan blassen Kai Havertz ins Team.

Angesichts der überraschenden japanischen Niederlage gegen Costa Rica musste der Bundestrainer nicht bedingungslos auf Angriff setzen. So agierte seine Mannschaft zunächst mit der Devise: Defense first.

Nur sieben Schüsse verzeichnete das spanische Team in 90 Minuten, darunter allerdings auch einen von Manuel Neuer an die Latte abgewehrten Versuch von Dani Olmo (7.) sowie den Treffer durch Alvaro Morata (62.).

Auffällig war zudem, dass Deutschland das taktische Konzept, das in der ersten Halbzeit bereits gut aufging, nach dem Seitenwechsel noch konsequenter fortsetzte. Die Partie verlagerte sich immer weiter weg vom deutschen Tor.

Hatte Spanien vor der Pause noch 14 Ballkontakte im Sechzehner der Deutschen, waren es in den zweiten 45 Minuten nur ganze drei.

Aus Sicht der DFB-Elf war die Entwicklung umgekehrt: Auf drei Ballkontakte im spanischen Strafraum vor der Pause folgten 17 (!) im zweiten Durchgang.

Problemzonen gibt es im deutschen Spiel aber weiterhin. Die Rechtsverteidigerposition bleibt eine große Baustelle für Flick. Thilo Kehrer nutzte gegen Spanien seine Chance dort nicht.

Der Flick-Liebling von West Ham United ließ Gegenspieler Dani Olmo oftmals zu viel Platz und war in der Offensive gar kein Faktor.

In der 70. Minute reagierte der Bundestrainer und brachte Lukas Klostermann ins Spiel. Der Leipziger löste seine Aufgabe defensiv deutlich besser als Kehrer und war sogar am Ausgleichs mitbeteiligt.

Klostermann, der allerdings aus einer monatelangen Verletzungspause kommt, könnte gegen Costa Rica in der Startelf stehen.

3. Erkenntnis: Niclas Füllkrug gehört in die Startelf

Für seine Wechsel im Spiel gegen Japan war Hansi Flick harsch kritisiert worden, riss er doch das Herz der deutschen Mannschaft - das Mittelfeld - mit zwei Wechseln in der 67. Minute auseinander.

Kurioserweise nahm er gegen Spanien, diesmal nach 70 Minuten, genau dieselben Spieler vom Feld: Ilkay Gündogan und Thomas Müller (zudem ging auch der schwache Kehrer).

Gegen Spanien aber stachen Flicks Joker: Am Ausgleich von Niclas Füllkrug (83. Minute), der für Müller in die Partie gekommen war, waren in der Entstehung mit Leroy Sané und Lukas Klostermann zwei weitere Einwechselspieler beteiligt.

Die Schlagzeilen anschließend gehörten aber Füllkrug, der in seinem dritten Länderspiel sein zweites Tor erzielte.

Sein humorloser Abschluss, mit der Spaniens Torhüter Unai Simon nicht den Hauch einer Abwehrchance ließ (73.), war ein Empfehlungsschreiben für einen Startelfeinsatz gegen Costa Rica - auch wenn Dauerbrenner Müller dann die Bank drohen könnte.

Füllkrug avancierte zudem in seinen nur rund 20 Minuten Spielzeit zum deutschen Spieler mit den meisten Abschlüssen (3) und den meisten Ballkontakten im gegnerischen Strafraum (4).

Unter dem Strich zeigte die DFB-Elf gegen die Spanien die richtige Reaktion. Gegen Costa Rica haben die Deutschen aber wieder ein völlig anderes Spiel vor der Brust.

Noch ist nichts erreicht, denn die bisherige Gruppenphase ist historisch schwach: Nie zuvor war Deutschland nach den ersten beiden Spielen einer Weltmeisterschaft sieglos.

Lars Wiedemann 

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