Der BVB-Aufschwung war nur ein Strohfeuer

Borussia Dortmund kommt nach einer erschreckend schwachen zweiten Halbzeit nicht über ein 1:1 gegen den OSC Lille im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals hinaus. Die Aufbruchsstimmung rund um den BVB ist schon wieder dahin. Ein Kommentar.
6:0 gegen Union Berlin, 2:0 beim FC St. Pauli - in der Bundesliga schien Borussia Dortmund zuletzt wieder in die Spur gefunden zu haben. Da kam der Wohlfühl-Wettbewerb Champions League für den BVB gerade recht - hätte man meinen können.
Was sich dann aber am Dienstag in den zweiten 45 Minuten gegen den OSC Lille, bei allem Respekt kein Gegner von absolutem Über-Format, im Hinspiel des Achtelfinals der Königsklasse abspielte, war ein schrecklicher Rückfall in "alte" Zeiten.
Ordentlich bis stark hatte der BVB gegen die Franzosen begonnen, Karim Adeyemis sehenswerter Schuss brachte in der 22. Minute die Führung. Mit etwas mehr Konsequenz hätte auch ein 2:0 folgen können.
BVB stellt Fußballspielen ein
Was Trainer Niko Kovac seinen Schützlingen in der Pause dann mit auf den Weg gab, ist nicht überliefert. Mit Sicherheit wird der 53-Jährigen ihnen aber nicht geraten haben, das Fußballspielen einzustellen. Doch genau das tat der BVB quasi kollektiv.
Nach vorne ohne Verve, im Rückwärtsgang plötzlich lückenhaft und sorglos, insgesamt viel zu passiv: Es lief nahezu nichts mehr zusammen auf Dortmunder Seite. "Unsauber" habe man agiert, sagte Adeyemi nach der Partie bei "Amazon Prime" reichlich euphemistisch.
Lille musste eigentlich nur auf Fehler des BVB lauern - und schlug dann in Person von Hákon Haraldsson in der 68. Minute zu. Danach wackelten die Gastgeber noch ein paar Mal bedenklich, auch eine Niederlage lag im Bereich des Möglichen.
So oder so: Mit dem mageren 1:1 im Gepäck droht dem BVB im Rückspiel in Lille kommende Woche das Aus in der Königsklasse.
BVB-Aufschwung nur ein Strohfeuer
Zumal es nach den in Teilen verheerenden Eindrücken vom Champions-League-Abend fraglich ist, ob sich die Borussia im Liga-Heimspiel gegen den zuletzt formstarken FC Augsburg am Samstag neues Selbstvertrauen für das zweite Duell gegen die Franzosen holen kann.
Der kurze BVB-Aufschwung, so scheint es jetzt, war nur ein Strohfeuer, bedingt auch durch die Schwächen von Union und St. Pauli.
Von den weiter vorhandenen Baustellen im eigenen Spiel kann auch der Dortmunder Ärger über Schiedsrichter José Sánchez Martínez nicht ablenken.
Der Referee hatte Lilles André Gomes für seinen harten Tritt gegen Daniel Svensson, der sich dadurch am Knie verletzte, nicht einmal Gelb gezeigt. Auch der VAR griff nicht ein.