16.02.2024 11:55 Uhr

Fehlende Führungsqualität: Südkorea rechnet mit Klinsmann ab

Ist nicht länger Südkoreas Trainer: Jürgen Klinsmann
Ist nicht länger Südkoreas Trainer: Jürgen Klinsmann

Jürgen Klinsmann war längst in seine kalifornische Heimat zurückgekehrt, als die südkoreanischen Bosse in knapp 10.000 Kilometern Entfernung knallhart mit ihm abrechneten.

Dem ehemaligen Bundestrainer fehle es an den "nötigen Führungsqualitäten" in Bereichen wie Taktik und Personalführung, Klinsmanns Einstellung sei "hinter den Erwartungen zurückgeblieben". Und überhaupt sei der Verband sich einig, ergänzte Präsident Chung Mong-Gyu am Freitag in Seoul, "dass dies in Zukunft nicht besser werden würde".

Nach nicht einmal einem Jahr endete Klinsmanns Mission bei den Südkoreanern somit vorzeitig. Die Trennung vom Nationalcoach, die der Fußballverband KFA am Freitag nach einer "umfassenden Analyse" in bemerkenswert scharfen Tönen verkündete, ist die Folge des Scheiterns beim Asien-Cup. Der Titelfavorit war in Katar im Halbfinale gegen Überraschungsteam Jordanien ausgeschieden. Klinsmanns Vertrag lief ursprünglich bis einschließlich der WM 2026.

Es sei "eine unglaubliche Reise" gewesen, sagte Klinsmann, der in den Sozialen Medien eine Botschaft an seine Spieler, den Trainerstab und die Fans richtete: "Vielen Dank für eure Unterstützung, die uns ins Halbfinale des Asien-Pokals gebracht hat, und eine unglaubliche Reise in den letzten zwölf Monaten, in denen wir 13 Spiele in Folge nicht verloren haben. Kämpft weiter!"

Heftige Kritik in Südkorea

So versöhnlich wie der 59-Jährige waren seine Chefs nicht gestimmt. Seit seinem Amtsantritt im Februar 2023 riss die Kritik an dem Weltmeister von 1990 nie ab. Klinsmann, der mit Südkorea eigentlich den ersten Kontinentaltitel nach 64 Jahren holen und das Team für die Weltmeisterschaft wettbewerbsfähig machen wollte, habe bei seinen kurzen Aufenthalten im Land die Öffentlichkeit ignoriert, lautete einer der monierten Punkte. Er habe deshalb das Vertrauen verloren.

Von Beginn an war Klinsmann auch die Wahl seines Wohnsitzes in den USA vorgeworfen worden. Nach der jüngsten Enttäuschung gegen Jordanien (0:2), die in Medien als "Desaster" oder gar "Katastrophe" bezeichnet wurde, war der Druck immer größer geworden. Die Angriffe waren teils auch persönlich gewesen. Doch einen Rücktritt schloss Klinsmann aus.

Dem früheren Stürmer wurden auch interne Streitereien zum Verhängnis, im Team hatte es gehörig gekracht. Nach "SID"-Informationen war es am Vorabend des Halbfinals beim Essen zu einem Streit innerhalb der Mannschaft gekommen. Superstar Heung-Min Son und der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler Kang-In Lee mussten voneinander getrennt werden, dabei kugelte Son sich einen Finger an der rechten Hand aus. "Dieser Vorfall zeigt uns, worauf wir achten müssen, wenn es darum geht, eine Nationalmannschaft in Zukunft zu führen", sagte Chung. Eine weitere Spitze gegen Klinsmann.

Der Schwabe, als Bundestrainer eine der Hauptfiguren des Sommermärchens 2006, hatte nach seinem unrühmlichen Ende bei Hertha BSC drei Jahre auf ein neues Traineramt gewartet. Nun endete ein Engagement erneut vorzeitig - ihm winkt wohl eine millionenschwere Abfindung. Wer auf den 108-maligen Nationalspieler folgt, ist noch unklar.